2. Hennefer Demenztag
300 Besucher holten sich Rat und Infos

Frau Rave (rechts) übergab vier Demenzrucksäcke                                                                                                                  | Foto: Alfred Heimermann
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  • Frau Rave (rechts) übergab vier Demenzrucksäcke
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Hennef: In der Meys-Fabrik begrüßte Thomas Wallau und Conny Rave rund 40 anwesende Gäste und Besucher zum 2. Hennefer Demenztag, danach stellten sie sich gegenseitig vor. Conny Rave ist seit 7 Jahren Inhaberin und fachliche Leiterin des Hennefer Unternehmens Hilfe für helfende Demenz Betreuung und Alltags Begleitung und seit 6 Jahren in Hennef ansässig. Sie ist ausgebildete Krankenschwester und seit 50 Jahren in der Krankenpflege tätig.
Thomas Wallau ist seit 30 Jahre im Bereich der Altenhilfe tätig und seit 2005 Vorsitzender der Bürgerstiftung Altenhilfe. „Der Demenztag soll informieren, Hilfen für Angehörige aufzeigen, Verständnis für Betroffene wecken und zeigen, dass man nicht allein ist“, so Wallau. Die Bürgerstiftung selbst versteht sich als eine Gemeinwohl Initiative, von Bürgern für Bürger. Der Schwerpunkt der Stiftung ist die Betreuung von Menschen mit Demenz und die Unterstützung der Angehörigen und anderweitig pflegenden Personen. „In den 80er Jahren, im Troisdorfer Krankenhaus, wurde ich auf ein Zimmer gerufen, wo ein Mann auf dem Bett stand und hysterisch rum hüpfte und immer rief, das sind ganz viel weiße Mäuse. Hilfe, Hilfe macht die Mäuse weg, es war meine erste Begegnung mit einem Demenzkranken. Erstmal habe ich beruhigend auf ihn eingeredet, hat nicht viel genutzt und dann bin ich einfach ohne zu überlegen rausgelaufen in den Flur, Besen geholt und hab die Mäuse alle weggekehrt. Der Mann war beruhigt und ich natürlich auch. Später wurde mir beigebracht, dass das ein Morbus Korsakow war, eine Form der Demenz Erkrankung. In den 90er Jahren gab es dann die ersten Fortbildungen zum Thema Demenz und seitdem hat mich diese Erkrankung sehr gepackt,“ schilderte Frau Rave ihre erste Demenz Konfrontation. Sie hofft, mit dem Demenztag Ängste und Scham abzubauen, denn sie erlebt oft, dass Angehörige sich nicht trauen, z.B. den Nachbarn zu beten, mal ein Auge auf den Demenzkranken zu werfen, wenn er allein spazieren geht. Sie schämen sich trotz Sorgen zu fragen, doch es ist eine Krankheit, die bekommt man oder auch nicht und keiner hat Schuld, wenn er sie bekommt. „Wir versuchen das immer wieder publik zu machen, dass man darüber reden und sich Hilfe holen sollte und möchten Verständnis für die Menschen mit Demenz vermitteln, das ist uns sehr wichtig. Die sind nicht bekloppt, das ist eine Erkrankung wie jede andere auch,“ sagte Rave. Bürgermeister Mario Dahm richtete sein Dank an die Bürgerstiftung Altenhilfe und an Hilfe für Helfende und ganz besonders an Frau Dr. Hartmann und Frau Rave, die ganz viel Arbeit für diesen Tag reingesteckt haben. „Angesichts der Tatsache, dass die Gesellschaft immer älter wird, ist Demenz auch ein immer dringenderes Thema,“ betonte Dahm.
Frau Rave hatte sich überlegt, was sie für die Stadt Hennef tun könnte. Und da ist ihr die Sache mit den Demenzrucksäcken eingefallen. Vier dieser orangen Rucksäcke hatte sie dabei, einen für die Stadt, einen für die Bürgerstiftung Altenhilfe und zwei für die Stadtbücherei.
Orange natürlich, weil „Hilfe für Helfende“ orange ist. In den Rucksäcken befinden sich zwei Tüten. In der einen Tüte sind Sachen, die kann jeder, der sich den Rucksack ausleiht auch behalten, zum Beispiel Bewegungskarten, wo auf jeder Karte eine Bewegungsübung steht, die man immer gerne mit den demenzkranken Menschen oder auch mit den Menschen, die wir besuchen, ausführen kann. Neben dem Ratgeber Demenz, einer Broschüre der Alzheimer Gesellschaft, sind noch andere schlaue Schriften drin. In der Plastiktüte steckt ein Antistressball, eine DVD und ein Pixi Buch, wo es auch um Demenz geht. Und die sollte nach dem Leihen zurückgegeben werden.
Dr. Jutta Hartmann berichtete, dass etwa 80 Prozent der 1,8 Millionen Demenzkranke in Deutschland zu Hause von den Angehörigen gepflegt werden. In der Anfangsphase kann man vielleicht noch allein leben, aber die Angehörigen ahnen in der Regel, was da auf sie zukommen kann und das kann ganz schön stressig sein, denn die Angehörigen wohnen ja nicht unbedingt im Haushalt des Erkrankten, oder um die Ecke, sondern weiter Weg. Die haben einen Job, Kinder und Gedanken an eine Vollzeit Pflege irgendwann, das schürt Ängste und hier hilft die Bürgerstiftung Altenhilfe zusammen mit dem Unternehmen „Hilfe für Helfende“ von Conny Rave mit ihren fünf Projekten: 1. Information und Beratung für Senioren und Angehörige, hier wird die Situation geklärt: Unterstützungsbedarf, Gesundheit, Wohnumfeld, Versorgung. 2. Besucherdienst durch 40 ausgebildeten Helfer: Betreuung der Erkrankten und Entlastung der Angehörigen durch Spielen, vorlesen, Arztbegleitung, spazieren etc. 3. Gruppenbetreuung: Seniorenbus mit Bring und hol Services, Kaffee und Kuchen, Spielen, Singen, Bewegungsübungen. 4. + 5. Angehörigengesprächskreise im Verzäll-Cafè: Pflegende Angehörige mit Erkrankten bei Kaffee und Kuchen, Selbsthilfegruppe der Angehörigen. Im Foyer der Meys-Fabrik konnten sich die Besucher des Demenztags an den verschiedensten Ständen informieren und beraten lassen. Die Stadtbücherei informierte über ihre Bücher und Spiele für Demenzkranke und hier kann auch jeder den Demenzrucksack leihen. Genauso wie auch bei der Bürgerstiftung, die auch einen Rollstuhl verleihen für einzelne, auch längere Anlässe.
Insgesamt zählte man über 300 Besucher auf dem Demenztag, die Stände waren gut besucht ebenso die Vorträge, bei einem zählte Frau Hartmann 52 Teilnehmer und resümierte: „Wir hatten
viele gute Gespräche und konnten Informationsmaterial verteilen. Das gilt auch für Hilfe-für-Helfende, wir hatten ja einen gemeinsamen Stand. Der Informationsbedarf ist wirklich groß.“

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Alfred Heimermann aus Hennef

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