Priesterporträt
Pfarrer Georg Schwikart hat einen ungewöhnlichen Werdegang
Hardtberg - (we) Georg Schwikart ist Pfarrer. Einer von dreien in der
evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg. Die Gemeinde „Hardtberg“
hat 5.500 Menschen, besteht in 4 Ortsteilen aus 2 Kirchen - Emmaus auf
dem Brüser Berg sowie Matthäi in Duisdorf - und bildet eine
christliche Einheit.
„Die Kirche hat sich sehr verändert“, ist sich Georg Schwikart
sicher. Während es früher als Pflicht galt, sonntags den
Gottesdienst zu besuchen, reicht vielen Gemeindemitgliedern heute der
Gemeindebrief, um à jour zu sein. Aber die Leute sind sich sehr
bewusst darüber, dass sie evangelische Christen sind. Keiner ist in
der Kirche, bloß, weil er vergessen hat, auszutreten. Was sich die
Leute davon versprechen, einer Gemeinde anzugehören? „Kontakt zu
haben“, sagt Georg Schwikart. „Gemeinde, Gemeinschaft zu erleben.
Gemeinsam mit Gott zu sprechen. Zu beten. Nicht allein zu sein mit dem
Leben. Hier sind wir bei einer ganz wichtigen Botschaft für Christen:
‚Du bist nicht allein‘.“
Wie vermittelt er das seinen Gemeindemitgliedern? „Auch das ist
anders als früher. Ich bin Übersetzer der Aussagen der Bibel. Die
man natürlich aus der damaligen Zeit in die Jetztzeit übertragen
muss. Damit die Botschaft verständlich bleibt. Denn das Christentum
ist eine lebendige Religion. Für lebendige Menschen. Die sich
weiterentwickeln. So wie der Glaube.“
Es ergeben sich selbstverständlich neben dem Gottesdienst durch die
Amtshandlungen wie Taufe, Beerdigung, Trauer usw. Kontakte zu den
Gemeindemitgliedern. Die Ehe zum Beispiel ist heute noch ganz wichtig.
Ein Versprechen auf Lebenszeit. „Die meisten jungen Leute nehmen
diese Verantwortung mit Freuden an. Und wollen ganz bewusst die Ehe
vor Gott schließen.“
Ganz anders im Trauerfall. Da geht es häufig um Fragen wie: ‚Warum
soll ich an Gott glauben? Warum ist das Leben so schrecklich Was ist
der Sinn des Ganzen?‘
Und was ist der Sinn? „Der Sinn ist, dass man sich als Mensch
fühlt. Es gibt eine Sehnsucht nach Gott. Wir sind eben keine digital
denkenden und fühlenden Menschen. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft,
die Sehnsucht nach Gott ist ungebrochen. Gerade dann, wenn der
Einzelne von der Welt überfordert ist.“
Was hast du von Gott? Das ist für viele immer wieder die Frage. Die
Antwort lautet: „Du bist nicht allein. Frei nach Kant: Füge den
anderen nichts zu, was du dir nicht selbst zufügen würdest. Will
heißen: Du hast ein Recht zu leben, ein Recht zu sein. Und da ist der
Kontakt zu Gott, das Beten, entscheidend. Ich kann jederzeit mit Gott
in Kontakt treten. Das Wort „Mein Gott, warum hast du mich
verlassen“, bedeutet ja auch bei aller Verzweiflung, dass man
jemanden hat, mit dem man sprechen kann.
„Und das ist mein Job: Die Türe zu Gott öffnen, das Fenster offen
zu halten, den Glauben zu verkünden. Nicht als Alleinunterhalter, ich
bin auch kein Sozialarbeiter. Ich bin evangelischer Pfarrer. Und
konzentriere mich auf meine Gemeinde, indem ich von Gott erzähle.
Vielleicht ist der Kontakt zu Gott bei manchen verloren gegangen. Aber
vergessen ist er nicht.“
Georg Schwikart, der gelernte Religionswissenschaftler, stellt
gemeinsame Grundzüge in allen Religionen fest: „Der Tod ist bei
allen Weltreligionen nicht das Letzte. Was wir „Himmel“ nennen,
heißt bei anderen anders. Meint aber dasselbe. Dazu gehört auch die
Umkehrung: Das Leben ist nicht alles auf Erden. Da ist noch was
anderes, Bleibendes.
„Ich halte die Gemeinschaft des Dialogs aufrecht. Was ich an der
evangelischen Kirche besonders schätze, ist deren Offenheit für
Diskussionen. Der Dialog untereinander und mit anderen ist permanent.
Oft kontrovers. Und völlig stressfrei.
„Ich bin Motivator. Jeder kann sich in die Gemeinde einbringen.
Manche Menschen sind ganz erfüllt davon. Als Bauer einer Brücke
zwischen Bibel und den Menschen will ich jede Facette des Glaubens
beleuchten, aus den Bibelerzählungen Verbindungen zum Heute
schaffen.“
Warum er vom katholischen zum evangelischen Glauben gewechselt ist?
„Ich bin auch heute noch zum Teil Katholik. Der Protestantismus ist
mir deshalb nahe, weil er offen ist für Diskussionen. Und voller
Verständnis dafür, dass die Menschen wissen wollen, was Glauben in
ihrem Alltag heißt.“
Was ist denn Ihre Botschaft? „Glaube betrifft dich, er berührt
dich.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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