Handwerk, Musik und Gaukelei
Mittelalterliche Katharinenkirmes in Stadt Blankenberg
Stadt Blankenberg -
Schöner konnte das sonnige trockene Wetter für die Katharinenkirmes
nicht sein, was viele Besucher aus Nah und Fern in die kleine
Burgstadt lockte. Logistisch hatten sich Rainer Lange (Vorsitzender
Karnevalsfreunde Stadt Blankenberg) und die vielen freiwilligen Helfer
auf den Ansturm von annähernd Zehntausend Gästen gut vorbereitet. Im
Einbahnstraßenverkehr leitete man die Autofahrer zu den Parkplätzen
auf Wiesen, die Heimfahrt führte von dort über andere Wege. Die
Einwohner von Blankenberg bekamen eine Zufahrtserlaubnis ausgestellt,
mit der sie zu ihren Häusern fahren durften. Ob mit dem Auto oder dem
Zug angereist, man musste schon paar Meter laufen, um innerhalb der
Stadtmauer zum mittelalterlichen Kirmesspektakel zu gelangen.
Um den Marktplatz und in den Gassen, eingerahmt in die schöne
Fachwerkidylle des Ortes, der Stadtmauer und der Burganlage, waren die
vielen mittelalterlichen Marktstände, Spielbuden, Fress-und
Saufereien aufgebaut. Düfte aller Art begleiteten einen durch die
Budengassen, wo Kerzen und Meet, heiße Maronen, Gewürze, Gewände
und Lederwaren, Tuchhandel, Edelsteine, handgetöpfertes Steinzeug,
Schmuck und vieles mehr angeboten wurde. Selbst ein Badehaus mit
großem Bottich stand zur Verfügung. Mit Pfeil und Bogen schießen
oder mit dem Beil die Zielscheibe treffen war genauso möglich wie mit
Lederbällen die Blechdosenpyramiden abzuräumen. Wer sich das
mittelalterliche Geschehen etwas ruhiger ansehen wollte, kam freitags
am Eröffnungsabend, ein Geheimtipp. Suchende von außergewöhnlichen
Weihnachtsgeschenken wurden sicher fündig bei der reichen Auswahl.
Wie immer zeigten verschiedene Handwerker ihre Künste. Mit
mittelalterlichen Melodien, Gaukelei sowie Schabernack trat den ganzen
Samstag die Gruppe "Mucker Pazza" am Marktplatz in Erscheinung. Abends
verzauberte sie ihre Zuschauer mit einer Feuershow in eine andere
Zeit. Eine Falknerei zeigte mit ihren Greifvögeln die historische
Jagd und wer wollte, konnte sich für eine Obolus von fünf
Silberlingen mit den Tieren fotografieren lassen.
Der Sonntag ist als Familientag im Programm und sorgte für Gedränge
in den Gassen. Auch die örtliche Kindertagesstätte "Zwergenburg",
die von den Eltern der Elterninitiative organisiert und unterhalten
wird, war mit einem Stand vertreten und verkaufte Poffertjes
(Holländische Pfannküchlein), selbstgebackene Plätzchen sowie
selbstgemachte Marmelade und Spekulatiusaufstrich.
Die Katharinen-Kirmes gilt derzeit als älteste, traditionelle
deutsche Kirmes. Das Wort „Kirmes“ geht auf „Kirchweih“
zurück und verweist bei der Katharinen-Kirmes auf das Jahr 1248, als
das ortsansässige Kloster der Stadt Blankenberg zur Pfarrkirche
geweiht wurde. Seit nun 771 Jahren feiert Blankenberg seine Kirmes.
Bis zur Jahrtausendwende hatte sich die Tradition der kleinen Kirmes
halten können, fand aber immer weniger Interesse in der Bevölkerung.
Mit der Idee der Blankenberger Karnevalsfreunde und dem Siegburger
Brauchtumsverein Zarorien, das mittelalterliche Treiben wieder
aufleben zu lassen, hat sich die Kirmes am Totensonntagwochenende zu
einem Publikumsmagnet entwickelt. "Unsere Kirmes ist jetzt fast
erwachsen", blickt Zarorien-Vorsitzender Sieghard Hassel auf die
vergangenen 17 Jahre seit dem Neuanfang zurück. "Wie bei allen
Kindern, die man auf den Weg ins Erwachsenenleben führt, hatten wir
Höhen und Tiefen. Aber unsere Freude daran, diesen Markt
auszurichten, den haben wir nie verloren". Dank der zahlreichen
Spenden der Besucher konnte bislang auf Eintritt zu dem Spektakel
verzichtet werden.
- A. Heimermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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