Interview mit Sascha Kisters
„Mit Tränen in den Augen"
Hardtberg - (red) Im Gespräch mit dem Sascha Kisters, dem Leiter des
Krisenstabs der kath. Pfarrgemeinde St. Rochus und Augustinus zu den
Themen Engagement, Aufgaben und Ziele in Zeiten der Corona-Pandemie.
Herr Kisters, ein Krisenstab in der Katholischen Kirche St. Rochus und
Augustinus: Nicht gerade etwas, was man mit Kirche verbindet und
nichts, was man aus anderen Gemeinden gehört hat. Wer hatte die Idee
und warum wurde ein Krisenstab eingerichtet? Sascha Kisters: Seit
über 12 Jahren bin ich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Bonn tätig.
Einsätze gibt es hier fast täglich, man denke z.B. zuletzt an die
Evakuierung in der Uniklinik Bonn auf dem Venusberg wegen des
Bombenfundes. Ganz wichtig ist hier bei so einer besonderen
Einsatzlage die Einrichtung einer Einsatzleitung bzw. eines
Führungsstabs, die alles zu dieser Einsatzlage aufnimmt und
koordiniert. Nur so kann den Bürgerinnen und Bürgern in dieser
besonderen Lage schnell geholfen werden. Das hat sich bewährt, warum
also nicht auch anwenden für die Kirche? Zusammen mit dem Leitenden
Pfarrer Jörg Harth habe ich die Idee besprochen und umgesetzt.
Herausgekommen ist dabei ein Stab von acht Personen, die ihre Aufgaben
in ihrem Sachgebiet schnell und effizient übernehmen und umsetzen.
Was genau ist Ihre Aufgabe dabei? Meine Aufgabe ist, zu sehen, was
gemacht werden muss, was umgesetzt wurde, wo weitere Aufgaben
anstehen, also im Grunde die Zügel in der Hand zu haben. Wir haben
hier eine völlig neue Maschinerie angeworfen, da knirscht es manchmal
noch etwas und manchmal muss man auch nochmal klarmachen, worum es
geht. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem, was wir in der
kurzen Zeit schon erreicht haben.
Herr Kisters, Ostern ist jetzt gerade vorbei und war für die Kirche
anders als sonst. Die Pfarrgemeinde hat eine Ostertaschenaktion ins
Leben gerufen, die an ca. 370 Haushalte verteilt wurde. Wie ist Ostern
und speziell die Ostertaschenaktion angekommen?
Die Kar‐ und Osterwoche war für alle Haupt‐ und Ehrenamtliche
eine echte Herausforderung. Aber es hat funktioniert und wir hatten
ein durchweg positives Echo auf geistliche Impulse oder die Orgelmusik
per Video. Ja, die Ostertaschen… Was soll ich sagen? Auch hier gab
es über Facebook oder Mail viel Lob und Dank. Man darf ja eins nicht
vergessen dabei: viele ältere Menschen sitzen zu Hause und fühlen
sich einsam. Und wenn man dann klingelt und eine Ostertasche vor die
Tür stellt und auf eine ältere Dame mit Tränen in den Augen trifft,
dann weiß man: das war gut so und das war richtig und wichtig. Das
hat mich auch selbst sehr angerührt.
Ältere Menschen, die nicht mit Internet oder Smartphone umgehen
können, sind schwierig zu erreichen. Wie gehen Sie auf diese Menschen
zu?
Sie sagen es. Das macht uns Kopfschmerzen und wir diskutieren viel
darüber, wie wir unsere Seniorinnen und Senioren besser erreichen
können. Da gibt es bereits die Nachbarschaftshilfe und die
telefonische Seelsorge. Den wöchentlichen Newsletter aus der Pfarrei
per Mail zu verschicken reicht einfach nicht. Von daher werden wir ab
dieser Woche beginnen, den Newsletter zusätzlich auch in gedruckter
Form an die Seniorinnen und Senioren zu verteilen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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