Kunstrasen für die Jugend
VfR Bachem hadert mit Verwaltung - Dissenz über Baukosten
Bachem - Im Frühjahr waren sie mit großem Elan und voller Euphorie gestartet.
Inzwischen sehen die Verantwortlichen des VfR Bachem ihr Projekt
„Kunstrasenkleinspielfeld“ gefährdet
„Die Zustände auf unserer Anlage sind nicht mehr tragbar“, sagt
Jugendleiter Matthias Brücken. Es ist so ein bisschen der „Fluch
der guten Tat“: Weil die Jugendarbeit des VfR Bachem in der
jüngsten Vergangenheit besonders erfolgreich ist, reicht der Platz am
Lindenbuschweg hinten und vorne nicht mehr. Bis zu 90 kleine Kicker
tummeln sich auf einem Spielfeld. Rund 5.100 Stunden ehrenamtlicher
Arbeit haben Trainer und Betreuer des Fußballclubs im vergangenen
Jahr geleistet: „Jetzt steht unser Konzept auf der Kippe“, sagt
Brücken.
Mit dem Bau eines neuen Kleinspielfeldes könnte der Verein seine
Jugendarbeit fortführen. Deshalb hatte der Vorstand bereits Ende
vergangenen Jahres einen Plan ausgearbeitet:
Auf dem alten Tartanplatz (Tennis, Basketball) wäre Platz genug. Das
Angebot eines Sportplatzbauers über rund 300.000 Euro schien den
Verantwortlichen des VfR Bachem plausibel und realisierbar. Über ein
Darlehn des Landessportbundes (250.000 Euro), Eigenleistungen in Höhe
von bis zu 30.000 Euro sowie Platzpatenschaften, die seit dem Sommer
bei Sponsoren eingeworben werden. Etwa 40.000 Euro sind inzwischen auf
das Spendenkonto des Vereins eingezahlt. Rund 125.000 Euro soll der
Vereinsvorsitzende Uwe Nieswandt der Verwaltung gegenüber als
mögliche Summe genannt haben. Jedenfalls taucht diese Summe in einer
Beratungsunterlage für die Ratssitzung vom 11. Juli auf: "Der VfR
Bachem geht davon aus, dass dieser bis zum Spätherbst 2017 einen
Finanzierungsbetrag in Höhe von 125.000 Euro aufbringen wird."
Und: die Verwaltung wirft den Verantwortlichen des Vereins vor, von
getroffenen Vereinbarungen abzuweichen, weil der Verein zum von der
Verwaltung vorgestellten Finanzierungsaufwand überhaupt keine Aussage
gemacht habe.
Zudem sah das Konzept des Vereins vor, dass das Gelände für die
Bauzeit an den Verein übertragen wird, damit nicht die Stadt selbst,
sondern eben der Verein den Platz baut. Aus Haftungsgründen sollte
der dann fertige Platz später wieder an die Stadt zurück übertragen
werden. Spätestens zur Saison 2018/2019 sollte der neue Platz fertig
sein.
Stadt kalkuliert mit 30 Prozent "Reserve" und fordert 440.000
Euro Finanzierungssicherheit vom Verein
Die Euphorie ist am Lindenbuschweg längst verflogen. Ende November
macht sich stattdessen Enttäuschung breit: Die Übertragung sei nicht
rechtens, habe ihnen die Verwaltung bei einem Gespräch erklärt, sagt
der Vorsitzende Uwe Nieswandt. Und auch beim Geld gehen die Meinungen
deutlich auseinander. 440.000 Euro kostet das Projekt nach
Schätzungen der zuständigen Abteilungen im Frechener Rathaus. Ein
Betrag, den im Vorstand des VfR niemand so recht nachvollziehen kann.
Da würden immer wieder Positionen angeführt, die einfach nicht
notwendig seien. Etwa der Abriss des Anglerheimes oder die ohnehin
geplante Sanierung eines vorhandenen Ballfangzauns. Deshalb hat der
Vorstand jetzt in einem Schreiben in die Bürgermeisterin noch einmal
gefordert, die Kosten „im Rahmen einer Planung zu konkretisieren“.
Der Verein, so versichert Sprecher Friedrich Tiefenbach, würde das
Projekt gerne gemeinsam mit der Stadtverwaltung voranbringen.
„Deshalb hätten wir schon erwartet, dass es etwas zielgerichteter
und betreuender behandelt wird“, sagt er. Der Vereinsvorsitzende Uwe
Nieswandt geht sogar noch einen Schritt weiter: „Uns wird das
Gefühl vermittelt, dass einige in der Verwaltung wie auch in der
Politik das nicht wollen.“
Die Stadtverwaltung verweist in ihrer aktuellen Stellungnahme in
erster Linie auf die Vorlagen für Ausschuss und Rat aus dem Sommer
dieses Jahres. Darin war immer von 440.000 Euro die Rede.
Pressesprecher Thorsten Friedmann: „Beim derzeitigen Projekt-Stand -
hier sind die Grundlagenermittlung, die Vorplanung und eine grobe
Kostenschätzung zugrunde gelegt - gehen wir regelmäßig mit der
30-Prozent-Differenz heran. Eine noch genauere Kostenschätzung wird
im weiteren Schritt, also der Entwurfsplanung, möglich.“ Genauer
ließen sich die Kosten erst darstellen, wenn die Phase der
Genehmigungs- und Ausführungsplanung beginnt. Bis dahin bleibt es
für die Stadt bei 440.000 Euro. In der Antwort der Verwaltung auf
eine entsprechende Nachfrage heißt es wörtlich: „Hier ist eine
Sicherheit über die 440.000 Euro festgelegt.“ Im Sommer 2017 sei in
den mit dem Verein geführten Gesprächen deutlich gemacht worden,
„dass die Stadt Frechen Träger der Maßnahme ist und ein zeitliches
Vorziehen der Maßnahme in 2018 und Abbildung im Haushalt 2018 nur
unter der Voraussetzung möglich ist, dass eine vollständige
Vorfinanzierung durch den Verein erfolgt, somit für die Stadt keine
Belastung entsteht.“
Was passiert mit Sponsorengeldern?
440.000 Euro, dass haben Vertreter des Vereins aktuell deutlich
gemacht, wird der VfR Bachem weder finanzieren können noch
finanzieren wollen. Uwe Nieswandt: "Das können wir unseren
Mitgliedern so nicht vermitteln." Scheitert das Projekt kommt
natürlich die Frage auf, was mit den Geldern der Sponsoren passiert,
die derzeit auf einem Vereinskonto liegen.
- Ulf-Stefan Dahmen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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