Für die Natur
Gummersbach entsiegeln

Im Eingangsbereich zur Fußgängerzone grünt es - nicht nur zum Schützenfest, sondern immer.  | Foto: Walter Krieger
  • Im Eingangsbereich zur Fußgängerzone grünt es - nicht nur zum Schützenfest, sondern immer.
  • Foto: Walter Krieger

Gummersbach. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben: das Klima schützen. Auch in Gummersbach sind die Folgen bereits spürbar geworden: Überschwemmungen mit Schäden an der Infrastruktur oder Gefährdung von Menschenleben nach Stark- oder Dauerregen, Waldsterben und Einschränkungen der Lebensqualität oder gar medizinische Notfälle durch anhaltende Hitzeperioden, Ernteausfälle und Waldbrände durch Dürre. Die Klimawandelfolgen sind vielfältig und ebenso vielfältig sind die Maßnahmen, die zur Anpassung notwendig sind.

Eine klassische Klimaanpassungsmaßnahme stellt die Entsiegelung und Begrünung versiegelten Flächen dar, wovon die Stadt Gummersbach nun gleich mehrere umgesetzt hat.

Flächenentsiegelungen führen dazu, dass sich weniger Hitze ansammeln kann, denn Bepflanzungen erhitzen sich nicht so wie Asphalt oder Pflaster und geben dementsprechend auch deutlich weniger Wärme wieder ab. Außerdem kann Niederschlagswasser direkt versickern und so die Kanalisation entlasten. Außerdem entsteht neuer Lebensraum für Insekten und Kleintiere.

Innenstadt

Es sind die ersten Maßnahmen ihrer Art in der Kreisstadt. Im Eingangsbereich der Fußgängerzone wurden zwei Teilflächen, die zuvor vollständig durch Asphalt versiegelt waren, entsiegelt und mit ökologisch hochwertiger Bepflanzung versehen. Im Gewerbegebiet in Windhagen wurden die Mittelinseln von vier Wendeschleifen entsiegelt und Kleinstbiotope geschaffen.

In der Fußgängerzone lag der Fokus zusätzlich darauf, eine Fläche mit Aufenthaltsqualität zu schaffen, ohne die ökologischen Ziele zu vernachlässigen. Dementsprechend wurden dort zwei selbstregulierende und vielfältige Teilflächen mit Stauden, Bodendeckern und Blumenzwiebeln angelegt, die von niedrigen Ilex-Hecken und Sitzmöglichkeiten eingerahmt werden.

„Die Zusammensetzungen der Bepflanzung wurde ursprünglich von Hochschulen entwickelt“, erläuterete Landschaftsarchitekt Gerd Bermbach, der Planung und Bauleitung übernommen hat. Zwar ist die Fläche bereits jetzt schöner anzusehen als der Ausgangszustand, doch muss sie sich erst einmal ein bis zwei Jahre entwickeln, um ihre ganze Vielfalt und Attraktivität zu zeigen.

Windhagen

In Windhagen ist die Stadt Gummersbach ein kleines Experiment eingegangen. Bei den vier Flächen dort liegt allein der ökologische Aspekt im Vordergrund. Das alte Pflaster wurde entfernt und Kleinstbiotope angelegt. Aktuell mag auf den ersten Blick der Eindruck entstehen, dass dort Steingärten entstanden sind, doch da widerspricht Klimaschutzmanager Felix Borscz: „Heute kann man noch sagen ‚Achtung, Verwechslungsgefahr‘, doch in ein paar Jahren werden die Flächen nicht mehr wiederzuerkennen sein. Es gibt hier keine Folie unter der Erde und wir haben Mutterboden sowie hochwertiges Saatgut unter die Steine gemischt.“ Die vier Flächen wurden unterschiedlich gestaltet. So werden sich zwei Schotterrasen, ein Mager-/Sandrasen und ein wärmeliebender Saum entwickeln. Außerdem findet man Sträucher, eine Hainbuche, Totholz und Steinhaufen, wodurch Lebensraum für Insekten, Reptilien und andere Kleintiere entsteht. Die Flächen müssen sich über die nächsten Jahre entwickeln, um zu echten Kleinstbiotopen zu werden.

Die Kosten für die Maßnahmen an der Fußgängerzone und in Windhagen betragen insgesesamt rund 200.000 Euro und wurden vollständig über das Land NRW von der Europäischen Union gefördert.

Uwe Winheller von der Stadtplanung erklärte, dass die Stadt Gummersbach vergleichbare Bereiche am im Bau befindlichen Kreisel in Bernberg ähnlich ausstatten werde. Weitere Flächen im Bereich öffentlicher Gebäude seien geplant.

Privaten Bauherren will man ebenfalls derartige Entsiegelungsmöglichkeiten empfehlen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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