Bezirksbürgermeisterin Thorand
Abschied nach 12 Jahren
Hardtberg - SCHAUFENSTER sprach mit der Hardtberger Bezirksbürgermeisterin Petra
Thorand, die nach 12,5 Jahren im Amt bei der Kommunalwahl im September
nicht länger für ein politisches Amt kandidiert. Sie zieht sich
zugunsten ihres Berufs und eines ausgefüllten Privatlebens aus der
Politik zurück und wird künftig als Privatière die Geschicke
Hardtbergs verfolgen.
Sie habe ihr Amt vor 12 1/2 Jahren mit viel Energie, Enthusiasmus und
mit großer Begeisterung angetreten, sagt Petra Thorand. Anfangs habe
sie sich vorgestellt, dass man viel bewegen und mitbestimmen könne
zum Wohle der Gesellschaft und des Stadtbezirks. Im Laufe der Zeit
habe sie erfahren müssen, dass ausgiebig diskutiert und umsichtig
verhandelt werden muss, bevor politisch tragfähige Ergebnisse zu
erzielen sind. Sie hat nach ihrer Überzeugung erreicht und bewegt,
was sie hat erreichen und bewegen können. Dinge, die offen bleiben,
hätten nicht in ihrer Hand gelegen. Sie hätte manches aus heutiger
Sicht diplomatischer angehen sollen. Petra Thorand vermutet, es
öfters allen recht zu machen angestrebt zu haben. Sehr zufrieden ist
sie damit, nach so langer Zeit die Anerkennung und den Dank der
Menschen gespiegelt zu bekommen, für die sie etwas erreicht hat.
Gleichwohl weiß sie, dass die Bezirksvertretung in vielen Bereichen
keine Entscheidungskompetenz hat. Außerdem sei der kleinste
Stadtbezirk im Stadtrat oft nicht stark genug. Als Aufgabe von
Wirtschaftsförderung und Gewerbegemeinschaft sieht Frau Thorand es
an, die Kaufkraft des Stadtbezirks zu stärken. Sie empfiehlt
allgemein, politisch und wirtschaftlich konsequenter zu handeln und
weniger zu diskutieren. Integrationsprobleme neuer Einwohnergruppen in
Hardtberg sieht sie nicht.
Den dringend benötigten Wohnraum betreffend, plädiert sie für ein
sorgfältiges Abwägen der Interessen von Wohnungssuchenden mit den
Erfordernissen einer für alle wichtigen Klimapolitik. Das gilt etwa
für das Meßdorfer Feld.
Petra Thorand hält alle drei Hardtberger Stadtteile für gleich stark
und gleich stark politisch vertreten. Ihre Einflussmöglichkeiten im
Amt seien begrenzt, so die Bezirksbürgermeisterin. Man sei auch auf
kommunaler Ebene Macht- und Einflussfaktoren ausgesetzt. Dem Einfluss
der Vereine auf das Stadtleben seht sie positiv gegenüber. Allein,
die Vereine sollten ihre Veranstaltungspolitik der Zeit gemäß weiter
entwickeln und junge Leute an ihrer Verantwortung glaubhaft teilhaben
lassen. Ein besonderes Anliegen ist es ihr gewesen, Gesellschaft und
Kultur parteiübergreifend miteinander in Einklang zu bringen. Als von
ihr anfangs unterschätztes Problem sieht sie, „dass die meisten
Bürger und Bürgerinnen nicht wissen, dass es sich beim Amt der
Bezirksbürgermeisterin um ein Ehrenamt handelt.“ „Viele erwarten
von der Politik eine Rundumversorgung.“ Nach mehr als 12 Jahren als
Bezirksbürgermeisterin zieht Petra Thorand ein positives Gesamtfazit.
„Besonders geschätzt habe ich die vielen positiven Begegnungen mit
den Menschen ...“ „Das Ende meiner Amtszeit ist leider von Corona
gekennzeichnet.“ Petra Thorand hätte sich gern von allen
Hardtbergern verabschiedet, was ihr wegen Corona verwehrt bleibt.
Insgesamt wertet sie die Zeit als Politikerin als wertvoll und schön.
Sie ist dafür überaus dankbar und wird gern daran zurückdenken.
Allgemein gesellschaftlich sieht sie den Respekt vor anderen Meinungen
und das Streben nach einem fairen Konsens sowie den Zusammenhalt, den
Dialog als auch die Toleranz als wichtig für ein funktionierendes
Miteinander in Frieden an.
Summa summarum sei der Einfluss des kleinsten Bonner Stadtbezirks
vergleichsweise gering. Durch den Abgang der Ministerien sei dem
Hardtberg viel Kaufkraft verloren gegangen. Flair ging verloren,
Austausch mit Ministern und Ministerien gebe es nicht mehr. Petra
Thorand wird sich nun mehr auf ihren Lehrerberuf konzentrieren und
ihre vielfältigen privaten Interessen ernster nehmen als bisher. Sie
wünscht den Hardtbergern zum Abschied „weniger Egoismus, mehr
Engagement und Unterstützung der Vereine“. Die Hardtberger sollten
nicht auf falsche Propheten hören. Ihrem Nachfolger im Amt wünscht
sie „ein geschicktes Händchen für die Belange der Hardtberger“.
Zur Person Petra Thorand
Bevor sie 2000 in die CDU eintrat, war Petra Thorand bereits im
vorpolitischen Raum als Vorsitzende des Stadtelternrates für
Kindertagesstätten sowie im Jugendhilfeausschuss tätig und engagiert
im CDU-Kreisvorstand, seit etlichen Jahren in der Hardtberger
Bezirksvertretung, im Kulturausschuss sowie als Stadtverordnete. 2008
wurde sie erstmals zur Bezirksbürgermeisterin gewählt. Nach 12
Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit kandidiert die Lehrerin eines Bonner
Gymnasiums nicht mehr für das Amt.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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