NRW-Meisterschaft im Bogenschießen
NRW-Meisterschaften im japanischen Bogenschieße ...
Brüser Berg - (we) Es ist mucksmäuschenstill in der großen Hardtberghalle. Hier,
wo in früheren Zeiten die Baskets ihre Fans verzauberten und wo
deshalb die Halle von Schlachtgesängen widerhallte, ist jetzt kein
Ton zu hören. Da – plötzlich durchbricht ein Schwirren die Stille.
Ein Vogel in der Halle? Nein, ein Bambuspfeil.
Aus 28 Metern Schussentfernung prallt er mit einem dumpfen Geräusch
auf eine Strohmatte, die hier als Zielscheibe dient. Abgeschossen wird
er von einem Bogen, der – ebenfalls aus Bambus gefertigt – oben
länger ist als unten. Er ist asymmetrisch, wie der Kenner weiß.
Ursache dafür und für den gesamten Vorgang von der Vorbereitung bis
zum Schuss ist die japanische Samurai-Tradition: Damals gehörte die
Ausbildung zum Bogenschützen zur Ausbildung des Samurai.
Der Bogen selbst war und ist eine Waffe. Er dient dem Zielschuss,
nicht einer wie immer gearteten philosophischen Betrachtung. Man sagt
dennoch auch heute, dass „Bogen und Schütze eins sein sollen“.
Das aber ist nicht nur für die innere Ruhe gut, sondern auch dafür,
das Ziel auf jeden Fall zu treffen. Und das ist und bleibt der Sinn
des Schießens. 12 Mannschaften mit 36 Schützen und Schützinnen
maßen sich im edlen stumm ausgetragenen Wettstreit des japanischen
Bogenschießens und trugen so ihre NRW-Meisterschaften aus. Streng
nach ritueller Vorgabe natürlich. „Die Vorbereitung bis zum Schuss
umfasst acht genau vorgegebene Schritte“, erläutert Gisela Becker,
Mitglied des Bonner Kyudo-Clubs. Der umfasst 12 männliche und
weibliche Mitglieder. Unter anderem Peter. „Ich bin schon lange
Anhänger japanischer Traditionen“, erzählt er. „Und das
Bogenschießen verbessert nicht nur meine Konzentration, verleiht mir
innere Ruhe, sondern lässt mich auch fokussiert sein. „Wenn
man/frau schießt, soll kein Platz sein für andere, für störende
Gedanken. Dass daneben auch die körperliche Haltung und somit die
körperliche Fitness verbessert werden, versteht sich von selbst. Wie
in alle fernöstlichen Traditionen, so kann auch ins Bogenschießen
viel hineingeheimnisst werden. Hier, bei den Meisterschaften, ist auf
jeden Fall der Sinn des Schießens das Treffen, allen philosophischen
Betrachtungen zum Trotz. Über die etwaige Ästhetik des Tötens ist
viel geschrieben worden. Sagen wir vielleicht so: Es ist in jedem Fall
hoch ästhetisch, wenn die strenge rituelle Form der Vorbereitung zum
Ergebnis, dem Schuss, führt. Und das ist sicher ein guter Grund
dafür, diesem Sport zu huldigen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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