Ein Jahr im Ausland
Motho ke motho ka batho

„Das große Abenteuer sind die Menschen“: Caroline Rech arbeitete in Südafrika an einer Schule und kümmerte sich dabei ganz besonders um Tshepiso. Der Junge wurde mit einem Wasserkopf geboren und braucht besondere Betreuung. | Foto: C. Rech
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  • „Das große Abenteuer sind die Menschen“: Caroline Rech arbeitete in Südafrika an einer Schule und kümmerte sich dabei ganz besonders um Tshepiso. Der Junge wurde mit einem Wasserkopf geboren und braucht besondere Betreuung.
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Bonn - Caroline Rech wartet auf einen Studienplatz „in meinem
Lieblingsfach“. Weil der Abi-Schnitt zwar gut, aber nicht blendend
ist, wird das wohl noch einige Zeit so bleiben. Denn ihr Lieblingsfach
heißt Medizin. Und das wollen leider mehr Leute studieren als Plätze
im Angebot sind. Was macht frau aber, wenn frau ausgebildete
Krankenschwester ist, im Moment Zuhause in Duisdorf ist und nicht so
recht weiß, wie und wohin und überhaupt? „Ich wollte schon immer
mal nach Südafrika, seitdem mein Opa mir von einer Messe einen Flyer
von „weltwärts“ mitgebracht hat. Das hat mich nicht wieder los
gelassen.“

Begründen kann sie das nicht. Aber hin wollte sie unbedingt. Gesagt,
getan. Nachdem die Finanzierung geklärt war, ging es los. Los ins
Abenteuer und zu zwei Projekten. „Ich hab´ an einer Schule
gearbeitet und einen Jungen betreut. Der ist mit einem Wasserkopf
geboren. Nachdem eine ehemalige Freiwillige Geld gesammelt hatte und
die Operation bezahlt werden konnte, geht es ihm heute relativ gut. Er
kann sich nicht recht bewegen, und mit dem Laufen geht es auch nicht.
Aber er kann am Leben teilhaben.“

Und wo fand das große Abenteuer statt? „Das große Abenteuer sind
die Menschen. Ich war da, wo überwiegend Schwarze wohnen. Die leben
nach dem Motto der Überschrift über diesem Text „Mensch ist der
Mensch durch die Menschen.“ Das soll heißen, dass dort eine riesige
Gemeinschaft besteht. Mit der trauten deutschen Zweisamkeit ist es
nicht so weit her. Das geht da eher locker. Aids ist deshalb ein
virulentes Thema. Die Frauen sind die toughen. Sie haben die Hosen an.
Das gilt allerdings nicht für die Sonntagsmesse. Die Menschen dort
gehören zum größten Teil christlichen Strömungen an. Sonntags muss
man in die Kirche. Und dort haben interessanterweise die Männer den
Hut auf.

Die Lebensfreude ist legendär. „Nun war ich auch auf dem Land. In
Skuinsdrift. Das ist in der Nord-West-Provinz, etwa 200 Kilometer von
Johannesburg entfernt. Da leben die Weißen separiert von den
Schwarzen. Die Weißen haben meist die Farmen. Und fahren per Auto zum
Einkaufen. Die Schwarzen sieht man auf den Straßen. Die Apartheid ist
nicht ausgerottet.“ Es gibt eine Fahrradfabrik. Und ein Projekt
„blankets for bicycles“, bei dem ich mitgehäkelt habe. Für eine
bestimmte Anzahl von Häkelsachen bekommt man ein Fahrrad.

„Dann habe ich auch noch eine Suppenküche aufgebaut. Wir haben
gekocht und das Essen zu den Armen gefahren. Und dann habe ich noch in
einem Shop für Grundnahrungsmittel geholfen. Da gibt es eine
Non-Profit-Organisation, die die Armen unterstützt.“

Im praktischen Leben sei dort alles anders als hier. Keine
Bürokratie. Einfach leben. Die Menschen feiern ihr Leben. Weil sie
keinen Grund sehen, unglücklich zu sein. Den Vergleich zu hier möge
jeder selbst ziehen. Trotzdem gibt es natürlich Probleme. Der Alkohol
ist so eins. Alkohol wird nicht in Maßen, sondern eher in Massen
konsumiert. Besonders von den Leuten, die keine Beschäftigung haben.
Die Menschen haben keine Elektrizität. Neuigkeiten werden per
Mund-zu-Mund-Propaganda erzählt und verbreiten sich wie ein
Lauffeuer. Das Interesse an Politik ist eher gering.“

Und das Wetter? „Am schönsten war es im dortigen Winter. Da gibt es
bis zu 25 Grad. Sonne, blauer Himmel. Nachts wird‘s allerdings mit
sieben Grad kühl. Der Sommer dagegen ist schwierig. 42 Grad.
Drückendes Wetter. Regenzeit.“

Und, will sie wieder hin? „Keine Frage, sofort. Die haben dort ein
Mobile-Hospital, eine mobile Krankenstation, die über Land fährt. Da
will ich mitmachen.“

Caroline war für ein Jahr in Südafrika. Sie ist seit dem 1. August
wieder hier. Wie lange noch? Keine Ahnung, „motho ke moitho ...“

- Harald Weller

„Das große Abenteuer sind die Menschen“: Caroline Rech arbeitete in Südafrika an einer Schule und kümmerte sich dabei ganz besonders um Tshepiso. Der Junge wurde mit einem Wasserkopf geboren und braucht besondere Betreuung. | Foto: C. Rech
Die Lebensfreude der Menschen dort sei legendär, berichtet Caroline Rech. Das gelte natürlich auch für die Schüler. | Foto: C. rech
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