Ausgrenzung und Zusammenhalt
Auf der Bühne wie im richtigen Leben

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Medinghoven - Es ist ein Bühnenspiel. Aber eines, das die Zuschauer in die Rollen
aktiv mit einbezieht. Zuerst betritt Lena die Szene. Sie ist traurig
weil sie kein Handy hat. Das aber gehört zum Status ihrer Clique. Wer
kein Handy hat, ist out. Der kann keine Dates per WhatsApp ausmachen.
Keine Spiele online mitspielen. Kann er deshalb auch kein Freund sein?

Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt sich das Drama
„zusammen kommen“. Das forum theater Inszene aus Köln hat das
Stück geschrieben. Frederike Wilickens von Hein inszenierte es in der
Turnhalle der Gemeinschaftsgrundschule Medingoven. Zweimal rund 40
Schüler kommen ins Grübeln. Sie erkennen sich und ihre Freunde
wieder. Die Schulhofszenen sind authentisch. Die Frage beispielsweise,
ob man sich auch Markenklamotten leisten kann oder ob es auch welche
vom Discounter tun, ist allgegenwärtig. Alltagsszenen mit
Auswirkungen auf das Verhalten von Kids.

Und das führt eben manchmal zu Ausgrenzung. Die jungen Leute spielen
sich selbst, sind dazu eingeladen, selbst einige Rollen zu
übernehmen. Damit sie merken und wissen, was da abgeht. Bei sich
selbst und bei ihrem Gegenüber. Sie finden Lösungen aus dem Dilemma
von Frust, Enttäuschung und dem Gefühl des Alleinseins. Das läuft
emotional ab, selten kognitiv. Die Lösungen zu finden, ist
Allgemeingut, keine Leistung von Individuen.

Denn Freunde haben wollen sie alle. Echte Freunde, nicht solche via
Facebook. „Die Kids finden selbständig für alle Problemstellungen
eine Lösung“, erzählt Frederike. Wie die aussieht so, dass Werte
wie Freundschaft, Nächstenliebe, Vertrauen, Loyalität eine Rolle
spielen. Auch wenn die Kids solche Werte mit anderen Worten
beschreiben, so meinen sie doch dasselbe.

Lerne fürs Leben, könnte die Überschrift über dem Drama lauten.
Sozialkompetenz sollen sie lernen. „Das muss man regelrecht lernen,
das kann keiner automatisch“, sagt Frederike. Mal kein
Leistungsdruck, mal kein MINT-Wissen, sondern das lernen, was den
Menschen zum Menschen macht. Es gibt wohl nichts Schwierigeres.

Wenn man‘s denn kann, aber wohl auch nichts Erfüllenderes.

- Harald Weller

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Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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