Leser sagen ihre Meinung
„Unsachgemäße Nutzung vermiest eine gute Idee“
Frechen - „E-Scooter in Frechen: Plage oder Segen?“, haben wir vor einigen
Wochen unsere Leser gefragt und darauf überraschend viele Antworten
erhalten. Grund für unseren Aufruf ist ein Fragenkatalog zum Thema
E-Scooter, den die FDP Frechen an die Stadtverwaltung gesendet hat.
Der umfangreiche Fragensatz reicht von der genauen Anzahl von
Anbietern und Fahrzeugen über die einzuhaltenden Regularien bis hin
zur Akzeptanz in der Bevölkerung. Antworten von der Stadt erwarten
die Liberalen im Ausschuss für Verkehr, Umwelt und Klima am Dienstag,
30. November, 17 Uhr im Rathaus.
Das Fazit unserer Leser fällt ziemlich deutlich aus: Die meisten
halten die E-Scooter für eine Plage, wobei nicht die Fahrzeuge,
sondern die Nutzer und manchmal auch die Verleiher kritisiert werden.
„Die Scooter sind nicht das Problem, sondern die Menschen die sie
benutzen und sich dann nicht an die Regeln halten“, schreibt uns
Gregor Pesch. „Wie fast immer gibt es einige, die gute Ideen
vermiesen durch unsachgemäße Nutzung“, ist Dirk Kitzel überzeugt.
„Die Problematik mit den E-Scootern erinnert mich in vielen Aspekten
an die Problematik mit bissigen Hunden. Das Problem sind weder der
Hund noch der Scooter: Das Problem sind die Nutzer, beziehungsweise
Hundehalter“, findet Hubert Winter. Ein „bestimmungsgemäß
genutzter Scooter“ könne, seiner Meinung nach, durchaus eine
Bereicherung zur Lösung der Mobilitätsprobleme darstellen. Solange
das Fehlverhalten von Nutzern und Verleihern aber nicht ordentlich
geahndet würde, würde sich die Problematik weiter verschärfen.
„Die Einführung dieser nichtsnutzigen Geräte war von Herrn Scheuer
als sein Beitrag zum Umweltschutz/Klimawandel gedacht, es ist zum
Totlachen, wenn man die aktuelle Misere zu diesen Dingern heute
sieht“, ärgert sich Rolf Stockey.
Besonders häufig wird das Abstellen oder –legen auf Gehwegen und in
Einfahrten kritisiert. „Die liegen mitten auf den Fußgängerwegen
rum. In der Dunkelheit nicht ungefährlich“, kommentiert Eva-Maria
Qb auf Facebook. Dies stelle besonders Menschen mit Rollstuhl,
Rollator oder Kinderwagen vor Probleme, gibt Jessica Mörs zu
bedenken. Thomas Urbild versteht nicht, warum dieses Fehlverhalten von
Polizei und Ordnungsamt geduldet wird.
„Der Egoismus der Nutzer, die das Gefährt einfach mitten auf Geh-
und Radwegen stehen lassen, ohne an die anderen Verkehrsteilnehmer und
Fußgänger zu denken ist ein Problem. Meiner Meinung nach könnte das
Angebot von Rollern in Stadtgebiet erheblich reduziert werden“,
schreibt Astrid Negri.
Drei quer zum Bürgersteig geparkte Scooter meldete Klaus Kirsten dem
Ordnungsamt. Erst drei Tage später seien sie abgeholt worden. „Ich
frage mich, ob die Nutzer der Fahrzeuge (…) mit einem Ordnungsgeld
belegt wurden? Sie sind ja leicht über die Versicherungsnummern zu
ermitteln. Oder wird der Betreiber zur Kasse gebeten, weil der
möglicherweise aus Gründen des Datenschutzes die Nutzer nicht
benennen wird?“
„Überall liegen die rum!“, ärgert sich auch Alexander Dinhof.
Die aktuelle Nutzung habe nichts mit Umweltschutz zu tun.
Verantwortlich dafür seien nicht nur die Nutzer, sondern auch die
Verleiher: Sie würden zulassen, dass es in Frechen „wie im Wilden
Westen“ zugehe. Sein Vorschlag: „Es müsste feste Plätze zum
Abholen und Zurückbringen geben!“
„Die Logistik ist echt ein Problem“, schreibt Sascha Koll, der das
E-Scooter-Angebot an sich aber schätzt. „Ich bin froh, das Angebot
in Frechen nutzen zu können und dass die Roller überall rumstehen.
