Planung freigegeben
Fahrradstation am Bahnhof kann kommen

Visualisierung der geplanten Fahrradstation am Place Le Pecq. | Foto: SLB Architekten und Ingenieur
  • Visualisierung der geplanten Fahrradstation am Place Le Pecq.
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Hennef. Die Planung der Fahrradstation mit rund 420 sicheren und wettergeschützten Fahrradstellplätzen am Bahnhof Hennef kann weitergehen. Nachdem zunächst der Bauausschuss mehrheitlich der Vergabe der Planungsleistungen zugestimmt hatte, gab der Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss des Stadtrates die dafür benötigten Haushaltsmittel frei.

Aufgrund seiner Modellhaftigkeit für die Stärkung des Radverkehrs in Städten wählte der Deutsche Bundestag das Projekt für eine Bundesförderung in Höhe von 3,67 Millionen Euro aus. Das entspricht rund 90 Prozent der veranschlagten Kosten. Die Fahrradstation kombiniert wetter- und diebstahlgeschützte Abstellplätze unter dem Place Le Pecq mit einem Serviceangebot rund um Rad und Mobilität, etwa in Form einer Fahrradwerkstatt, auf dem Platz. Zudem ist eine öffentliche, barrierefreie Toilette vorgesehen.

„Die Fahrradstation ist in eine Gesamtkonzeption von Radpendlerrouten und Fahrradstraßen eingebunden und wird das Pendeln mit dem Fahrrad sowie den Umstieg auf Bus und Bahn attraktiver machen. Ziel des einstimmig vom Stadtrat beschlossenen Masterplan Mobilität ist es, die Alternativen zum Autoverkehr zu stärken und mehr Verkehr vom Auto auf Fuß-, Rad- oder Nahverkehr zu verlagern, um den Verkehrskollaps in zentralen Lagen zu verhindern und Nachhaltigkeitsziele im Sinne des Klimaschutzes zu erreichen. Die Fahrradstation ist ein zentraler Baustein der Verkehrswende in unserer Stadt, der durch eine große finanzielle Unterstützung des Bundes überhaupt ermöglicht wird“, erklärt Bürgermeister Mario Dahm.

Durch eine ansprechende Gestaltung, eine nachhaltige Bauweise und Begrünung soll der Baukörper den stark versiegelten Bahnhofsvorplatz städtebaulich aufwerten. Von der Humperdinckstraße soll eine Rampe in die voll automatisierte, gesicherte und videoüberwachte Abstellanlage führen.

Der Bahnhof Hennef verzeichnet täglich rund 9.800 Ein- und Ausstiege in die Bahn sowie 7.800 in Busse. Schon heute erreichen viele Hennefer den Bahnhof mit dem Fahrrad, sodass der Bedarf mit den vorhandenen offenen Fahrradständern und den Mietboxen - insbesondere für teure E-Fahrräder - nicht gedeckt werden kann. Nachdem vor Jahren mit dem Park & Ride-Parkhaus und dessen Erweiterung kostenloser Parkraum für Autos geschaffen wurde, soll nun mit der Fahrradstation endlich auch ein angemessenes Angebot für Radfahrende entstehen.

Die Fahrradstation beruht auf einer Konzeptidee des ADFC Hennef aus dem Jahr 2016. Im Februar 2022 beauftragte der Ausschuss für Stadtplanung und Wohnen einstimmig eine Machbarkeitsstudie mit mindestens zwei Varianten für eine Fahrradstation auf dem Place Le Pecq. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde eine Bedarfsermittlung inklusive einer Reisendenbefragung durchgeführt, die einen Bedarf an rund 420 Stellplätzen ausweist. Im September 2022 entschied sich der Ausschuss für Stadtplanung und Wohnen für die teilweise unterirdische Variante. Es folgten ein Bauleitplanverfahren und die Beantragung von Fördermitteln. Nach dem der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags die Förderung des Projektes beschlossen hatte, wurde die Planungsleistung europaweit ausgeschrieben.
Mit der Objektplanung sowie der Fachplanung Gebäudetechnik wurde das erfahrene Fachbüro slb_architekten und ingenieure aus Boppard beauftragt. Die Tragwerksplanung wurde an die imagine structure GmbH aus Köln vergeben. Der Bau soll im ersten Halbjahr 2025 beginnen.

