Kyudo-Meisterschaften
Die innerer Ruhe als Ziel
Hardtberg (we). Man kann eine Maus piepsen hören. Absolute Stille herrscht in der großen Hardtberg-Halle, als Shigeyasu Kameo den Schuss vorbereitet. Dazu versinkt er geradezu in sich selbst, sucht und findet schließlich die absolute Ruhe, die Konzentration auf den Moment des Eins-Seins mit sich und dem Bogen. Der Pfeil löst sich, trifft die Zielscheibe und der Träger des 6. Kyudo-Meisterdans rückt seinen Kimono zurecht.
Kyudo ist der „Weg des Bogens“ und bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert in Japan die Kunst des Bogenschießens. Damals als Kriegswaffe von Samurai eingesetzt, geht es heute eher um die Kunst des Sich-Findens. „Ich sehe nur mich und den Moment des Schusses, ein reiner Moment, in dem es nichts anderes gibt als mich und meinen Willen. Und es ist ein absolutes Glücksgefühl, wenn der Bewegungsablauf bis hin zum Schuss perfekt klappt. Und dieses Gefühl will ich immer wieder haben.“ Christian Hennevogl ist u. a. Vorsitzender des NRW-Kyudo-Verbandes und betreibt seit sieben Jahren diesen Sport. „Fertig wird man nie. Man betreibt Kyudo sein Leben lang. Mit dem Alter verändert sich die Selbst-Wahrnehmung. Will man zu Anfang den perfekten Bewegungsablauf, kommen im Laufe der Zeit andere Ziele zum Tragen. Man konzentriert sich dann auf immer etwas anderes. Das macht den Sport so außergewöhnlich, so schön, so befriedigend.“
Und so begeisternd. Der Sport ist eher ein stilles, nach innen gewandtes Ereignis. Der Schütze wird eins mit sich, mit der Umgebung, mit dem Bogen, mit dem Pfeil. Und trifft deshalb auch das Ziel.
Der Ablauf des Kyudo ist auf rituelle Weise in allen Details festgelegt. Nichts Zufälliges stört den Ablauf. Das Glücksgefühl des Treffers und des perfekten Bewegungsablaufs lässt die Schützen immer wieder versuchen, die Zielscheibe zu treffen. Abstände, Maße, der asymmetrische Bogen, die Pfeile, die Kleidung: Das alles ist streng reglementieret.
Selbstredend hat der Sport auch eine Philosophie: Da werden mit dem Konfuzianismus, dem Buddhismus und dem Weg des Kriegers, dem Bushi-Do, von Kennern des Metiers gleich drei Weltanschauungen zitiert, die der Kämpfer vollziehen will. Der Konfuzianismus steht dabei für die Erziehungsmethode, der Buddhismus für die Persönlichkeitsentwicklung und der Weg des Samurai für dessen Wertewelt.
Rund 20 Aktive Kyudo-Sportler gibt es in Bonn. Die Deutschen Meisterschaften in der Sportart in der Hardtberghalle liefen über zwei Tage.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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