"Bis zum Sommer" geben Abschieds-Konzert
Wow, das war geil, hat gegroovt und hatte Eier!
Schön, nachdenklich und einfühlsam – so sind die Songs von Bis zum Sommer. Jeder, der die Band hört, kann sich in ihren Liedern widerfinden. Manchmal muss man sogar dabei weinen, weil sie so ergreifend sind. Jetzt trennt sich die Band nach 10 Jahren. Das ist traurig. Am Donnerstag geben sie auf ihrem letzten Konzert im Walzwerk in Pulheim nochmal alles. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit Blatt-Gold haben Liedermacher Peter Worms und sein Bandkollege Daniel Madete über die Band-Geschichte und ihre Trennung gesprochen und das, was bleibt: Eine musikalische Umarmung für jeden!
Blatt-Gold: Hallo Band, wir haben in eure 12 Songs aus eurem Abschieds-Album reingehört. Die sind schön und bringen uns zum Nachdenken. Wollt ihr mit euren Songs, die Leute zum Nachdenken bringen oder sollen sie an was bestimmtes Denken oder sollen sie die Songs genießen ohne an was zu denken?
Bis zum Sommer: Wir wollen mit unseren Liedern Menschen umarmen. Wie das geht, merkt ihr ja selbst. Wir erzählen Geschichten, die jeder von uns schon erlebt hat. Wichtig ist dabei nicht, was die Band denkt, wichtig ist, was die Zuhörer*innen empfinden! Unsere Lieder sind eine Art „offenes Drehbuch“, bei dem jeder, der sie hört, selbst zum Hauptdarsteller wird.
Unsere Lieder sind eine Art „offenes Drehbuch“, bei dem jeder, der sie hört, selbst zum Hauptdarsteller wird.
Blatt-Gold-Autor Jochen Rodenkirchen: Die Lieder kommen sehr gut bei mir im Herzen an. Sie entspannen mich und holen mich runter. So warme Lieder. Geht es Euren Fans auch so und wie geht es euch selber?
Daniel: Für mich gibt es in jedem Song mindestens eine Überraschung, die musikalisch auf den Zuhörer wartet. Mir macht es immer Spaß, die Lieder zu spielen und auch zu hören und dabei immer mehr das Ganze zu erfassen, was die Musik ausmacht.
Peter: Ich fange manchmal an, dass mir Tränen kommen, wenn ich unsere Lieder für mich allein am Klavier spiele. Es gibt Leute, die innerlich sehr berührt sind, wenn sie unsere Musik hören. Eine Zeitung hat einmal geschrieben: „Die Musik von „BzS“ klingt da, wo die Seelen der Zuhörer gerade spazieren gehen.“
Blatt-Gold: Die Songs sind auch sehr rührend und strahlen viel aus. Habt ihr schonmal erlebt, dass Leute bei euch auf dem Konzert weinen? Entweder, weil sie traurig sind oder vor Freude?
BzS: Ja, es gibt Leute, die uns erzählen, dass sie „eine Träne im Auge hatten“. Und sie erzählen auch, dass unsere Musik sie auf gewisse Art stark macht, mutiger zu sein. Im Alltag verstecken wir manchmal unsere Gefühle und Schwächen. Musik holt sie zum Vorschein. Und unsere Musik macht das sehr häufig!
Blatt-Gold: An welchen Auftritt denkt ihr gerne zurück, weil er besonders schön war?
BzS: Für uns sind die Konzerte im Walzwerktheater in Pulheim sehr intim. Der Kontakt zum Publikum ist direkt. Da war auch unser erstes Konzert im Mai 2012. Ein wunderbares Konzert haben wir auch auf Borkum in der Kneipe „Zum alten Leuchtturm“ gehabt mit Albertus Ackermann. Er gehört einer uralten echten Seefahrerfamilie an. Er ist über 2 Meter groß und kam mit seinem Schifferklavier. Das war unbeschreiblich schön, wir haben uns am Ende wie auf hoher See gefühlt.
Blatt-Gold: Wie kommen euch die Ideen zu den Songs? Wann und wo habt ihr die Eingebung oder die Ideen?
BzS: Jeder Song hat seine ureigene Entstehungs-Geschichte. Sie entstehen meist in einem Moment, wo man nicht damit rechnet. Plötzlich ist da eine Art Eingebung, ein Gefühl oder ein Gedanke. Dann setze ich mich ans Klavier und fange einfach an, die Energie, die im Raum ist, auf die Tasten zu übertragen. Aus einem ersten Akkord und einem ersten Wort wird dann eine Akkordfolge mit vielen Wörtern, die miteinander um den richtigen Weg ringen. Das bedeutet, dass ich erst am Ende der kreativen Arbeit merke, wohin ein Song möchte, was er aussagen möchte, welchen Rhythmus er braucht, und so weiter. Ihr seht hier, die innere Energie in einem, ist der Regisseur für ein neues Lied.
