Die Region von oben
Ballonfahren als Ablenkung von kleinen und großen Sorgen
Hennef -
In Geisbach traf Ballon-Pilot Dr. Manfred Epple aus Sankt Augustin
seine beiden Passagiere für eine sommerliche Ballonfahrt an einem
sonnigen wolkenlosen Sommerabend und fuhr mit ihnen im
Transportfahrzeug zum Startplatz auf eine windgeschützte Wiese in der
Nähe der Obereiper Mühle. Über eine Stunde dauerten die
Vorbereitungen für die Fahrt. Den Ballon legte man vom
Transportfahrzeug aus in Richtung der errechneten Fahrtrichtung. Der
Korb mit dem Heißluftbrenner unten am Ballon war dabei in der Nähe
des Transporters. Bevor der Brenner gezündet wurde und den Ballon mit
Heißluft füllte, platzierte der Pilot vier Helfer an einem Seil, was
sie dann stramm zogen. Während sich der Ballon langsam füllte und
Form annahm, zogen die Helfer an dem Seil, damit der Ballon sich
richtig aufrichten konnte. Als er dann senkrecht über der Wiese
stand, stiegen die Passagiere zu dem Piloten in den Korb und binnen
weniger Sekunden hob der Ballon von der Wiese ab und stieg relativ
schnell hoch in den Himmel.
Mit acht Knoten zog der Ballon Richtung Norden, beim Sinken über dem
Golfplatz am Heckerhof zog er mit 13 Knoten nach links. „Ich habe
mich dann ins Siegtal fallen lassen“, berichtet Epple später,
„bin damit fast 90 Grad nach links abgebogen und unter den Wipfeln
mit gemäßigten drei Knoten entlang der Bahnlinie an der Sieg entlang
geschwebt“. Gegenüber dem Campingplatz Happach entdeckte Epple eine
tolle Wiese für die Landung. So dauerte die Fahrt zwar nur rund 40
Minuten, was aber für ein tolles Erlebnis bei den Passagieren
reichte, die während der Fahrt aus der Luft die vielen braunen
abgestorbenen Fichtenwälder in einem Umfang sehen konnten, wie es vom
Boden nicht möglich ist. Einer der Passagiere hatte auf dieses
Erlebnis über ein Jahr warten müssen. Es war ein Geschenk zu seinem
50. Geburtstag und kurz nach dem 51. konnte er den Gutschein
einlösen. Der andere junge Mann hatte an dem Tag Geburtstag und wurde
von seinem Vater überrascht . "So ist das bei der Ballonfahrt, einer
geduldet sich ein Jahr lang, der andere wusste bis zum Treffen in
Geisbach von Nichts", sagte Pilot Epple.
Für Epple war es seine Fahrt Nr. 288 als Pilot. Er stand damit 440
Stunden aam Brenner und absolvierte dabei eine Fahrstrecke von 4.475
Kilometern. Vermutlich war es der Kleinjungentraum vom Fliegen, was
Epple später nach einer Ballonfahrt über den Kölner Dom zu diesem
Hobby führte. Eine Mitfahrt über die verschneiten Alpen kurz vor
Silvester 1997 hat ihn dann endgültig „infiziert“. Für den
erfahrenen leidenschaftlichen Piloten ist jeder Fahrt einzigartig,
weil sie nicht wiederholbar ist. „Ballonfahren erfordert volle
Konzentration und lenkt damit völlig von den kleinen oder großen
Sorgen des Alltags, von Arbeit und allem anderen ab, was da oben über
den Dingen schwebend klein und bedeutungslos wird. Es bringt einen mit
jeder Menge interessanten Menschen zusammen, erzeugt verbindendes
Abenteuer, gemeinsame Erinnerungen und führt einen an Orte und mit
einem Glas Sekt in der Hand auch auf Wiesen, auf die man ohne Ballon
niemals kommen würde“, schwärmt Epple von seinem Hobby.
Ballonfahren ist ein schönes, aber teures Hobby. Das gesamte
Equipment (ohne Transportfahrzeug) liegt in einer Größenordnung von
60.000 bis 70.0000 Euro. Allein die Ballonhülle kostet fast 30.000
Euro. Epple dazu: „Ballonfahren ist eben ein Hobby und Hobbys kosten
Geld! Ohne die großen Posten, also ohne Abschreibungen (Wertverlust
durch Nutzung), Hülle und Zugfahrzeug, habe ich 2019 Kosten pro Fahrt
in Höhe von 435 Euro errechnet. Nimmt die Zahl der Fahrten - wie in
diesem Jahr durch Corona - ab, erhöht sich das ganze pro Fahrt, da
die Fixkosten ja unverändert bleiben. Im letzten Jahr war
beispielsweise der TÜV für die Gasflaschen fällig und hat über
2000 Euro verschlungen".
In vielen Ländern der Welt war Dr. Epple mit seinem Ballon schon
unterwegs. Aber bei Tempo 80 mit dem Anhänger unterwegs, überlegt er
sich sehr genau, ob er mit dem Ballon nach Spanien oder in die Toskana
fährt.So finden die meisten seiner Fahrten in Deutschland und den
Beneluxländern statt. Seine Ballons lässt er beim einzigen
Hersteller in Deutschland in Schweich bei Trier bauen. Dafür liefert
er Skizzen mit dem Design und den Farben.
- A. Heimermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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