Aera zu Ende
Schulleiter und seine Stellvertreterin gehen in den Ruhestand
Hennef - Mit einer Rede zur „Bewerbung als Pensionäre“ wollten sich
Schulleiter Wolfgang Pelz (64) und die stellvertretende Schulleiterin
Ingrid Dietel (63) gemeinsam auf der Abschiedsfeier von ihren
Schülern und Kollegen karriereabschließend vom Dienst in „ihrer
geliebten“ Gesamtschule Meiersheide verabschieden. Durch Corona muss
diese Feier verschoben werden.
Beide Pensionärsanwärter blicken mit Freude und etwas Wehmut auf
ihre langjährige gemeinsame Zeit in der Meiersheide zurück und
wissen jetzt schon, dass ihnen was fehlen wird. „Der Blick in die
leuch-tenden, strahlenden Augen meiner Schülerinnen und Schüler wird
mir fehlen“, ist sich Wolfgang Pelz sicher. „Schon ein bisschen
traurig, sich von den Kollegen und den Schülern zu verabschieden,
teilweise nur per Video“, findet auch Ingrid Dietel.
Wolfgang Pelz wurde Ostern 1996 zum ersten Schulleiter der neuen
Gesamtschule gewählt und baute sie damals mit 15 Kollegen auf. Ein
Jahr später kam Ingrid Dietel als Klassenlehrerin für evangelische
Religion und Englisch zur Meiersheide. 2012 wechselte sie die Seiten
und wurde stellvertretende Schulleiterin, was ihr nicht ganz leicht
fiel: „Mir war schon was bange, jetzt auf der anderen Seite zu
sitzen, gegenüber von Kollegen, aber das Kollegium hat es mir leicht
gemacht“, erinnert sie sich. Für Wolfgang Pelz zählt die
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seiner Stellvertreterin zu einem
der Höhepunkte seiner 25-jährigen Tätigkeit als Schulleiter.
„Unsere Besprechungen wurden immer kürzer, weil wir uns in
kürzester Zeit ausgetauscht haben und dann war die Sache klar“, so
Pelz. „Wir haben auch viel privat telefoniert über schulische
Dinge, die im Dienst nicht alle erörtert werden konnten“, ergänzt
Dietel und man habe sich gegenseitig blind vertraut.
für beide zählen auch die Abiturfeiern in den letzten sieben Jahren
zu den Highlights an ihrer Schule. „Die Vorbereitungen der
Abiturfeiern mit den Schülern hat immer so viel Spaß gemacht“,
erinnert sich Dietel. Im Rückblick zählt für sie aber auch der
internationale Schüleraustausch im Rahmen des europäischen
Bildungsprojekts „Comenius“ zu den besonders schönen Momenten.
Als Negativstes Erlebnis nennen beide spontan Corona, etwas
Schlimmeres gab es nicht. Mit Besonnenheit habe man die besondere
Herausforderung angenommen und versucht, die überforderten Kinder,
Eltern und Kollegen in der Krisensituation gebetsmühlenartig mit den
Parolen zu motivieren:
• Et hätt noch immer jot jejange
• Hauptsache wir kommen gesund durch
• Lasst euch nicht Jeck und Doll machen
• Macht nichts Unüberlegtes
„Wir haben nicht gemeckert, nicht geschimpft, wir haben liebevoll
gedeut“, so Pelz und er hat seinen Schülern vor den Abiturarbeiten
gesagt: „Wir werden euch mit Augenmaß zum Abitur führen“. Stolz
berichtet er, dass der Abiturjahrgang 2020 der beste in der Geschichte
der Schule war. Auch die Abi-Abschlussfeier habe Corona-bedingt nur im
Kreis von Lehrern und den rund 100 Abiturienten ohne Eltern, aber
trotzdem in einem ehrwürdigen Rahmen stattgefunden. „Was ist uns
wichtig“ war bei der Planung die Frage, so Pelz und wichtig war,
dass sie alle zusammen waren bei der Feier in der Mehrzweckhalle.
