Gerd Berger Halle Frechen Königsdorf
Stadt Frechen versagt bei Sporthallen und Flüchtlingsunterkünften
Bürger fühlen sich von Stadt und Presse fehlinformiert
Frechen Königsdorf - Die Gerhard-Berger-Halle in Frechen-Königsdorf, einst ein zentraler Ort für Schul- und Vereinssport, bleibt weiterhin Notunterkunft für Geflüchtete und das wohl auf absehbare Zeit. Die Nachricht trifft die lokale Gemeinschaft hart, insbesondere da auch die Sporthalle der Grundschule in Königsdorf wegen eines Sanierungsstaus geschlossen bleibt. Die Verzweiflung wächst, während klare Lösungen fehlen.
Ein besonders brisantes Statement der Bürgermeisterin Susanne Stupp (CDU), Mitte November auf einer Infoveranstaltung, bringt die ohnehin angespannte Situation auf den Punkt: „Sie wissen genauso gut wie ich, dass heute kein Mensch sagen kann, wann die Gerd-Berger-Halle wieder frei sein wird.“ Diese ehrliche, aber ernüchternde Aussage steht in krassem Gegensatz zu wiederholten Zusicherungen der Stadt, die Halle bald wieder für den Sportbetrieb freizugeben.
Die Bedeutung der Flüchtlingsthematik für den Stadtrat und die politischen Parteien scheint begrenzt zu sein. Auf der gestrigen Ratssitzung vom 10.12.24 wurde der Punkt A5 „Unterbringung Geflüchteter im Stadtgebiet“ in gerade einmal vier Minuten abgehandelt. Dabei gab es lediglich drei kurze Nachfragen an Bürgermeisterin Stupp (CDU). Besonders bemerkenswert: Es wurde nur kurz darauf hingewiesen, dass die dem Tagesordnungspunkt zugrunde liegende Unterbringungsbelegung fehlerhaft war.
Die knappe Behandlung eines so zentralen Themas zeigt, wie wenig Priorität die Problematik der Geflüchtetenunterbringung in der politischen Debatte genießt, trotz der erheblichen Auswirkungen auf die gesamte Stadtgemeinschaft. Auch wurde aus Hintergrundgesprächen klar, dass ausschließlich Gespräche im Hinterzimmer stattfinden, damit keine Informationen nach außen dringen. Geht so Demokratie?
Während die Menschen in Königsdorf noch immer auf eine Lösung warten, zeigt ein Blick in die Nachbargemeinde Elsdorf, dass eine Entlastung durchaus möglich ist, wenn rechtzeitig geplant wird. Dort wurde die Dreifachturnhalle am Schulzentrum, die seit Sommer 2022 als Notunterkunft diente, wieder für Schulen und Vereine geöffnet.
Die Geflüchteten, die zuvor in der Halle untergebracht waren, konnten in ein eigens hergerichtetes Containerdorf umziehen. Dieser Umzug bietet nicht nur den Bewohnern mehr Privatsphäre und reduziert mögliche Konflikte, sondern ermöglicht es den Schulen und Vereinen, die Halle - wenn auch mit Einschränkungen - wieder zu nutzen. Der Sanierungsbedarf bleibt, doch die Halle ist zumindest teilweise wieder für sportliche Aktivitäten freigegeben.
Oft wird in Diskussionen über eine Entlastung der Gerhard-Berger-Halle die geplante Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Königsdorf als Hoffnungsträger genannt. Doch entgegen dieser Darstellung sorgt eine ZUE nicht für eine Freigabe der Sporthalle. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Funktionen und Zielgruppen dieser Einrichtungen.
Die Gerhard-Berger-Halle dient aktuell als Unterkunft für Geflüchtete, die bereits einen Schutzstatus oder eine Duldung erhalten haben. Diese Menschen verbleiben meist längerfristig in der Kommune, da sie ein Recht auf Integration und Unterstützung vor Ort haben. Sie benötigen daher Wohnungen, Integrationskurse und Betreuung, was die Kapazitäten der Stadt belastet.
