Tango Argentino
Tango Argentino im Kulturzentrum Hardtberg

Im Einsatz: Das ‚orchsta non tipico‘. | Foto: we
  • Im Einsatz: Das ‚orchsta non tipico‘.
  • Foto: we
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Hardtberg - (we) Sehnsuchtsvolle, melancholische Klänge erfüllten die
abendlichen Straßen von Duisdorf. Im dicht gefüllten Kulturzentrum
war das Kölner Orchester „Südstadt Tango“ zu Gast. Mit einer
imponierenden Besetzung von 15 Musikern brachte es druckvoll die
Gefühle zum Ausdruck, die den Tango so berühmt gemacht haben.
Weltschmerz, Sehnsucht, Zärtlichkeit, Machismo: Tango-Fans nennen das
den „Puls“. Und der kam bei jedem der 180 Besucher authentisch an.

Igor Strawinskys Tango etwa spiegelt dessen desolate persönliche
Situation wider, als er, nach Amerika ausgewandert, geradezu
verzweifelt versuchte, einen Job als Musiklehrer zu finden und auch
privat so einiges an weniger Schönem durchlebte. All das schreib er
in Noten auf. Und so wurde am Tango-Abend im Hartberger Kulturzentrum
all seine innere Zerrissenheit deutlich und hörbar. Die teils
schrägen Harmonien graben sich dennoch ins Ohr. Und die Melodie
bleibt unvergessen.

Ob Piazzolla oder Jesus Ventura: Dass das alles so wehmütig schön
war, ist natürlich dem Kölner Gastorchester zu verdanken: „Das
alles ist aus Workshops entstanden“, sagt deren Gründer Stephan
Langenberg. Der Profi-Musiker hat Klassik studiert. Und ist am Tango
hängen geblieben, eben weil er „dem Puls“ verfallen ist. „Wir
heißen ‚Orchesta non tipica‘“, weil in Südamerika eine andere,
größere Besetzung spielt, sagt der Bandoneon- und
Akkordeon-Künstler. Mit gleich zwei Akkordeons und ebenso zwei
Bandoneons plus Klavier, einem gestrichenen Bass, einem Cello,
Saxophonen, Geigen, Klarinetten sowie Flöten vermag aber auch die
kleine Besetzung durchaus jede Facette des komplexen Gefühlsgemenges
beim Tango zu erfassen und wiedezugeben.

„Wir versuchen, in Zukunft mehr auf die Tangos des Balkans und des
Klezmer-Tangos einzugehen“, so Stephan Langenberg. Für den
Hardtberg-Abend reichte allerdings der Tango Argentino: Faszinierend.
Große Musik im kleinen Raum. Der platzte aus allen Nähten, was der
buchstäblich dichten Atmosphäre des Abends keinen Abbruch tat.
Trotzdem, so hört man, wünscht sich der Verein Hardtberg-Kultur, der
den Saal betreibt, dass mehr Raum geschaffen würde. Das wäre durch
den Rückbau des Balkons möglich, müsste aber von der Stadt als
Eigentümerin des Gebäudes angestoßen werden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.