„Wow, das ist geil geworden, das groovt gut, das hat Eier!"
Blatt-Gold: Kommt das einfach so in den Kopf oder raus aus euch oder müsst ihr zusammen überlegen?
BzS: Wenn wir zusammen an den Songs und an einem Arrangement arbeiten, sprudeln Ideen eher aus uns heraus. Da bringt sich jeder ein, und wir schaukeln uns gegenseitig hoch. Bis wir am Ende sagen: „Wow, das ist geil geworden, das groovt gut, das hat Eier!"
Blatt-Gold-Autorin Yvonne Freiberg: Ihr habt viele Balladen und nicht so viel fetzige Musik. Ich finde fetzige Musik besser zum Tanzen und Abrocken. Habt ihr die auch in eurer Song-Auswahl?
BzS: Balladen sind sicher ein Markenzeichen von uns und wir spielen sie sehr gerne. Aber natürlich lieben wir auch Songs, die abgehen, wo man klatschen, tanzen und mitsingen kann, zum Beispiel „Verkaufte Bilder“, „Himmel“, „Wie die Kinder“ oder das Lied „Mammon“. Bei denen wirst du, Yvonne, richtig mitgehen können! Versprochen!
Blatt-Gold: Welches Lied von euch ist das Beste?
BzS: Da gibt es nicht den einen Song für uns Drei. Für Peter zum Beispiel ist der Song „Verkaufte Bilder“ sehr wichtig. Er sagt immer, dass wir diesen Song eines Tages mal in einem großen Stadion spielen werden…! Mal schauen, ob das passiert?!
Blatt-Gold: Was ist euer Trennungsgrund?
BzS: Jeder von uns möchte für sich Neues ausprobieren. Das bedeutet aber nicht, dass wir als Musiker nicht auch weiterhin gemeinsam auftreten. Wir werden sicher noch sehr oft zusammen auf Bühnen stehen, aber dann nicht mehr als „Bis zum Sommer“.
Blatt-Gold: Tut euch das Herz weh, wenn eure gemeinsame Zeit jetzt vorbei ist?
Peter: Mein Herz ist eher voller Freude und Dankbarkeit. Ein bisschen traurig bin ich zwar schon, aber ich weiß, dass es für mich und die beiden anderen weitergeht. Wir verlieren uns nicht aus den Augen.
Blatt-Gold: Euer letztes Konzert ist ein bisschen so wie eine Beerdigung. Welche Worte sollen da über die Band gesprochen werden und von wem am liebsten?
Daniel: Die Frau von Peter hat eine Überraschungsrede bei unserem ersten Abschiedskonzert gehalten. Das war bewegend und hat uns berührt. Aber eine Beerdigungsrede war es nicht. Es war eine Wertschätzung im Namen unserer Konzertgäste der letzten Jahre, die Peters Frau zum Ausdruck gebracht hat. Und sie hat auch erzählt, wie es bei uns hinter den Kulissen so läuft. Das war zum Teil vor allem sehr lustig!
Sollen die Leute alle in Schwarz kommen?
Blatt-Gold: Sollen die Leute alle in Schwarz kommen?
BzS: Wenn sie sich darin wohlfühlen, gerne. Wir kommen nämlich auch alle Drei in schwarz, aber nicht wegen der Trauer, sondern weil wir dann im Bühnen-Licht sehr gut aussehen. (Band lacht!!!)
Blatt-Gold: Was soll von BzS in Erinnerung bleiben?
BzS: Eine musikalische Umarmung für jeden, der einmal bei einem Konzert von uns war, oder unsere Musik auf CD oder im Internet hört. Wir machen Musik, weil wir Menschen und Musik lieben. Diese Liebe wird bleiben.
Blatt-Gold: Gibt es eventuell ein Comeback? Weil viele Bands trennen sich ja und kommen dann wieder zusammen?
BzS: Haha, gute Idee. Vielleicht machen wir es ja so, wie Genesis oder Howard Carpendale: alle paar Jahre wieder einmal ein Abschiedskonzert. Wer weiß das heute schon?!?
Blatt-Gold: Cool, uns würde das freuen. Danke für das letzte Interview und toi, toi, toi für eure Zukunft.
Das Interview führten Christiane Becker, Ralf Faßbender, Yvonne Freiberg und Jochen Rodenkirchen mit Unterstützung von Anja Schimanke.
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