Eine ZUE hingegen dient der Erstaufnahme von Geflüchteten ohne Status. Diese Menschen befinden sich in der Regel im Asylverfahren und werden nach kurzer Zeit entweder anerkannt und einer Kommune zugewiesen oder zurückgeführt. Der Betrieb einer ZUE hat somit keinen direkten Einfluss auf die Belegung der Gerhard-Berger-Halle, da deren Bewohner eine völlig andere Rechtsgrundlage haben und nicht dorthin verlegt werden können.
„Es ist ein Missverständnis, zu glauben, dass eine ZUE die Sporthalle freimacht“, erklärt ein Experte für Migrationspolitik. „Die Halle wird von Menschen genutzt, die bereits Teil der Kommune sind und langfristige Unterstützung benötigen. Eine ZUE schafft keine Wohnungen oder alternativen Unterkünfte für diese Personen.“
Seit Jahren wird über Lösungen diskutiert, die die Gerhard-Berger-Halle entlasten könnten, doch Ergebnisse fehlen. Währenddessen hat die Stadt es versäumt, in den kontinuierlichen Ausbau von Unterkünften zu investieren. „Es ist kein neues Problem, dass Frechen Geflüchtete unterbringen muss“, sagt ein Bürger. „Die Stadt hätte längst in Wohnungen und andere Einrichtungen investieren können, um diese Situation zu vermeiden.“
Die fehlende Planung sorgt für Frustration, besonders bei der Schule und Vereinen in Königsdorf. Ohne die Gerhard-Berger-Halle und die geschlossene Sporthalle der Grundschule fehlt es an Räumen für Sportunterricht und Training.
Um den Sportunterricht der Grundschule dennoch aufrechtzuerhalten, wird auf die Aula und Klassenräume ausgewichen. Doch Eltern und Lehrkräfte sind sich einig: Das ist keine akzeptable Dauerlösung.
„Eine Aula ist für Veranstaltungen konzipiert, nicht für Bewegungstraining“, erklärt eine Lehrerin der Grundschule. „Es fehlt an Platz, Ausstattung und Sicherheit, um den Kindern ein sinnvolles Bewegungsangebot zu machen.“ Ein besorgter Vater ergänzt: „Unsere Kinder werden hier komplett im Stich gelassen. Es reicht nicht, einfach Tische zur Seite zu schieben und das als Ersatz zu verkaufen.“
Die Situation belastet nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Vereine und die gesamte soziale Infrastruktur in Königsdorf. Sportvereine, die seit Jahren auf Ausweichmöglichkeiten angewiesen sind, mussten ihre Angebote reduzieren oder ganz einstellen.
„Sport ist nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft und Integration“, sagt ein Vereinsvorstand. „Wenn diese Strukturen wegbrechen, verlieren wir einen zentralen Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens.“
Wie lange die Gerhard-Berger-Halle noch blockiert bleibt, bleibt unklar. Sicher ist jedoch, dass die Geduld der Bürgerinnen und Bürger in Königsdorf erschöpft ist. Viele fordern nun ein klares Konzept und die Bereitschaft, langfristig in die Infrastruktur zu investieren.
„Die Stadt muss endlich Verantwortung übernehmen und nachhaltige Lösungen schaffen“, fordert eine Mutter. „Es geht nicht nur um die Halle, es geht um die Zukunft unserer Kinder und unserer Gemeinschaft.“
Die Freigabe der Gerhard-Berger-Halle wird erst dann möglich sein, wenn die Stadt Frechen sich den strukturellen Herausforderungen stellt und den dringend notwendigen Ausbau von Unterkünften konsequent vorantreibt. Bis dahin bleibt die Belastung für die Gemeinschaft – und vor allem für die Kinder – unerträglich.
LeserReporter/in:Tobias Weber aus Frechen |
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