101. Geburtstag
Zwei Weltkriege und COVID-19 überstanden

Abdessamad Sari, Einrichtungsleiter des St.-Katharinen-Stifts, Frieda Frücht und Enkelin Susanne Ziemann sind ein gutes Team. | Foto: Christina Stemmermann
  • Abdessamad Sari, Einrichtungsleiter des St.-Katharinen-Stifts, Frieda Frücht und Enkelin Susanne Ziemann sind ein gutes Team.
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Frechen - (red) Als die gebürtige Bremerin Frieda Frücht 1919 zur Welt kam,
lag ebendiese gerade nachkriegsbedingt in Trümmern und schien nicht
gerade freundliche Aussichten bereitzuhalten. Jahre später, Frieda
war bereits zu einer ansehnlichen jungen Frau herangewachsen, erlebte
sie das lebensbedrohliche Szenario des zweiten Weltkrieges live und in
Farbe.

Frühjahr 2020: Als betagte Dame ist Frieda Frücht familiär bedingt
von der Ostsee aus nach Frechen ins St.-Katharinen-Stift gezogen. Seit
etwa einem Jahr ist sie in ihrem sonnigen Zimmer mit Gartenausblick
heimisch geworden, als plötzlich die COVID-19-Bedrohung ins Haus
steht. Auch wenn die Infektionsquote im St.-Katharinen-Seniorenstift
zu der Zeit vergleichsweise niedrig ist, fallen doch einige Tests im
Haus positiv aus. Frieda ist eine betroffene Bewohnerin, die sogleich
auf eine separate COVID-Station im Haus gebracht wird. Symptome hat
sie keine. Die Pflegerinnen und Pfleger sowie Mediziner versorgen nun
im Schutzanzug und Einschränkungen wie Besucherstopps und Isolation
reißen die Menschen aus der Routine, die eigentlich viele
Aktivitäten für die Seniorinnen und Senioren vorsieht.

Insgesamt fröhliches Leben geführt

Heute ist das St.-Katharinen-Stift aufgrund der aufwändigen
Hygienemaßnahmen völlig infektionsfrei. Besucher und externe
Versorger werden vor Eintritt ins Haus getestet, so dass mithilfe der
gültigen Schutzmaßnahmen weitgehend Normalität wieder hergestellt
ist. So sitzt Frieda Frücht heute gelassen in ihrem
gemütlichenLehnsessel. Sie genießt den Besuch ihrer Enkelin Susanne
Ziemann, die seit 25 Jahren in Frechen lebt und als
Intensivkrankenschwester gleich nebenan im St.-Katharinen-Hospital
tätig ist.

Beide erzählen aus dem bewegten Leben der gestandenen Seniorin, die
offenbar auch von gefährlichen Viren nicht aus der Ruhe zu bringen
ist. „Man muss alles nehmen wie es kommt und dann das Beste daraus
machen“, lautet ihre Devise, die sie im hohen Alter zu einer
beeindruckend gleichmütigen wie freundlichen Person hat werden
lassen. „Die Ohren wollen nicht mehr so, aber geistig ist meine
Großmutter noch sehr fit“, berichtet Ziemann.

Je nach Tagesform strickt sie Socken für ihre Ur-Ur-Enkelin oder
schreibt auch mal einen Brief an Freunde und Verwandte, zu denen sie
Zeit ihres Lebens immer guten Kontakt gehalten hat. „Inzwischen sind
ja alle Menschen ihrer Generation verstorben“, so Ziemann. „Aber
jetzt schreiben teilweise deren Kinder und Enkelkinder“, freut sich
Ziemann über den Beliebtheitsgrad ihrer Oma.

Kontaktfreudig und reiselustig sei Frieda Frücht immer schon gewesen,
erinnert sich Ziemann. Als die beiden Söhne Hubert und Heinz aus dem
Haus waren und ihre eigenen Leben aufbauten, sei sie mit ihrem Ehemann
Hubert (Senior) als immer noch junge Frau um die 40 zunächst mit dem
VW-Bus herumgereist. Später schaffte sich das unternehmungslustige
und kontaktfreudige Ehepaar einen Wohnwagen an.

Schwimmen, Radfahren und auch einmal „ordentlich auf die Pauke
hauen“ gehörte zum Leben des weltoffenen Paares. „Beide haben
gerne gefeiert, waren ein wunderbares Tanzpaar und machten gerne
Musik“, weiß Ziemann. Auch erfreuten sich beide guter Gesundheit,
bis Frieda mit 83 Jahren zur Witwe wurde.

Zurück zu den Wurzeln von Rheinländer Hubert

Großvater Hubert Frücht war gebürtiger Rheinländer, den es
seinerzeit als Handwerker in den Norden verschlagen hatte. „Dass
seine Frau nach einem ersten Wohnortwechsel von Bremen aus zunächst
zum Sohn an die Ostsee, dann aber hier zu uns ins Rheinland gelangt
ist, würde meinen Großvater sicher freuen“, sagt Ziemann. Und
nicht nur Frieda. Auch Sohn Heinz mit Ehefrau Leni haben ihr Zuhause
im Norden verlassen und in Frechen ein neues Leben in Wohnortnähe
ihrer Familie gefunden. „Siehst du Oma? Jetzt bist du bei den
lustigen Rheinländern“, lachen beide herzlich. Vier Frauen aus
fünf Generationen, die in Frieda ihre Wurzel haben, feierten
gemeinsam Muttertag. Urmutter Frieda selbst darf in diesem Jahr auf
zwei Kinder, drei Enkelkinder, zwei Urenkelkinder und Ururenkelin Eva
Leni stolz sein. Offenbar gilt bei ihr: Nomen est Omen - wer Frieda
bleibt, kann gute Früchte bringen.

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RAG - Redaktion

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