Kunst in der Kirche
Ottens Werke aus dem Zyklus „Anno Domini“

Dieter Otten vor „Claritas Interna“. | Foto: Michael Kupper
  • Dieter Otten vor „Claritas Interna“.
  • Foto: Michael Kupper

Gummersbach (mkr). „Vielleicht geben uns die Bilder Denkanstöße und helfen uns, die Schöpfung zu bewahren“, sagte Gemeindereferentin Silvia Hecker zur Eröffnung des Themengottesdienstes „Lebenswasser und der ElfteNeunte“ in der evangelischen Emmaus-Kirche in Derschlag, Kirchweg 1.

Geschmückt ist das Gotteshaus mit acht großformatigen und zwölf kleineren Arbeiten des Gummersbacher Künstlers Dieter Otten aus dem Zyklus „Anno Domini“. Im Mittelgang steht ein weiß lackierter Einkaufswagen, gefüllt mit zahllosen, geschredderten Bibelversen, daneben eine kleine Säule mit einer Kehrschaufel und weiteren Papierstreifen - bereit, den Haufen zu vergrößern.

Wem gehört das Land?

„Was sehen wir auf dem Bild?“ fragt Otten und zeigt auf sein monochromes Werk „Wem gehört das Land?“ Auf den ersten Blick sind dort zwei Männer bis zum Hals im Wasser, an den Kopfbedeckungen als Jude und Palästinenser zu erkennen, im Hintergrund der Felsendom. Bei genauerer Betrachtung durchziehen spaltende Risse die Oberfläche, ähnlich wie bei einem ausgetrockneten See. „Einer sieht den anderen als Feind - es will ihnen nicht gelingen, den anderen als Freund zu sehen“, erläutert der Fotokünstler in seiner Einführung. Schon Jesus habe erklärt, dass „das Reich“ noch gar nicht hergestellt sei, die Notwendigkeit zur Erlösung noch gar nicht gegeben. Von daher sei die Frage „Wem gehört das Land?“ müßig.

Anknüpfend erinnerte er an den 11. September 2001: „Müsste man da nicht sofort zu den Waffen greifen?“ Die erhobene Hand auf dem vielfarbigen Bild „Liebet eure Feinde“ scheint zu sagen „Stopp - das ist nicht der richtige Weg.“ Auch wenn im Hintergrund Wolkenkratzer stürzen, weist die Weihnachtsbaumkugel in der Bildecke auf das Fest der Liebe zur Geburt Jesu.

Fotografie und Malerei zugleich

Ottens Kunst ist Fotografie und Malerei zugleich. In unzähligen Ebenen mit unterschiedlicher Deckkraft komponiert er real fotografierte Objekte zu Collagen. Er fordert den Betrachter, sich mit den fokussierten Themen auseinanderzusetzen. Je länger dieser ein Bild anschaut, desto mehr Details offenbaren sich. Selbst „Claritas Interna“ (innere Klarheit), auf den ersten Blick ein aufgeschlagenes Buch mit leeren Seiten, das wunderbar zu dem Einkaufswagen „Rausverkauf“ korrespondiert, scheint ein Geheimnis innezuwohnen, das es zu ergründen gilt. Der Künstler betont: „Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.“

Weitere Themengottesdienste zu „Anno Domini“ finden an den Sonntagen, 15. Mai (Wendejahre) und 22. Mai (Yes, we can und wohin?) jeweils um 11.15 Uhr mit einer Einführung durch den Künstler statt; die Ausstellung ist bis 13 Uhr geöffnet.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Michael Kupper aus Reichshof

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