Aktzeichnungen
Unverpackt heißt nackt
Hardtberg (we). In Hardtbergs Kulturzentrum sind aktuell Nackte am Werk. Zu sehen sind im Rahmen der Ausstellung UnverpAKT Aktbilder von 14 Künstlern, die unter der Schirmherrschaft der im Kulturzentrum heimischen Künstlergruppe Semikolon ihre durchaus differierenden Vorstellungen von unbekleideten Menschen zeigen.
Für den Kölner Ex-Architekten und heutigen Pensionär Gerd Rausch, der 83 Jahre alt ist, bedeutet die Aktmalerei „zu wissen, wann man aufhören muss“. Will heißen, der Blick für das Wesentliche ist ihm am wichtigsten. „Die Spontaneität darf nicht verloren gehen. Akt zu malen heißt, nichts zu konstruieren, sondern so authentisch und ehrlich wie möglich zu sein.“
Einmal die Woche treffen sich die Künstler zwanglos im Kulturzentrum. Ein Model sitzt nackt auf einem Podest und die Künstler malen. Für Gerd Rausch ist das Aktmalen „die Königsdisziplin“ des Malens, einer Kunst, die er ebenfalls beherrscht. „Ich male Akt, um das Sehen zu lernen“ meint er.
Für Timo Stück dagegen ist das Aktmalen „ein Augenblick“. Innerhalb weniger Minuten fertigt er seine Bilder. „Das genaue Sehen ist wichtig“ sagt auch er.
Das Aktmalen selbst ist uralt. Es ging und geht darum, die Proportionen, die Statik des Menschen zu zeigen. Dabei aber dürfen seine Gefühle nicht verloren gehen. Die Proportionen selbst hat Leonardo da Vinci in seiner Zeichnung vom vitruvianischen Menschen um 1490 auf 34,5 cm mal 24,5 cm genial beschrieben. Da gibt es nichts zu verbessern. Trotzdem hat jeder Künstler seine eigene Sichtweise, die unverkennbar zeigt, wie er individuell „seinen“ Menschen sieht. Es kommt eben darauf an, exakt zu beobachten und rasch das Beobachtete umzusetzen. Viel Zeit für Meditation bleibt da nicht, obwohl Timo Stück sagt, dass sei für ihn der Gegenstand des Aktmalens, eben zu meditieren, sich selbst zu beobachten und zu finden. „Es geht hier ja nicht um tiefschürfende Philosophie, sondern um bloßen Spaß, das Darstellen von intuitivem Erleben“, erklärt er.
Die meisten der Aussteller sind Autodidakten, geschult in Kursen bei Kunstschulen oder anderen Künstlern. Kunst ist es auf alle Fälle, was hier zu sehen ist. Oder, wie es Gerd Rausch ausdrückt: „Man soll nicht nur die bloße Statik, sondern auch die Gefühle des Malgegenstands erkennen.“ So wie bei ihm und seinen Bildern
Das gilt genauso für Reinhard Griepentrog. „Man soll das Ergebnis der Interaktion zwischen Maler und Model erkennen. Nicht wie bei einem Gespräch, sondern das gegenseitige Wahrnehmen zeigend.“
Die Ausstellung ist bis zum 10. September sonntags von 15 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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