"Ein Meilenstein" sagt der ADFC

Als einen Meilenstein für den Radverkehr in Hennef begrüßt der ADFC den Beschluss des Bauausschusses zur Errichtung der Radstation am Bahnhof. „Nach jahrelanger Planung der Stadt unter maßgeblicher Mitwirkung des ADFC Hennef und seines langjährigen, kürzlich verstorbenen Sprechers Sigurd van Riesen, rückt die Fertigstellung der Radstation am Bahnhof in greifbare Nähe“, freut sich der kommissarische ADFC-Sprecher Klaus Wagner. „Mit 420 sicheren und wettergeschützten Stellplätzen inklusive einer Fahrradwerkstatt ist die Radstation ein Meilenstein für die Weiterentwicklung der Radinfrastruktur in Hennef“, betont Wagner. „In Verbindung mit dem Aufbau von Radpendlerrouten von den Orten außerhalb in das Zentrum, mit Verbindung zum ÖPNV, wird ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende geleistet. Das macht den Umstieg für viele Pendler vom Auto auf das Fahrrad erst möglich". Damit die Radstation gut angenommen wird, hält es der ADFC für notwendig, die Bedingungen für den Radverkehr parallel zum Bau der Radstation weiter zu verbessern. „Erst wenn sich die Hennefer auf dem Rad sicher fühlen und es Freude macht, in der Stadt mit dem Rad einzukaufen oder zur Arbeit zu fahren, wird der Anteil des Radverkehrs stark steigen“, so Wagner. Für den ADFC sind dabei zentrale Bausteine die Einführung von Tempo 30 im Zentrum von Hennef sowie mehr Platz für Radfahrer, Fußgänger und Menschen mit Behinderung. Dabei könne Hennef von der gerade beschlossenen Reform des Straßenverkehrsgesetzes profitieren, das den Kommunen neue Gestaltungsspielräume eröffnet. Zudem zeigen Beispiele in anderen Städten, das mit weniger Autoverkehr Innenstädte attraktiver werden, was sich positiv auf die örtliche Wirtschaft auswirkt. „Es gibt noch viel zu tun: Wir brauchen weitere Fahrradstraßen, müssen die Lücken der Radpendlerrouten schließen und Gefahrenstellen beseitigen, um Fahrrad- und Autoverkehr besser zu trennen“, betont Wagner. „Der ADFC Hennef wird sich weiter als Kooperationspartner der Kommune für die Weiterentwicklung der Radinfrastruktur einsetzen, damit alte und junge Hennefer sicher mit dem Rad zur Schule, zum Verein, zur Arbeit und zum Einkaufen fahren können".

SPD kritisiert Parteikonkurrenz

Die gute Nachricht vorweg: Die Planung zum Bau einer Fahrradstation am Bahnhof Hennef kann in die finale Phase gehen. Mit einer Mehrheit aus SPD, Grünen, FDP und „Die Fraktion“ gab der Bauausschuss grünes Licht für die Vergabe der Planungsleistungen. Eine Machbarkeitsstudie mit Reisendenbefragung hatte den Bedarf an rund 420 wetter- und diebstahlgeschützten Abstellplätzen für Fahrräder in unmittelbarer Bahnhofsnähe ermittelt, die in einer Tiefgarage unter dem Place Le Pecq entstehen sollen, um eine städtebaulich ansprechende Gestaltung des Bahnhofsumfelds zu erreichen. Ergänzt wird die Abstellanlagen durch ein Gebäude auf dem Platz, das Raum für Serviceangebote rund um das Fahrrad und die Mobilität sowie eine öffentliche, barrierefreie Toilette bieten soll. Auch der heute leblos-graue Platz soll etwa durch Begrünung aufgewertet werden. Der Deutsche Bundestag fördert das Modellprojekt mit 3,67 Millionen Euro, also rund 90 Prozent der kalkulierten Kosten für Planung und Bau.