So kann man sie auch überall nutzen“, schreibt uns André
Linzenich. Auch wenn er mit 39 Jahren nicht zur Zielgruppe gehöre und
seine Frau kürzlich mit einem E-Scooter gestürzt sei. „Ich wohne
in Frechen City und kann so mein Auto stehen lassen und mit dem Roller
bis vor die Tür des Restaurants, Geschäftes oder Arztes fahren und
bin nicht auf der vergeblichen Suche nach einem nahen Parkplatz“,
erklärt er seinen Standpunkt. Problematisch seien zwei Dinge: Zum
Einen müsste es eine Möglichkeit geben, falsch abgestellte Roller
direkt dem Ordnungsamt zu melden, zum Anderen sollten Roller verboten
werden, die aufgrund einer Fehlfunktion die ganze Nacht Alarmsignale
von sich geben würden.
„Feste Plätze für die Roller“, schlägt auch Oliver Klinkhammer
vor. Viel zu häufig würden abgestellte Roller die Gehwege
verstopfen. Kinder vor einer Grundschule seien deshalb schon auf die
Straße ausgewichen, um an den Rollern vorbeizukommen. Entleih- und
Rückgabestationen würden auch nach Meinung von Angelika und Joachim
Martin für eine breitere Akzeptanz der Scooter in Frechen sorgen.
„In den Niederlanden stehen viele elektrisch angetriebene Fahrzeuge
auf entsprechend gekennzeichneten Plätzen; von diesen E-Scootern bis
zu zweisitzigen elektrisch angetriebenen Rollern. Der Umgang mit
solchen Fahrzeugen auf den Straßen bereitet für andere
Verkehrsteilnehmer keine Unannehmlichkeiten“, berichtet Fritz Koch.
In Frechen sähe es anders aus: „Bei uns in Frechen werden diese
E-Scooter ganz offensichtlich bewusst provokativ überall
„hingeworfen“. Unsere Erziehung bezüglich Respekt und Benehmen zu
einem angenehmen Miteinander ist leider unbefriedigt ausgefallen.“
Sowohl „privat als auch dienstlich“ empfindet Anke Hermann die
E-Scooter als Plage. Sie arbeitet für eine „hiesige
Entsorgungsfirma“. Neben den bereits erwähnten Problemen erwähnt
sie, dass Jugendliche die abgestellten Roller zertrümmern würden, um
an die Akkus zu gelangen. Besonders gefährlich findet sie, dass
Jugendliche und Erwachsene Roller freischalten würden, damit kleine
Kinder damit durch die Straßen fahren könnten.
„Es fahren oft mehr als eine Person und auch Kinder. Man hält sich
nicht an Verkehrsregeln und dadurch, dass sie so leise sind, sind sie
eine Gefahr für Fußgänger und Spaziergänger mit Hund. Niemand
braucht so etwas“, findet Ingrid Schmitz.
„Meine 90-jährige Mutter wohnt in der Hüchelner Straße und
besitzt einen Rollator. Seit es E-Scooter in Frechen gibt muss sie
sehr vorsichtig aus dem Haus gehen, da diese teils mit hoher
Geschwindigkeit und oftmals mit zwei Personen auf dem Bürgersteig
fahren“, teilt uns Karl Heinz Schmidt mit.
„E-Roller sind auf Radwegen, Radfahrstreifen und in Fahrradstraßen
erlaubt. Nur wenn diese fehlen, darf auf die Fahrbahn ausgewichen
werden. Auf dem Gehweg, in der Fußgängerzone und in Einbahnstraßen
entgegen der Fahrtrichtung sind die E-Roller verboten. Sie dürfen auf
dem Gehweg abgestellt werden. Das muss jedoch so geschehen, dass
Fußgänger und Rollstuhlfahrer nicht behindert oder gefährdet
werden“, teilt das Ordnungsamt der Stadt Frechen, auf Anfrage der
Redaktion, mit. Nutzer würden keinen Führerschein benötigen, das
Mindestalter für eine Nutzung läge bei 14 Jahren und die E-Scooter
wären nur für eine Person zugelassen.
„Das fehlende Verbot zum Abstellen der E-Scooter auf Gehwegen macht
ein Verwarngeld wegen einer Behinderung von
Fußgängern/Rollstulhlfahrern fast unmöglich, da ein Verursacher
kaum gerichtfest ermittelt werden kann. Die Halterverantwortlichkeit
ist mehr wie schwammig. Das angestrebte grüne Ziel dieser Geräte,
wird so nicht erreicht werden“, fasst ein ehemaliger Polizist auf
Facebook zusammen und gesteht: „Wenn ich jung wäre, würde ich
diese Geräte auch fahren wollen.“
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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