Lengsdorfer Kirmes

Vorbereitungen für die große Sause

Lengsdorf - Er sieht schon ein wenig traurig aus. So, als wisse er, was auf ihn
zukommt. Mit viel Mitgefühl statteten die Mitglieder des Lengsdorfer
Heimat- und Verschönerungsvereins ihren ‚Zacheies‘, den
Kirmesmann, aus. Mit Stroh und einem Luftballon als Kopf hat er alle
Insignien, die notwendig sind, um am Kirmessonntag, dem 4. August, ab
19 Uhr zur Gaudi des Publikums die Schuld für alles zu übernehmen,
was im Dorf im vergangenen Jahr schief gelaufen ist.

Gesucht und gefunden haben die Lengsdorfer also wie in jedem Jahr
ihren Sündenbock für alles Verbocktes. Was das im Einzelnen ist,
bleibt bis zur Verlesung der Anklageschrift durch den Staatsanwalt
geheim. Wie auch immer, der Paias oder Zacheies oder wie auch immer,
der arme Hund kann sich auf Einiges gefasst machen.

Wie vieles, tradiert der Brauch mit dem Zacharias oder Zacheies aus
der Bibel. Zunächst als Glücksbringer für drei frohe Tage
angesehen, wurde er später als Sündenbock missbraucht. Sehr zur
Freude der Dorfbewohner übrigens, die ja einen Schuldigen für ihre
eigenen Sünden und Verfehlungen gefunden hatten...

Der Mann muss demnach leiden. Er wird nicht der einzige Unschuldige
sein, der zur Verurteilung gelangt. Obendrein wird er nach dem
Schuldspruch, der schon jetzt fest steht, verbrannt. Ein gar
schreckliches Los. Und das, obwohl der Stroh-Mann eigentlich in diesem
Jahr besonders charmant aussieht.

Die Lengsdorfer Kirmes geht, ob mit oder ohne Zacheies, am Freitag, 2.
August, um 18 Uhr los. De Kölsche Jung spielen live Musik. Am Samstag
gibt es dann um 9 Uhr den Köttzug. Ab 14 Uhr geht das Kirmestreiben
los. Der Sonntag sieht zunächst den Gottesdienst. Ab 12 Uhr gibt es
den Frühschoppen, um 16 Uhr startet das Schürreskarrenrennen. Und
dann, wie gesagt, ab 19 Uhr das tieftraurige Verabschieden und das
Ende des diesjährigen Zacheies. Wer ihm zwischendurch einige
tröstende Worte spendieren will, hat diesen Plan leider vergebens.
Der Ort des Einkerkerns ist geheim. Erst zur Kirmes taucht er wieder
auf, der Zacheies.

- Harald Weller