Den erneuten Versuch der Hennefer CDU-Fraktion die Fahrradstation zu verhindern, kommentiert die SPD-Fraktionsvorsitzende Hanna Nora Meyer: „Der CDU-Kurs ist eine verkehrspolitische Geisterfahrt und finanzieller Irrsinn. Bürgermeister Dahm und der Stadtverwaltung ist es gelungen, eine 3,67 Millionen Euro schwere Bundesförderung für das modellhafte Projekt nach Hennef zu holen, um einen nachgewiesenen Bedarf zur Stärkung des Radverkehrs zu decken. Dieses Geld will die CDU ausschlagen und damit mehrere Millionen Euro für die Infrastruktur unserer Stadt wegschenken, um die erfolgreich begonnene Verkehrswende zu torpedieren und den Bürgermeister wieder zu blockieren. Wo man das Verhalten der CDU bisher als mutlos beschönigen konnte, ist es angesichts des aufziehenden Wahlkampfes einfach destruktiv. Hätte sich die CDU durchgesetzt, müsste die Stadt rund 74 Euro pro Hennefer nach Berlin zurückschicken, die dort im Bundeshaushalt versickern, und die Pendler in Hennef müssten ihre Fahrräder weiter ungesichert vor Wetter und Vandalismus abstellen". Zur Wahl 2020 rief die CDU noch gewohnt großspurig die „Velocity Hennef“ aus. Man wolle, so das Wahlprogramm, Hennef für Radfahrende attraktiver machen, unter anderem mit einer „Radstation“. Davon will man nun nichts mehr wissen. Auch der Masterplan Mobilität der Stadt Hennef wurde vom Stadtrat einstimmig verabschiedet und verfolgt auf einhelligen Wunsch der Fraktionen ein ambitioniertes Zielszenario, um mehr Verkehre vom Auto auf den Umweltverbund aus Rad-, Fuß- und Nahverkehr zu verlagern.

„Der Masterplan gibt angesichts des Klimawandels und der Verkehrssituation in unseren Städten, die vor Autoverkehr zum Erliegen kommen, den einzig richtigen Weg vor. Die Alternativen zum Auto müssen attraktiver werden. Das nützt allen. Die Umsetzung krankt leider an den begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Stadt. Umso unverständlicher ist es, dass die CDU ausgerechnet ein zentrales Projekt, das nur zu einem kleinen Teil von der Stadt selbst gezahlt werden muss, derart bekämpft. Gleichzeitig vertagt man andere wichtige Projekte wie eine zentrale Radpendlerroute und beantragt den Umbau von Grünflächen zu Parkplätzen. Das passt alles vorne und hinten nicht zusammen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen und den umfangreichen konzeptionellen Arbeiten der letzten Jahre folgt keine neue Politik. Der Fokus liegt auf Parkplätzen, nur eben nicht für Fahrräder. Damit bleibt die CDU ihrer Jahrzehnte alten, verstaubten Linie treu, die übrigens auch nicht dafür gesorgt hat, dass es genügend Parkplätze für die immer größere werdende Zahl an Autos in der Stadt gibt“, kritisiert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Oliver Brock.

Die Idee einer Fahrradstation am Hennefer Bahnhof mit Abstellanlage und Service-Angebot wurde bereits 2016 vom ADFC entwickelt, um das Pendeln mit dem Fahrrad attraktiver zu machen. Im Zentralort und den unmittelbar angrenzenden Orten leben rund 30.000 Menschen, die mit dem Fahrrad relativ zügig zum Bahnhof gelangen können. Dieses große Potenzial soll stärker aktiviert werden, um die Verkehrsbelastung im Zentrum zu verringern und die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Doch dafür fehlen heute sichere Abstellanlagen, die nun - genau wie zuvor mit dem Par k& Ride-Parkhaus für Autos - geschaffen werden sollen. „Stand heute kann man problem- und kostenlos sein Auto im Park & Ride-Parkhaus abstellen, aber die wenigen, dauervermieteten Boxen für Fahrräder reichen bei weitem nicht aus und kosten monatlich auch noch Gebühren. Das kann mit Blick auf die notwendige Stärkung des Radverkehrs so nicht bleiben“, findet Bettina Fichtner, Sprecherin der SPD im Bauausschuss.

Nachdem das Projekt zunächst mit unbrauchbaren Vorschlägen im Rathaus verschleppt worden war, nahmen die Diskussion und die Planung seit der letzten Kommunalwahl endlich Fahrt auf. Auf eine Machbarkeitsstudie folgten ein Standortbeschluss, ein Bauleitplanverfahren und die Sicherung der Finanzierung über Mittel des Bundes. Nach der europaweiten Ausschreibung steht nun die endgültige Planung an. Der Bau soll im ersten Halbjahr 2025 beginnen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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