Rosmarstraße
Willkommen zur Wüstenrallye

Mit Vollgas in Richtung Innenstadt. Auch als Baustelle und ohne geschnlossene Fahrbahndecke bleibt die Rosmarstraße eine beliebte Durchgangstraße. | Foto: Lars Kindermann
  • Mit Vollgas in Richtung Innenstadt. Auch als Baustelle und ohne geschnlossene Fahrbahndecke bleibt die Rosmarstraße eine beliebte Durchgangstraße.
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Die Sonne brennt gnadenlos hernieder, wilde Rüpel jagen
rücksichtslos über die staubige Schotterpiste, ... das Leben an der
Rosmarstraße gleicht aktuell einem alten Hollywood-Western. Was fehlt
ist der Sheriff! „Ordnungsamt und Polizei lassen sich hier nicht
blicken“, ärgern sich die Anwohner. Stattdessen staubt es
ordentlich und grober Schotter fliegt gegen Hauswände, Garagentore
und Autos.

Frechen. „Die Straße erinnert an eine Tagebaurandstraße, die nur
mit einem Geländewagen befahren werden kann“, findet Anwohnerin
Sandra Herzog. In Ihrem Zorn über die Bau-Verzögerungen, den Dreck
und die Missachtung der Verkehrsregeln hat sie sich an die Frechener
Politik gewandt.Eine schriftliche Antwort erhielt sie von CDU-Ratsfrau
Ellen Schmitz und jetzt schauten auch Hans Günter Eilenberger und der
stellvertretende Bürgermeister Ferdi Huck (beide SPD) vorbei, um sich
die Sache mal aus der Nähe anzusehen. Und tatsächlich: Die
Verhältnisse vor Ort sind nur schwer zu ertragen.

Im Dezember 2017 haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Der Kanal muss
erneuert werden, eine Baumaßnahme die – so Eilenberger – bereits
vor über zehn Jahren beschlossen wurde. Und die Arbeiten gingen
anfangs schnell voran. „Ich habe zu meiner Frau gesagt, wenn die so
weiter machen, dann sind die in zwei Wochen durch. Jeden Tag haben die
15 Meter Kanal geschafft“, erzählt Rudolf Fey. Doch dann sei
plötzlich Feierabend gewesen. Fey: „Jetzt geht nix mehr!“

Das Versorgungsunternehmen Rheinenergie hatte sich entschlossen, die
Gelegenheit zu nutzen und in der Rosmarstraße auch neue
Wasserleitungen zu verlegen. Für die Anwohner besonders ärgerlich,
da seitdem auch keine Asphaltschicht mehr auf die Kanalsanierten
Straßenabschnitte aufgetragen wird. Die Stadtverwaltung gibt dafür
„wirtschaftliche Gründe“ an.

Die dadurch entstandene Staubbelastung ließe sich „leider nicht
vermeiden“, die deutlich höheren Kosten wären ansonsten von den
Anwohnern zu tragen. Einige Anwohner sehen das anders: Die Stadt
saniert den Kanal, die Kosten werden – zu einem hohen Prozentsatz
– auf die Anwohner umgerechnet. Das war allen bewusst. Die
Rheinergie erneuert jetzt die Wasserleitungen. „Diese Baukosten kann
die Stadt doch nicht an die Anwohner weitergegeben? Was treiben die da
eigentlich bei der Stadt?“, ärgert sich eine Anwohnerin. Im
Gegensatz zu allen anderen, möchte sie nicht namentlich genannt
werden.

Eine dünne Asphaltschicht täte aktuell Not. Die anhaltende
Trockenheit macht den Anwohnern sehr zu schaffen. „Der Staub ist
wirklich überall. Wir können die Fenster zur Straßenseite nicht
öffnen“, sagt Sandra Herzog. Und jetzt ist auch noch Baustopp!
„Betriebsferien“ sagt die Stadt. „Die arbeiten jetzt woanders,
wir sind wohl nicht wichtig genug“, glauben die Anwohner.

„Wir fühlen uns allein gelassen. Es entsteht das Gefühl, die Stadt
glaubt, das hier wäre eine Geisterstraße und hier lebe niemand“,
meint Sandra Herzog. Dabei ist auf der Rosmartstraße ganz schön was
los:

„Besonders zur Rushhour ist hier richtig was gebacken. Da geht die
Karawane los, dann geht‘s Hoch zur Grube Carl“, sagt Klaus Egger.
Ihm war eine „gewisse Belastung“ durch die Baustelle bewusst.
„Hier wird gebaut, da gibt’s Dreck. Ist doch klar“, sagt er.
Doch für die fehlenden Kontrollen durch Polizei und Ordnungsdienst
hat er kein Verständnis.

Eggers: „Schon im Normalzustand ist die Rosmarstraße stark befahren
und jetzt ist es eine echte Zumutung. Hier fährt Gott und die Welt
durch. Von wegen Anliegerstraße!“ Er und seine Frau haben dies
mehrfach bei der Stadt thematisiert. Geholfen hat es nicht. „Ich bin
seit 40 Jahren im Dienstleistungsgewerbe. Ich kenne das anders“,
zeigt sich Eggers enttäuscht.

Auf den starken Durchgangsverkehr angesprochen, schreibt die Stadt:
„Zur Zeit sollte eine „Durchfahrung“ der Rosmarstraße nicht
möglich sein, da im unteren Bereich die Straße voll gesperrt ist.“
Eine Antwort, die bei den Anwohnern nur fassungsloses Kopfschütteln
auslöst. Ebenfalls problematisch: Der fehlende Fußweg. Menschen mit
Gehhilfen kämen kaum noch vor die Tür. Und jeder Spaziergang in die
Stadt sei mit Risiken verbunden: „Schlaglöcher Bauschutt und vor
allem die herumfliegenden Steine“, zählt Sandra Herzog die Gefahren
auf. „Willkommen zur Frechener Wüstenrallye“, scherzt Rudolf
Fey.Immer wieder würden, durch die schnell fahrenden Autos, Steine
auf den Fahrbahnrand und an Häuser, Garagentore und Autos
geschleudert. Herzog: „Was wenn ein Kind so einen Stein an den Kopf
bekommt? Muss denn erst was passieren, bevor die bei der Stadt tätig
werden?“ Die Verkehrsregelung würde überwacht, widerspricht die
Stadt. „Die Kollegen des Ordnungsamtes kontrollieren im Rahmen der
personellen Möglichkeiten auch diesen Bereich“, teilt die Stadt
schriftlich mit.

Das Leben an der Rosmarstraße ist aktuell also nicht einfach und eine
Besserung ist nicht in Sicht. Mit einer Fertigstellung der Baustelle
rechnen die Anwohner erst Ende 2019.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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