Keramion
„So was Schönes wird in Frechen gemacht?“
Frechen - (lk) Viele Jahrzehnte war die Töpfermeisterin und Künstlerin Gertrud
Schneider-Kirilowitsch in Frechen der Inbegriff des Töpferns.
„Viele Frechener haben bei ihr einen Töpferkurs gemacht,
Ausstellungen von ihr besucht oder Arbeiten von ihr gekauft“, weiß
Keramion-Leiterin Gudrun Schmidt-Esters. Das Keramikmuseum würdigt
das Werk der im vergangenen Jahr verstorbenen Künstlerin Gertrud
Schneider-Kirilowitsch jetzt mit einer Ausstellung. Sie gibt einen
Überblick über das reichhaltige Werk der Keramikerin, deren
Markenzeichen geometrische Gefäßkörper mit einer seidenmatten
schwarz-grauen Glasur waren.
„Ihre künstlerische Tätigkeit hat sie vor allem dem Schaffen von
Gefäßkörpern gewidmet. Über vier Jahrzehnte war es ihr ein
Anliegen, formvollendete und technisch gekonnte Tassen, Teller und
Objekte herzustellen, bei denen der Gebrauchswert nicht im Vordergrund
stand“, erklärt Kuratorin Christine Otto.
Die Exponate stammen hauptsächlich aus zwei großzügigen
Schenkungen, die die Künstlerin der Stadt Frechen 1984 und 1993
überlassen hat. „Uns war wichtig, neben den Werken auch die Person
und ihre Bedeutung für Frechen zu präsentieren“, sagt Gudrun
Schmidt-Esters.
Daher werden – neben 200 ausgesuchten Exponaten – auch
Zeitungsartikel aus der Schaffenszeit der mehrfach ausgezeichneten
Künstlerin präsentiert. Die Artikel und ihr - in grüner Tinte
verfasste - handgeschriebener Lebenslauf zeichnen das Bild einer
„taffen Frau“.
Das Frauenmagazin „Constanze“ berichtete im Jahre 1950 über die
Töpfergesellin, die in der Frechener Steinzeugindustrie, als Dreherin
von Verschlussdeckeln für Kanalisationsrohre, ihren Lebensunterhalt
verdiente.
In ihrer Freizeit baute sie aus einer Motorradachse, einem Gewehrlauf
und dem Deckel (oder Boden) eines Sauerkrautfasses ihre erste
Töpferscheibe. Die darauf entstandenen Arbeiten weisen alle eine
leichte Schieflage auf. Gebrannt wurden sie übrigens – gemeinsam
mit den großen Steinzeugrohren – in den Brennöfen der Frechener
Fabriken.
Neben ihrer Tätigkeit als Dreherin, machte die junge Töpferin in der
Abendschule ihren Meister. Eins ihrer Meisterstücke überreichte
„Fräulein Schneider“ sogar Bundeskanzler Konrad Adenauer, der
daraufhin fragte: „So was Schönes wird in Frechen gemacht?“
1953 eröffnete sie in Frechen ihre eigene Töpferwerkstatt. 1960
heiratete sie den Bildhauer Attila Kirilowitsch und zog mit ihm nach
Herdecke. Doch Frechen ließ seine Keramik-Institution nur ungern
ziehen. Also wurde im Jahr 1970 eine Delegation der Stadt nach
Herdecke geschickt, um Gertrud Schneider-Kirilowitsch wieder nach
Frechen zu locken. Das Unternehmen hatte Erfolg.
Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie im Haus Bitz in Bachem ihr
kreatives Domizil, wo sie Generationen von Frechenern in der Kunst des
Töpferns unterrichtete.
1992 beendete sie ihre keramische Tätigkeit. Nach dem Tod ihres
Mannes im Jahr 2015 zog Gertrud Schneider-Kirilowitsch in den
Sebastianus-Stift in Gleuel, wo sie – im Alter von 94 Jahren
verstarb.
Die Ausstellung im Keramion, Bonnstraße 12, wird am Freitag, 23.
März, um 16 Uhr eröffnet und ist anschließend bis Sonntag, 6. Mai,
zu sehen. Das Keramion ist dienstags bis freitags und sonntags von 10
bis 17 Uhr und samstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: 3-5
Euro.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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