Im Gespräch mit Prinz Ralf II.
Vom Karnevalsmuffel zur rheinischen Frohnatur
Die Session nähert sich ihrem Höhepunkt. Nur noch wenige Tage und
dann säumen wieder zehntausende bunt kostümierte Jecke die
Straßenränder im Rheinland. Im Gespräch mit der SonntagsPost
verrät der Frechener Karnevalsprinz „Ralf II.“ (Wolter) was ihm
besonders an seinem Amt gefällt, worauf er sich freut und warum der
Frechener Karneval irgendwie besser ist als der in der benachbarten
Domstadt.
SonntagsPost: Prinz Ralf II., wie kommt ein gebürtiger Berliner zum
rheinischen Karneval?
Prinz Ralf II.: Über die Firma. Mein Chef war ziemlich
karnevalsverrückt und hat uns nach Köln zu einer Sitzung eingeladen.
Damals habe ich mir gedacht: „Mein Gott, wo bist Du denn hier
gelandet?“ Das war für mich angeleitetes Betrinken. Ich fand’s
furchtbar. Dann sind meine damalige Frau und ich, aus beruflichen
Gründen, tatsächlich ins Rheinland gezogen und wir dachten uns:
„Der Karneval gehört hier dazu, da machen wir jetzt mit.“ Dann
haben wir fünf Jahre lang klassischen Sitzungskarneval gemacht. Ich
habe lange an meinen Verkleidungen getüftelt und wir haben jedes
Wochenende Karnevalssitzungen in Köln besucht.
SP: Und dann wurden sie Mitglied im Kölner Traditions-Reiter-Corps
Jan von Werth.
Prinz Ralf II: Stimmt. Ich werde oft gefragt: „Wie bist Du denn da
reingekommen?“ Meist antworte ich darauf: „Ich könnte es Dir
sagen, aber danach müsste ich Dich töten!“ (lacht). In
Wirklichkeit habe ich dem Vorstand eine hochemotionale und lange
E-Mail geschrieben. Daraufhin bin ich zu einem Bier-Klaaf und später
zu einem gemeinsamen Ausflug eingeladen worden. Dort habe ich mich
beherzt für den, etwas ins Stocken geratenen, Biernachschub
gekümmert und am Ende des Tages hatte ich 34 Bürgen.
SP: Was unterscheidet den Kölner und den Frechener Karneval?
Prinz Ralf II.: Der Karneval auf dem Land ist ehrlicher. Du bist
näher dran an den Leuten. Klar, kriegst Du auch mal einen Spruch
gedrückt, aber das gehört dazu. Ich liebe auch die großen Säle in
Köln, aber die Veranstaltungen dort bezeichne ich gerne als
„Lackschuhkarneval“. Wenn die großen Kölner Traditionscorps die
Bühne betreten, dann verlassen viele Gäste den Saal, um im Foyer
Bier zu trinken. Das finde ich ein Stück weit respektlos. Die Leute
auf der Bühne haben ein ganzes Jahr für diese Auftritte trainiert,
da haben sie auch die Aufmerksamkeit des Publikums verdient.
SP: In Frechen ist das anders?
Prinz Ralf II.: Auf jeden Fall. Wenn die Prinzengarde einmarschiert,
dann steigt die Stimmung im Saal. Wenn die Tanzcorps der Frechener
Gesellschaften auftreten, gehen die Leute mit. Bei meiner
Vertragsunterzeichnung habe ich gesagt, der Stadtsaal wird jetzt mein
Wohnzimmer. Und so ist es ja tatsächlich. Viele Veranstaltungsräume
haben wir ja nicht in Frechen. Aber hier bist Du als Zuschauer ganz
nah dran. In Köln zahlst Du 45 bis 49 Euro für eine Karte und sitzt
wohlmöglich weit weg vom Geschehen. Und was die Qualität der
Sitzungen und Partys angeht, da kann Frechen locker mit Köln
mithalten.
SP: Wie steht’s mit dem Kölsch?
Prinz Ralf II.: Ich kann es trinken und verstehen.
SP: War es schwer, die Mundart zu erlernen?
Prinz Ralf II: Die Kölner Karnevalsmusik hat mir sehr geholfen. Ich
habe die ganzen Klassiker von den Bläck Fööss, Paveiern und
Höhnern rauf und runter gehört. Jetzt versteh ich alles.
SP: Macht Ihnen das Regieren Spaß? Im Herbst sind
Bürgermeisterwahlen?
Prinz Ralf II.: Ich suche immer noch das passende Schloss zu dem
riesigen Stadtschlüssel. Die Schreibtischschublade von der Susanne
(Anm: Bürgermeisterin Susanne Stupp) ist es jedenfalls nicht. Sie hat
gesagt, da würde sie ihre Schokolade aufbewahren. Aber da komme ich
nicht dran. An Aschermittwoch gebe ich den Schlüssel brav wieder ab.
Politische Ambitionen habe ich keine.
SP: Worauf freuen sie sich noch in dieser Session?
Prinz Ralf II.: Auf die Veranstaltungen der Prinzengarde, die sind
für mich immer das Maß der Dinge. Aber auch auf die vielen anderen
großen und kleinen Auftritte und natürlich auf den Karnevalsumzug in
Frechen. Da hoffen wir auf gutes Wetter und gut gelaunte Jecke am
Straßenrand.
SP: Vielen Dank für das Gespräch.
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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