Rückepferde im Königsdorfer Wald
Zwei belgische Brocken
Königsdorf - Mächtige Kaltblüter stampfen aktuell durch den Königsdorfer
Wald. Die Rückepferde ziehen Holzstämme durch das Unterholz und
ersetzen die umstrittenen „Forwarderer", schwere Maschinen, die den
Waldboden beschädigen.
Es kracht und knackt, als Rückepferd ‚Carlos‘ durchs Unterholz
bricht. Das 800 Kilogramm schwere belgische Kaltblut zieht eine frisch
gefällte Lerche über den regennassen Waldboden und überwindet
Unebenheiten scheinbar mühelos. Drei Stunden am Stück ist
‚Carlos‘ – gemeinsam mit seinem Kollegen ‚Pitt‘ – im
Einsatz.
Die zweite Drei-Stunden-Schicht fällt heute, wegen des anhaltenden
Regens, aus. „Die Jungs sind pitschenass, für die endet der
Arbeitstag heute früher", erklärt Besitzer Elmar Stertenbrink. Sein
forstwirtschaftliches Unternehmen hat sich auf die Waldarbeit mit
Pferden spezialisiert. Auch in Königsdorf kommen seine Kraftprotze
regelmäßig zum Einsatz.
„Schwere Maschinen beschädigen den Waldboden und hinterlassen zum
Teil irreparable Schäden", erklärt er. Immer seltener würde
Bodenfrost den Waldboden bei Maschineneinsatz schützen. Dabei sei die
Gesundheit des Bodens in der Waldwirtschaft besonders wichtig.
Stertenbrink: „Das ist der große Unterschied zwischen Forst- und
Landwirt. Der Landwirt kann seinen bewirtschafteten Boden düngen. Der
Forstwirt muss viel mehr Wert auf das ökologische Gleichgewicht
legen."
Aktuell werden im Königsdorfer Wald – mit seinen 328 Hektar Altwald
- die Lerchen aus dem Bestand entfernt. „Die Lerche ist keine
rheinische Baumart. Der Waldpflegeplan sieht vor, dass hier naturnahe
Wälder aus Buche und Eiche mit jeweiligen Mischbaumarten entstehen",
erklärt Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamtes
Rhein-Sieg-Erft.
Der notwendige Holzeinschlag in der Saftruhe der Bäume
(Herbst/Winter) würde mit „sanfter Technik" durchgeführt. Die
Bäume werden mit der Kettensäge gefällt, die Stämme anschließend
von den Pferden an die befestigten Wege gezogen. Von dort werden sie
von motorisierten Fahrzeugen abtransportiert.
„Soweit, so gut", sagt die Bürgerinitiative „Waldfreunde
Königsdorf", die sich hartnäckig für den Einsatz von Rückepferden
eingesetzt hat. Sie bemängelt „Abweichungen vom geschlossenen
Mediationsvertrag" mit dem Forstamt. Zukünftig sollten wieder schwere
Maschinen bei der Holzernte zum Einsatz kommen und auch der
Bestandsschutz von Laubbäumen, die über 60 Jahre alt sind, würde
aufgehoben.
Auch wenn sie den Einsatz der Rückepferde sehr begrüßen, sehen die
Waldfreunde im neuen Waldpflegeplan eine „erhebliche
Verschlechterung" für den Königsdorfer Altwald.
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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