Pelz hängt an „seiner“ Schule. So ist er nach seinem Wissen nur
dreimal nicht gerne zum Dienst gefahren. Jeden Morgen um 6.30 Uhr war
er als erster in der Schule, obwohl er immer aus dem Süden von Köln
anreiste, aber nie im Stau stand. Es war ihm immer wichtig, mit den
Kindern, dem Kollegium, dem Hausmeister und den Sekretärinnen auf
Augenhöhe zu arbeiten. Er ist jeden Tag durch alle Pausen gegangen,
ist dabei immer auf „meine Kinder“ der 36 Klassen getroffen und
hat dabei, genau wie die Schüler, den Dialog gesucht, Probleme
erörtert und so gegenseitiges Vertrauen geschaffen.
„Hennef ist eine große Familie“, so sieht Pelz die Stadt, ob
Schüler, ehemalige Schüler, Eltern, Vereine, Presse, Sponsoren und
Verwaltung: „Wir brauchten nur zu piepsen, schon bekamen wir
Unterstützung, unglaublich“.
Noch heute haben beide Kontakt zu ehemaligen Schülern. So trifft
Ingrid Dietel beim Einkaufen in Hennef immer wieder ehemalige
Schüler, teils mit Kinderwagen und kommt mit ihnen ins Gespräch.
„Es ist immer nett, wenn ich meine Schüler treffe und es war noch
nie einer fies zu mir“, weiß sie zu berichten. Viele ehemalige
Schüler haben später in der Schule ihre Referendarzeit verbracht und
einige sind auch als Lehrer zurückgekommen. Pelz fällt dazu eine
Anekdote ein: Eine ehemalige Schülerin der 5b hatte ihr Kind an der
Schule anmgemeldet, dann ihr zweites Kind. Sie war mittlerweile mit
einem ehemaligen Schüler der 5f verheiratet und bei der
Einschulungsfeier sei er der Mutter um den Hals gefallen und habe sie
geknuddelt. Die Kinder hätten sich gegenseitig angeschaut, da habe er
nur gesagt: „So ist das hier bei uns in der Schule, wir sind eine
große Familie“.
Auf die Frage, ob Kinder heute schwieriger sind als früher, zitiert
Pelz den griechischen Philosophen Aristoteles: „Die Jugend von heute
ist so verrottet, wie keine vor ihr“ und ist der Ansicht, dass so
auch jede Generation heute noch von der nächsten spricht. „Die
Menschen sind wie sie sind und die nächste Generation ist wie sie
ist“, findet er es ganz einfach auf den Punkt gebracht.
Im Laufe seiner langen Dienstzeit hat sich der Verwaltungsaufwand in
der Schule nicht nur geändert, er ist auch größer geworden. Die
Schule hat sich weiterentwickelt, die Aufgaben und Angebote sind stets
mehr geworden und wo früher ein Brief geschrieben wurde, werden heute
E-Mails verschickt. Die Erreichbarkeit der Oberstufenschüler mit den
Lehrern und umgekehrt mit den Schülern ist vielfältiger geworden.
„In WhatsApp-Gruppen kann man sich heute schneller erreichen“,
nennt Dietel nur ein Beispiel der heutigen Kontaktmöglichkeiten.
Mit Demut und Dankbarkeit blickt Pelz auf seinen Lebensabschnitt als
Schulleiter: „Einen Beruf ausführen zu dürfen, der Berufung ist
und Freude macht, ist ein großes Glück“. Als Pensionär wird er
nun mehr Zeit für seine Frau und seinen Sohn (29) haben und mit
seinem Rennrad künftig mehr als die bisherigen 10.000 Kilometer im
Jahr fahren können.
Ingrid Dietel bleibt auch im Ruhestand Hennef treu. Sie möchte - wenn
es wieder möglich ist - viel Zeit für Reisen nutzen, so eine
Flussfahrt durch China nachholen, die durch Corona ausgefallen ist.
Sie hat zwei erwachsene Töchter (27 und 30) und wird pünktlich zum
Ruhestand im Februar Oma, womit wieder eine schöne Aufgabe mit einem
Kind auf sie wartet.
Wer die Nachfolge von Wolfgang Pelz und Ingrid Dietel antreten wird,
hat die Bezirksregierung Köln noch nicht bekannt gegeben.
- A. Heimermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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