Einladung zum Beten
Neuauflage kommt zur richtigen Zeit

Georg Schwikart. | Foto: we

Hardtberg - Braucht der Corona-geschädigte Mensch eine Anleitung zum Beten? Ist
ihm anders nicht mehr zu helfen? Georg Schwikart, Theologe,
Religionswissenschaftler, Buchautor von mehr als 200 Titeln und seit 4
Jahren evangelischer Pfarrer in der Hardtberg-Gemeinde, hat eine
Einladung zum Beten geschrieben. Zu Zeiten, als es Corona lediglich
als Fremdwort gab. Der Text ist 1988 erstmals erschienen und liegt
nunmehr als Neuauflage vor.

Eine Anleitung ist das nicht. Kann es nicht sein, weil ein Gebet ja
individuell ist. Und deshalb ohne Regeln auskommt. Deshalb ist eine
zeitlose Einladung daraus geworden. Die den Menschen in seinem
Innersten berührt. Gleich mal einige Fragen: Muss man glauben, um
beten zu können? Was habe ich davon, wenn ich bete? Wer solche Fragen
stellt, sucht auf alles Antworten und negiert vielleicht, dass es
Fragen gibt, die man nicht beantworten kann. Trotzdem erfahren viele
konkrete Hilfe durchs Gebet. Klar: Man muss nicht beten, um zu leben.
Man muss aber auch nicht auf alle Fragen Antworten im Sinne einer
Entscheidungsmatrix oder Excel-Tabelle finden. Die, die das glauben,
sitzen vermutlich auf dem digitalen Ross des Hochmuts, das da
verspricht, man könne und müsse alles erklären und begründen, was
ist.

„Vertrauen ist es, Vertrauen gehört zum Beten“, so der Autor
dazu. Dabei geht s nicht darum, den Rosenkranz zum 20. Mal fehlerfrei
herunterzurattern. Obwohl auch das manchem hilft, eine Orientierung zu
finden. Es geht vielmehr darum, einen Dialog zu beginnen. Mit Gott.

Ja, gibt es den denn überhaupt? „Ich weiß, dass er da ist“, so
Georg Schwikart.

Wer sich also auf die Zwiesprache mit Gott gefühlsmäßig einlässt,
findet Antworten oder Anhaltspunkte fürs eigene Leben. „Ich bin
nicht allein, da ist jemand, der mir zuhört“ ist eine wichtige
Tatsache für alle, die nicht oder unverstanden sind. Oder denen man
nicht zuhört. Oder die sich mitteilen wollen bei jemandem, der sie
hört.

Das funktioniert wie das Prinzip der Kommunikationswissenschaft „Du
bist ok, ich bin ok. auf der Basis der Gleichberechtigung. „Ich
nehme als Betender die Kraft Gottes an.“

„Denke, wenn Du betest, an einen Menschen, den du wirklich liebst.
Alles, was du dem sagst, kannst du Gott anvertrauen. Er wird dich
hören, egal, wie du es sagst.“ Gauben heißt vielfach auch
verzeihen. Ein Gebet dient manchen Menschen dazu, Schuld einzugestehen
und Verzeihung zu erbitten.

Das mag einigen als sinnlos erscheinen. Andere finden wiederum Trost
im Glauben. Und Hoffnung sowie konkrete Lebenshilfen. „Ich tue das,
weil Gott ist“, weiß der Autor. Das hat er erfahren in seinem
Leben. Das ist also gar kein Glaube, nein, das ist Wissen. Die
Gewissheit, dass da jemand ist, der sich für mich und meine Anliegen
interessiert.

Wie bei jeder angenommenen Einladung, hofft man vorher, das man sich
als Gast wohlfühlen wird. „Du hast mich betört“ ist die
Einladung zu einer Reise zu sich selbst, die nicht ohne Folgen für
den Leser bleiben wird. Mit einem Gesprächspartner, der zuhört und
versteht.

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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