Sport in Frechen - So war das damals - Teil 3
WM-Vorbereitung an den Sieben Bäumen
Frechen - Im Corona-Lockdown, in dem der Lokalsport mal wieder auf Eis liegt,
ist es nicht immer einfach, unsere traditionelle „Sport vor
Ort“-Seite mit Leben zu füllen. Zur Seite gesprungen ist uns der
Frechener Geschichtsverein (FGV), der uns in den kommenden Wochen
immer wieder zurückführt in eine Zeit mit ausgelassenen
Zuschauermassen am Spielfeldrand, herausragenden Leistungen und
außergewöhnlichen Sportarten. Im dritten Teil unserer Serie „Sport
in Frechen – So war das damals“ berichtet der FGV-Vorsitzende
Martin Bock vom WM-Vorbereitungsspiel Deutschland gegen Israel im
Frechener Stadion.
Am 2. September 1969 feierte die Stadt Frechen ihren 18. Geburtstag.
Ob zu diesem Anlass, oder weil der Zufall zu Hilfe kam: an diesem Tag
wurde in Frechen Sportgeschichte geschrieben. Nicht nur, weil zum
ersten und einzigen Mal ein Fußball-Länderspiel im Sportpark „An
den sieben Bäumen“ ausgetragen wurde. Die Begegnung zwischen den
Nationalmannschaften Deutschlands und Israels ist gleichzeitig auch
ein Meilenstein für die Entwicklung der diplomatischen Beziehungen
beider Länder gewesen.
Diese waren erst 1965, 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
und dem von Deutschland ausgegangenen Völkermord an Millionen Juden,
offiziell aufgenommen worden. Schon in den Jahren zuvor hatten sich
aber deutsche Sportfunktionäre, darunter der heute vielfach verfemte
Carl Diem, um einen Austausch mit israelischen Vereinen und Verbänden
bemüht. So reiste etwa bereits 1963 eine Delegation der Deutschen
Sporthochschule Köln nach Netanya und besuchte dort das
Wingate-Institut, die wichtigste Sportuniversität Israels. Fünf
Jahre später gab dort der legendäre FC-Trainer Hennes Weisweiler
einen Kurs.
Zur Vorbereitung auf die WM in Mexiko 1970 unternahmen die
israelischen Kicker dann einen Gegenbesuch nach Deutschland, für den
sie an der Sportschule Hennef Quartier nahmen. In diesem Rahmen kam es
dann zum wohl einzigen Länderspiel, das die Klüttenstadt Frechen
erlebt hat. Dass es weithin vergessen ist, liegt wohl zum einen daran,
dass auf deutscher Seite „nur“ die Amateur-Mannschaft, die
ebenfalls zur WM nach Mexiko reisen sollte, antrat. Trainer war aber
immerhin niemand Geringerer als Udo Lattek.
Zum anderen war das Spiel offensichtlich kein wirklicher
fußballerischer Glanzpunkt: die Partie endete mit einem
1:1-Unentschieden – was immerhin die zahlreichen anwesenden
Diplomaten gefreut haben dürfte.
- Martin Bock
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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