15 Jahre Hennefer Tafel
Ein wichtiger Beitrag gegen Armut und Abgrenzung
Hennef - Die erste Tafel gründete man in Deutschland 1993. Inzwischen werden
940 Tafeln in ganz Deutschland von 60.000 überwiegend Ehrenamtlern
betreut, die dort täglich die Brücke zwischen Überschuss und Mangel
bauen. Die AWO betreibt im Rhein-Sieg-Kreis vier Tafeln - in Much,
Königswinter , Bad Honnef und Hennef, wobei die Hennefer Tafel als
erste ihren Dienst aufnahm. Der erste Ausgabetag bei der Hennefer
Tafel war am 4. Juni 2004 und am 6. September 2019 zählte man
Ausgabetag 1514. Schon im Jahre 2003 gab es in Hennef Aktivitäten zur
Einrichtung einer Tafel, die damals vom Sozialausschuss der Stadt
ausgingen. Im Herbst 2003 gewann man dann die Arbeiterwohlfahrt vom
Kreisverband Rhein-Sieg als Träger. In der Mittelstraße stellte die
Stadt ein kleines Haus mietfrei zur Verfügung, wo sich die Tafel
einrichtete. Durch Straßenbauarbeiten verzögerte sich aber der Start
bis zum Frühsommer 2004. Am 4. Juni 2004 war es dann endlich soweit.
Mit zwei Ausgabetagen in der Woche, Dienstag und Freitag jeweils von
14.30 bis 16 Uhr - was bis heute so beibehalten wurde -, startete man
mit der Tafel. 27 Haushalte nutzten sie schon am ersten Ausgabetag.
Bis Mitte Juli wurden Tafelausweise für 157 Haushalte mit 469
Personen ausgestellt. Den Tafelausweis erhält, wer beim Sozialamt
eine Bescheinigung als Bedürftiger ausgestellt bekommt. In der
Bescheinigung ist angegeben, wie viele Personen im Haushalt leben und
bedürftig sind, die Zahl wird dann im Tafelausweis vermerkt. Schon
nach ein paar Monaten kamen etwa 120 Ausweisbesitzer zur Ausgabe,
manchmal sogar bis zu 150. Man sorgte sich, dass man dem Ansturm der
Hilfebedürftigen auf Dauer nicht gewachsen sein könnte. Doch nach
einiger Zeit pendelte sich die Zahl der Haushalte pro Ausgabetag auf
80 bis 100 Haushalte ein. Viele kommen auch nicht jeden Tag, sonst
wäre die Tafel überfordert. Derzeit gibt die Hennefer Tafel etwa 600
Lebensmittelpakete aus. Unterstützt werden Alleinlebende und
Familien, die Arbeitslosengeld II oder vergleichbare Leistungen
beziehen. Die Tafel arbeitet eng mit dem örtlichen Sozialamt
zusammen, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch beim Richtigen
ankommt.
Gute Qualität der angebotenen Ware ist der AWO und dem Tafelteam sehr
wichtig. Deshalb wird die Ware vor der Ausgabe sorgfältig geprüft.
Für Milchprodukte und Fleischwaren muss die Kühlung sichergestellt
werden, auch beim Transport. Für 35.000 Euro kaufte man 2007 einen
Kühltransporter aus eigenen Mitteln und finanziellen Hilfen der AWO
Rheinland-Stiftung sowie der Kreissparkasse Köln. Bis dahin
transportierte man die verderbliche Ware ohne Kühltransporter
möglichst unmittelbar zur Tafel. Die Unterbringung der Tafel in der
Mittelstraße war nur als vorrübergehend angedacht, damit der Betrieb
schnellstmöglich beginnen konnte. Besser geeignete Räume fand man
durch unterschiedliche Gründe erst 2012 in der Beethovenstraße. In
den hier angemieteten Räumen ist die Tafel bis heute tätig. Mit
einem Mietzuschuss unterstützt die Stadt Hennef die Tafel. Für das
Funktionieren des Tafelbetriebs sorgen etwa 30 ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine besondere Logistik erfordert
der Lebensmitteltransport aus den Geschäften, die Vorbereitung der
Lebensmittel und deren Ausgabe. Es muss sich aber auch um die
Gewinnung und Betreuung von Spendern gekümmert werden. Für einen
reibungslosen Ablauf werden bei der Büroarbeit auch Einsatzpläne
erstellt. Vieler dieser Arbeiten erledigt bis heute Gabriele Hermes,
die von 2004 die Tafel Hennef leitete und im Oktober 2012 die Leitung
an Bernd Reetz abgab.
Die Zahl der von Armut Betroffenen steigt durch immer mehr
alleinerziehende und kinderreiche Familien, Anstieg der Senioren sowie
der Menschen mit Migrationshintergrund. Daher fordert die AWO die
Politik auf, die Weichen für eine deutliche Verbesserung im Bereich
der Grundsicherung, Bekämpfung der Kinder und Jugendlichen Armut,
Bildung, Alterssicherung und Integration zu stellen.
Die Einrichtung von Tafeln, ist ein Beitrag, den Überschuss der
Wohlstandsgesellschaft an Menschen abzugeben, die aus den
unterschiedlichsten Gründen hilfebedürftig geworden sind. Es
bedeutet aber nicht, dass es erst seit der Gründung der Tafeln in
Deutschland Armut gibt, die gab es auch nach dem Krieg in allen
Jahrzehnten bis heute, wurde nur nicht so wahrgenommen und diese
Menschen mussten selbst für ihr tägliches Brot sorgen.
- Alfred Heimermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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