Schulstart in Frechen
Unterrichtsräume ohne Fenster sind ein Problem

Foto: pixabay

Frechen - „Endlich wieder Schule“, sagen sich aktuell wahrscheinlich mehr
Eltern als Schüler. Viele Erziehungsberechtigte sind des
Homeschoolings müde und ihren Jahresurlaub haben sie nicht selten im
Corona-Shutdown aufgebraucht. Jetzt soll alles wieder seinen gewohnten
Gang gehen, wenigstens fast! Der Schulstart unter Einhaltung der
Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat auch die Grund- und
weiterführenden Schulen in Frechen in der unterrichtsfreien Zeit
beschäftigt. Wir haben bei den Schulleitern nachgefragt, wie sich auf
den Schulstart in Corona-Zeiten vorbereitet haben.

Um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam stemmen zu können,
haben die Grundschulleitungen der sieben Frechener Grundschulen in den
vergangenen Wochen eng zusammengearbeitet.

„Es fanden Gespräche zur gemeinsamen Abstimmung und Planung statt.
Wie bereits im abgelaufenen Schuljahr wurden und werden die erfolgten
Planungen und Festlegungen zum angepassten Schulbetrieb
fortgeschrieben und mit allen Mitarbeitenden in den Schulen
thematisiert“, erklärt Martin Koenen, Leiter der Lindenschule und
Sprecher der Frechener Grundschulleitungen.

Von der Stadt Frechen und der Landesregierung habe man sich
unterstützt gefühlt, auch wenn die Informationen der Landesregierung
an die Schulen „teilweise sehr kurzfristig“ übermittelt würden
und es in der Vorbereitungszeit, durch die Ferien, in den Schulen und
in der Verwaltung, an Personal gefehlt habe.

Als „schwierig“ empfinden die Grundschulleiter die sich
widersprechenden Vorgaben zur unterschiedlichen Handhabung der
Maskenpflicht am Vormittag im Unterricht und am Nachmittag in der OGS.
Koenen: „Eine einheitliche Maskenregelung für den Unterricht und
die OGS-Zeit wäre sicher sinnvoll gewesen.“ Eine Maskenpflicht am
Sitzplatz gäbe es an Grundschulen in NRW „zum Glück“ nicht.

Das Frechener Gymnasium hat seit Anfang August intensiv an einem
Konzept für den Schulstart unter Corona-Bedingungen gearbeitet. In
zwei Lehrerkonferenzen wurden alle Vorgaben besprochen, die Eltern und
Schüler wurden mit einem sechsseitigen Infobrief auf den neuen
Schulalltag vorbereitet.

Schulleiterin Petra Bold freut sich, dass die Frechener
Stadtverwaltung die Umsetzung der Rechner für Schüler und Lehrer
„offenbar zügig“ angeht und spart nicht mit Kritik an der
Landesregierung: „Die wirft uns leider immer noch Knüppel zwischen
die Beine.“

Yvonne Gebauer, Ministerin für Schule und Bildung, würde öffentlich
anders oder früher kommunizieren als mit den Schulleitungen, die die
Vorgaben umsetzen und vertreten müssten.

Als Beispiel nennt sie die „Hitzfrei-Regelung für die Oberstufe“.
Petra Bold: „Die war längst in den Medien, da gab es immer noch
keinen Erlass für die Schulen, der zwingend Grundlage solcher
Entscheidungen ist.“

Am Tag des Schulstarts lese sie „Lehrer sollten kreativ die
Maskenpflicht aussetzen“. Damit hebele die Ministerin selbst die
Basis aus, auf der die Regelungen basieren würden

Probleme mache am Gymnasium, in einigen Unterrichtsfächern, der
Gebäudezustand der Schule. Petra Bold: „Sport ist deshalb bei uns
ein Riesenthema, weil die Umkleiden seit fünf Jahren gesperrt sind,
die Sanierung der Sporthallen immer noch nicht begonnen hat und die
ersatzweise bereitgestellten Container zu eng und zu schlecht
belüftet sind, um den Hygieneanforderungen mit ganzen Klassen Genüge
zu tun. Deshalb müssen nicht nur für den eigentlichen
Sportunterricht, sondern auch schon für das Umkleiden besondere
Lösungen gefunden werden.“

Jetzt räche sich auch, dass die Architekten in der Vergangenheit den
Schulen Räume ohne Fenster zugemutet hätten. Diese dürften jetzt
nicht verwendet werden. „Bei uns ist das zum Beispiel ein großer
PC-Raum, den wir dringend bräuchten, um unsere Schülerinnen und
Schüler im Umgang mit der Schul-Cloud zu schulen“, erklärt Bold.

Die Maskenpflicht sieht sie als „große Herausforderung“ für
Lehrpersonal und Schüler. Bisher würden sich aber alle Schüler sehr
verständnisvoll zeigen. „Unser Dank gilt dabei auch den Eltern, die
diese Thematik auf unsere Bitte hin mit ihren Kindern besprochen
haben“, bedankt sich die Schulleiterin, die froh ist, „dass den
Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und ihrem Recht auf Bildung,
Chancen zur Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung endlich mehr
Gewicht gegeben wird.“

Auch die Gemeinschaftshauptschule Herbertskaul (GHS) leidet unter den
räumlichen Gegebenheiten. „Unseren rund 50 Lehrerinnen und Lehrern
steht ein zu kleines Lehrerzimmer, ein Kopierraum und ein Telefon zur
Verfügung. Das ist mit den hygienischen Vorgaben nicht vereinbar“,
sagt Schulleiterin Monika Azizmohammadi. Bei der Stadt habe man
daraufhin angefragt, ob man durch ein Umfunktionieren einiger Räume
zwei weitere Lehrerzimmer und einen Kopierraum einrichten könnte.
„Dafür müsste ein Kopierer und zwei Telefone angeschlossen werden,
sowie die Möglichkeit bestehen, dass wir durch
Einrichtungsanschaffungen eine gute Arbeitsatmosphäre schaffen
können. Leider ist dafür kein Geld da“, zeigt sich die
Schulleiterin enttäuscht.

Auch der Aufbau eines verlässlichen Online-Distanzlernens gestalte
sich sehr schwierig. Monika Azizmohammadi: „In der Hauptschule gibt
es nur in einem Lehrerzimmer WLAN. Wir haben drei Computerräume,
wovon wir aufgrund neuer Vorgaben des MSB (Ministerium für Schule und
Bildung) nur einen benutzen können. Die Vorgabe des Ministeriums
lautet, dass Räume, in den Unterrichtet stattfindet, effektiv
belüftet werden müssen. Wir hoffen hier, gemeinsam mit dem
Schulträger, eine alternative Lösung zu finden. Zudem ist die
Internetanbindung im Verwaltungbereich so schlecht, dass wir damit
kaum arbeiten können.“ Videokonferenzen seien so kaum möglich.
Zudem besäßen etwa 80 Prozent ihrer Schüler keine geeigneten
Endgeräte. „Über unseren eigenen Videokonferenz-Server haben wir
deshalb mit Online-Unterrichtsstunden noch zu wenige Schüler
erreichen können. Eine 1:1 Ausstattung unserer Schüler mit
standardisierten mobilen Endgeräten halten wir mittelfristig für
zwingend erforderlich“, so Azizmohammadi abschließend.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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