6000 Leute passen ins Terassen-Freibad Frechen
Hitzewelle: Wie behält ein Bade-Meister da den Überblick und die Nerven?
Bade-Meister sind im Frei-Bad lebenswichtig, besonders bei der Hitze-Welle. Dann gehen viele Menschen ins Freibad. In das Terrassenfreibad von Frechen passen 6000 Leute. Wie behält man da den Über-Blick und die Nerven? Das haben wir Mathias Pille gefragt. Der passt da als Bade-Meister seit 22 Jahren auf, dass nichts passiert!
Blatt-Gold: Passt du gerne auf die Bade-Gäste auf?
Mathias Pille: Ja, sehr gerne. Es kann manchmal anstrengend sein, allerdings ist es enorm abwechslungsreich und man lernt immer wieder neue Leute kennen. Es wird nie langweilig.
Blatt-Gold: 6000 Leute passen in das Frei-Bad. Wird das manchmal wegen Über-Füllung geschlossen?
Bade-Meister: Ja, wenn die Auslastungs-Grenze erreicht ist. Das passiert aber nur sehr selten.
Blatt-Gold: Bist du auch gerne Bade-Meister, wenn das Frei-Bad voll ist?
Mathias Pille: Gerade an den Tagen, wenn es richtig voll ist und die Leute auch froh sind, dass wir da sind und unsere Arbeit machen, ist es schön im Frei-Bad zu sein.
Blatt-Gold: Wie behältst du den Über-Blick und die Nerven?
Mathias Pille: Ein Glück bin ich nicht allein in der Aufsicht! Je mehr Menschen im Frei-Bad sind, desto mehr Aufsichts-Personal muss eingesetzt werden. Es gibt bestimmte Gefahren-Bereiche, die man besonders beaufsichtigen muss. Alle anderen Bereiche werden in regelmäßigen Abständen vom Aufsichts-Personal überwacht. Wir können aber nicht überall gleichzeitig sein, darum sind wir auch davon abhängig, dass uns Bade-Gäste auf Situationen oder Unfälle aufmerksam machen. Wenn es richtig voll ist und alles auf einmal kommt, muss ich einen kühlen Kopf bewahren und im Team die Arbeit bewältigen.
Wenn es richtig voll ist und alles auf einmal kommt, muss ich einen kühlen Kopf bewahren und im Team die Arbeit bewältigen.
Blatt-Gold: Willst du auch gerne ins Wasser, wenn es heiß ist?
Mathias Pille:Natürlich :-)
Blatt-Gold: Gehst du schwimmen, wenn keine Leute im Wasser sind?
Mathias Pille: Ja, ein regelmäßiges Training und die Erhaltung der Fitness ist wichtig in meinem Beruf.
Blatt-Gold: Wenn so viel los ist, hast du dann noch Zeit zum Essen?
Mathias Pille: Ja, die Zeit zum Essen und Trinken ist auf jeden Fall vorhanden. Man kann nicht immer eine halbe Stunde Pause am Stück nehmen, aber kurze Pausen sind immer möglich.
Blatt-Gold: Was isst du dann gerne?
Mathias Pille: An einem heißen Sommer-Tag, wenn es richtig voll wird, sind leichte Sachen gut. Eine Wasser-Melone oder ein Käse-Brötchen. Es kommt auch schon einmal vor, dass ein Kollege einen kleinen Elektro-Grill mitbringt und für alle Brat-Würstchen grillt.
Blatt-Gold: Hast du schon mal Leute aus dem Wasser gerettet?
Mathias Pille: Ja, ich musste schon öfter ins Wasser um Ertrinkenden zu helfen. Nicht immer ist es so, dass die Leute nicht schwimmen können. Zu Beginn der Sommer-Saison, musste ich einen älteren Herren reanimieren, der einen Herz-Infarkt erlitten hatte.
Blatt-Gold: Wenn etwas passiert, rufst du dann den Kranken-Wagen an oder hast du schon erste Hilfe geleistet?
Mathias Pille: Wir arbeiten nie alleine. Einer kümmert sich um die verletzte Person und leistet Erste Hilfe, ein Zweiter tätigt den Notruf und fordert andere Rettungs-Kräfte an, falls nötig.
Die meisten Bade-Unfälle ereignen sich durch
leichtsinniges Verhalten!
Blatt-Gold: Warum passieren die meisten Bade-Unfälle?
Mathias Pille: Tatsächlich ereignen sich die meisten Bade-Unfälle durch leichtsinniges Verhalten! Hier spielt es keine Rolle, ob es die Jugendlichen sind, die sich manchmal überschätzen. Oder die Eltern, die denken, sie haben mit dem bezahlten Eintritt ihre Aufsichts-Pflicht an der Kasse abgeben. Oder eben der Senior, der sich nicht abkühlt, bevor er ins Wasser springt. Es gibt viele verschiedene Ursachen! Wegen Corona ist die Situation nochmals gefährlicher geworden, da viele Kinder nicht gelernt haben zu schwimmen oder noch extrem unsicher sind.
Bäder-Sterben ist in Deutschland unvermeidbar.
Blatt-Gold: Was wäre wichtig, damit keine Bade-Unfälle passieren?
Mathias Pille: Dass sich mehr Menschen für unsere Arbeit interessieren und so erfahren, wie wichtig dieser Beruf ist. Wir haben enorme Nachwuchs-Probleme, da zu viele alte Bademeister in Rente gehen und zu wenig neue kommen nach. Ein weiteres Bäder-Sterben in Deutschland ist so unvermeidbar. Und da schließt sich der Teufels-Kreis: Weniger Aufsicht und Fachkräfte führt zu weniger Bädern und dies führt zu noch mehr Nicht-Schwimmern, die im Sommer in Flüssen und Bade-Seen ertrinken.
Die Fragen haben sich Yvonne Freiberg, Christiane Becker, Ralf Faßbender und Jochen Rodenkirchen vom Projekt "Fit für Medien" mit Unterstützung von Anja Schimanke überlegt.
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.