Hochwasser-Schutz
Schutz vor Hochwasser

Mit rund 200 Anwohnern kamen deutlich mehr Leute zur der Bürgerinformationsveranstaltung als erwartet.  | Foto: Frank Engel-Strebel
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  • Mit rund 200 Anwohnern kamen deutlich mehr Leute zur der Bürgerinformationsveranstaltung als erwartet.
  • Foto: Frank Engel-Strebel

Bonn-Duisdorf/Alfter-Oedekoven (fes). Rund 200 Interessierte kamen zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Gemeinde Alfter und der Stadt Bonn in die Duisdorfer Toni-Mai-Halle zum Hochwasserschutz am Hardtbach. Das Interesse war enorm, um sich von Julia Gerz vom Bonner Tiefbauamt, Viola Haase, Teamleiterin Hochwasserschutz der Bundesstadt Bonn, sowie von Kirsten Weischer, in der Gemeinde Alfter zuständig für das Fachgebiet Freiraum, Ökologie und Gewässer, über den aktuellen Stand in Sachen Hochwasserschutz zu informieren und zu diskutieren. Mit dabei war auch Ingenieur Martin Dörr vom Fachbüro Holzem und Hartmann aus Neunkirchen-Seelscheid, der das Hochwasserschutzteilkonzept im Auftrag beider Kommunen mit seinen Kollegen erarbeitet hat. Da Mitte Juli 2021 sowohl Oedekoven als auch Duisdorf von der Flutkatastrophe betroffen waren, hatten sowohl Alfter als auch Bonn eine informelle Hochwasserpartnerschaft abgeschlossen, um die Katastrophe aufzuarbeiten und gemeinsame Strategien und Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.

Die Ungeduld der Bürger nach konkreten Maßnahmen und damit die Sorge vor einem erneuten Hochwasser war bei den Gästen sehr groß. Die Antwort von Julia Haase war daher eher ernüchternd: „Wir stehen noch ganz am Anfang, es ist noch ein sehr früher Zeitpunkt.“

Experte Dörr führte die Gründe auf, was es so schwierig mache, Maßnahmen schnell umzusetzen. In den betroffenen Gebieten zwischen der Henri-Spaak-Straße in Impekoven und dem Abschlagwerk am Dransdorfer Bach kollidierten mehrere Interessen zwischen Privatleuten und Gewerbetreibenden und es liegen zahlreiche topographische und bauliche Schwierigkeiten vor. Teilweise stehe das Anrainergebiet unter Naturschutz, wo nicht ohne weiteres bauliche Veränderungen durchgeführt werden können, dafür müssten dann erst behördliche Genehmigungen eingeholt werden. Oft seien Grundstücke, die an den Fluss grenzen, mit Baggern oder anderen Baumaschinen nur schwer erreichbar und es gibt öffentlich genutzte Flächen, etwa einen Spielplatz an der Maarbachstraße oder eine parkähnliche Fläche an der Roncallistraße: „Diese Flächen können Sie nicht einfach so verändern“, meinte Dörr. Vielmehr gelte es etwa, den Spielplatz oder den Park mit in das Gesamtschutzkonzept zu integrieren.

Dennoch, untätig waren die Behörden nicht. Unmittelbar nach der verheerenden Katastrophe wurden die betroffenen Gebiete zunächst aufgeräumt, es gab Ortsbegehungen von Seiten der Politik und von Fachleuten, die Gewässerunterhaltungspflege wurde angepasst und das Alarmpegelsystem der Stadt Bonn erweitert. Dadurch wird auch die Gemeinde Alfter mit informiert und es wurde besagtes Ingenieurbüro mit der Erstellung des Hochwasserschutzteilkonzeptes beauftragt.

Einige Schutzmaßnahmen wurden bereits durchgeführt, etwa die Installation eines Treibgutrechens am Ahrweg, um den Bachlauf vor einer schnellen Zusetzung zu schützen, am Ölmühlenweg wurde die Rückstaufläche erweitert und am Almaweg konnte eine Fläche umgeformt werden, weil sich darunter eine Gasleitung befindet.

In der Regel kümmern sich städtische Mitarbeiter zweimal pro Jahr um die Gewässer- und Baumpflege in den betroffenen Gebieten: „ Ist eine gewisse Wetterlage angesagt, wird ein Trupp losgeschickt, um nach den Bächen zu sehen um vor allem die Engstellen von Totholz oder Müll zu befreien“, erklärte Viola Haase. Zudem werden die aktuellsten Klimadaten berücksichtigt. Haase machte aber auch klar: „Kommt es wieder zu einem solchen Ereignis, können wir ein Hochwasser nicht verhindern, sondern höchstens vermindern.“

Nach der ersten Übersicht ging es eine Workshopphase. An vier Tische konnten sich die Anwesenden verteilen. Das ausgelegte Kartenmaterial war nach den verschiedenen Wohnortbereichen aufgeteilt, wo sich die Anwohner wiederfinden konnten. Danach wurden Anregungen und Vorschläge für die weiteren Planungen mit aufgenommen.

Ein Anwohner fragte nach, ob es möglich sei, eine neue Bebauung entlang des Hardtbaches zu verhindern. In festgelegten Überschwemmungsgebieten sei, so Haase, eine Bebauung nicht möglich, es sei denn, es gebe Ausgleichsflächen, sogenannte Retentionsflächen, die Wasser speichern und aufnehmen könnten. So sei beispielweise der Investor des Neubaugebietes an der Brigitte-Schröder-Straße in Lessenich/Meßdorf dazu verpflichtet worden, ein Regenrückhaltebecken zu bauen. Die Gemeinde Alfter gehe laut Kirsten Weilscher auch konkret auf die Anwohner zu, spreche mit ihnen, damit diese beispielsweise Gegenstände nicht zu nah am Bach lagerten, der diesen dann verstopfen könnte. Regelmäßig werde auch die Untere Wasserbehörde zu Beratungen miteinbezogen.

Eine Bürgerin schlug vor, die Anwohner besser und schneller zu informieren, etwa woher sie im Ernstfall Sandsäcke zum Schutz ihrer Häuser bekommen könnten. Ein weiterer Vorschlag von Oedekovener Seite war, den Parkplatz des Rewe-Supermarktes im Almapark als Retentionsfläche einzubinden.

Mehr zum Thema findet sich auf der Seite der Gemeinde Alfter unter www.alfter.de/bauen-wohnen/hochwasserschutz und auf der Seite des Landes NRW www.flussgebiete.nrw.de.

Mit rund 200 Anwohnern kamen deutlich mehr Leute zur der Bürgerinformationsveranstaltung als erwartet.  | Foto: Frank Engel-Strebel
Ruhiges Rinnsaal: Derzeit plätschert der Hardtbach wie auf dem Foto im Almapakrk in Oedekoven in  seinem Bett vor sich hin. | Foto: Frank Engel-Strebel
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RAG - Redaktion

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