Hennef bleibt bunt
Eine Mahnwache auf der Frankfurter Straße

3.000 Menschen mit Plakaten bei der Mahnwache gegen Rassismus, Hass und Hetze  auf der Frankfurter Straße. | Foto: Foto Heimermann
  • 3.000 Menschen mit Plakaten bei der Mahnwache gegen Rassismus, Hass und Hetze auf der Frankfurter Straße.
  • Foto: Foto Heimermann

Hennef. Die „schweigende Mehrheit“, die demokratische Mitte der Gesellschaft muss ihr Schweigen beenden. Nie wieder - das ist jetzt! So demonstrierten über 3.000 Menschen der Stadt vor dem Rathaus unter dem Motto „Hennef bleibt bunt“ gegen Rassismus, Hass und Hetze. Eine überparteiliche Initiative des Hennefer Stadtrates hatte zu der Demonstration aufgerufen, Bürgermeister Mario Dahm war Schirmherr. In seiner Rede erinnerte er an die deutsche Geschichte: „Die erste Demokratie unseres Landes ist nicht an der Stärke ihrer Feinde zu Grunde gegangen, sie ist daran zu Grunde gegangen, dass ihre Anhänger zu schwach und zu leise waren“. Er appellierte weiter: „Gleichgültigkeit ist Demokratiegefährdung durch Unterlassung. Wenn die Zeitzeugengeneration verstummt, müssen wir, die Nachfolgegeneration, um so lauter werden. Wir haben jetzt die Gelegenheit herauszufinden, was wir an Stelle unserer Groß- und Urgroßeltern getan hätten. Ich bin froh, dass heute so viele hierhin gekommen sind und diese Verantwortung annehmen“. Dahm erkenne derzeit eine voranschreitende völlige Enthemmung, von der man sich aber nicht einschüchtern lassen dürfe und zitierte einen Brief, den er vor ein paar Tagen bekam, in dem ihm Gewalt angedroht wird, weil der Stadtrat die Hundesteuer einstimmig um zwei Euro erhöht hatte. Er solle besonders jetzt zu Karneval vorsichtig sein, doch Dahm lässt sich nicht einschüchtern und bekundete: „Wir müssen wieder lernen, schwierige Situationen auszuhalten und bei Verstand bleiben. Es gibt keinen Grund, rechts zu wählen, es sei denn, man ist Rechtsextremist. Es kann keine Toleranz zu Intoleranz geben. Demokratie muss viele Meinungen aushalten, aber sie muss wehrhaft sein“.

Pfarrer Stefan Heinemann von der evangelischen Kirche erinnerte daran, dass genau vor 91 Jahren die Nazis die Macht übernahmen und verwies darauf, dass jede Herabwürdigung von Menschen zutiefst dem christlichen Glauben widerspreche. Für Pastor Christoph Jansen von der katholischen Kirche ist Nationalismus nichts anderes als konträrer Egoismus, darüber sollte man mal nachdenken. Prinz Jörg IV. von Hennef sprach nur einen Satz: "Heute bin ich nicht stolz, Hennefer Karnevalsprinz zu sein, heute bin ich stolz, Hennefer zu sein". Dann sang er gemeinsam mit der Band Spökes, Prinz Jens I. von Bröl und Mario Dahm an der Gitarre, ein Lied. Zum Abschluss der rund zweistündigen Mahnwache spielte 5202 Stadtgeflüster ihre Hennef-Hymne.

Die Stadtgesellschaft stellte sich mit der Demo den rechtsextremen Ideologien entgegen und setzte ein starkes Signal. Denn Rechtsextreme erhalten durch perfide Desinformation und das Schüren von Hass Zulauf. Sie sitzen in Parlamenten, organisieren sich, verschieben die Grenzen des demokratischen Diskurses und planen - wie spätestens nach den Enthüllungen rund um das Potsdamer Geheimtreffen klar ist - die menschenverachtende Deportation großer Bevölkerungsgruppen aus Deutschland. Die Mehrheit der Deutschen hat die Gefahr erkannt geht auf die Straße und zeigt, wer das Volk ist und das will Demokratie.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Alfred Heimermann aus Hennef

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