Zeit schenken, Glück ernten
Sechs Hennefer Familienpatinnen bereichern den Alltag

Lissy Wedding und ihre Familienpatinnen Anna Montada, Andrea Schlömer, Dagmar Arens, Elke Marion Kaufmann, Barbara Schüchter und Christina Pröhl (v.li.) rufen Familien und Ehrenamtler dazu auf, am Projekt teilzunehmen. | Foto: Yasari
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  • Lissy Wedding und ihre Familienpatinnen Anna Montada, Andrea Schlömer, Dagmar Arens, Elke Marion Kaufmann, Barbara Schüchter und Christina Pröhl (v.li.) rufen Familien und Ehrenamtler dazu auf, am Projekt teilzunehmen.
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Hennef - 2015 riefen der Kinderschutzbund und das Amt für Kinder, Jugend und
Familie das Projekt „Familienpaten in Hennef - Wir entstressen Ihren
Alltag“ ins Leben. Das Angebot richtet sich an Familien, die
beispielsweise neu zugezogen sind und nicht auf ein soziales Netzwerk
aus Verwandten und Freunden zurückgreifen können. Ehrenamtliche
Helfer stehen ihnen für zwei bis drei Stunden in der Woche zur Seite.

Heute schenken sechs Patinnen Hennefer Familien mit Kindern Zeit,
damit diese mal abschalten und durchatmen können. Eine dieser
ehrenamtlich engagierten Frauen ist Christina Pröhl, die von dem
Projekt las und es gerne unterstützten wollte. Aus anfänglichem
Interesse wurde dann schnell überzeugte Einsatzbereitschaft, denn sie
erinnerte sich an Zeiten, als ihre zwei heute erwachsenen Söhne noch
klein waren. „Eine nette und kinderliebe Nachbarin ist öfters
eingesprungen und das war für mich damals eine große Hilfe“,
erzählt Christina Pröhl. Heute mit 68 Jahren möchte sie einfach
wieder etwas zurückgeben. Und was biete sich da besser an, als
ebenfalls junge Familien zu unterstützen. Die eigenen Enkelkinder,
zwei kleine Mädchen, wie sie stolz erzählt, leben nach dreieinhalb
Jahren Aufenthalt in Japan zwar glücklicherweise wieder in
Deutschland, aber immer noch 250 Kilometer von Hennef entfernt. Das
ist viel zu weit weg, um mal eben mit den Enkeln auf den Spielplatz
oder spazieren zu gehen.

Diplom-Pädagogin Lissy Wedding koordiniert das Projekt und ist für
Familien und Patinnen die erste Anlaufstelle. Die Patinnen besuchen an
zwei Wochenenden ein Qualifizierungsseminar, das sie für ihre
ehrenamtliche Tätigkeit vorbereitet. „Ich fand es sehr schön, dass
ich eine Familie mit Zwillingen bekommen habe“, freut sich Christina
Pröhl. Lissy Wedding bringt die Patinnen mit den Familien zusammen
und beweist dabei viel Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen,
sagen Pröhl und ihre Kolleginnen, die sich einmal im Monat treffen
und austauschen.

Insgesamt drei Familien mit Zwillingen nehmen am Projekt teil,
berichtet die Pädagogin. Die Patinnen verbringen zwei bis drei
Stunden pro Woche mit ihren Familien. Dabei sind die Aufgaben ganz
unterschiedlich und individuell von den Bedürfnissen der Familien und
Möglichkeiten der Patinnen abhängig. Eine Patin spielt in der Zeit
mit den Kindern, eine andere geht mit ihnen zum Spielplatz oder
begleitet sie zum Sport und Christina Pröhl geht mit den zwei kleinen
Jungen Ansgar und Frederik, zehn Monate alt, spazieren. „Auf Frau
Pröhl kann ich mich verlassen und weiß, dass die Kinder bei ihr
sicher und gut aufgehoben sind“, sagt Katharina Wegner, die Mutter
der Zwillinge. Sie genießt derweil die Zeit mit ihrem größeren Sohn
Arik. Einfach mal nur Zeit mit dem Zweijährigen verbringen zu
können, einen Kuchen gemeinsam mit ihm zu backen oder ihn auch mal
ohne die Zwillinge mit dem Fahrrad vom Kindergarten abholen zu
können, seien ein großer Luxus, betont Wegner.

Als die Zwillinge zehn Wochen alt waren, lernten sich Familie Wegner
und Christina Pröhl kennen. Beim ersten Mal habe man sich noch
vorsichtig beschnuppert, heute glucksen und lachen die Jungs
fröhlich, wenn sie ihre Patin sehen, erzählt Pröhl mit strahlenden
Augen. „Da kommt ganz viel wieder zurück und die Zeit ist eine
Bereicherung für mich und meinen Alltag, ganz zu schweigen davon, wie
schön es ist, die Entwicklung der Kinder zu beobachten“, betont
sie.

Die Touren, sommers wie winters, dauern in der Regel zweieinhalb
Stunden, da werde man schon fit, lacht Pröhl und berichtet, dass ihr
Ehemann Reiner sie hin und wieder begleite. Es gebe einem ein gutes
Gefühl zu helfen und sich dabei auch selber etwas Gutes zu tun, sagt
sie.

Christina Pröhl ist sehr hilfsbereit, liebevoll zu den Kindern und
verantwortungsbewusst, sagt Katharina Wegner und hofft, dass der
Kontakt auch nach der vorgesehenen Begleitungsdauer von einem Jahr
weiterhin bestehen bleibt. „Auch wenn das Projekt in der Regel ein
Jahr vorsieht, pflegen viele Patinnen auch anschließend noch
freundschaftlichen Kontakt mit ihren Familien“, berichtet die
Pädagogin Lissy Wedding.

Im Herbst plant sie ein Schulungswochenende für angehende Paten und
hofft auf viele Teilnehmer. Es spiele keine Rolle, wie alt man sei
oder ob man selber Kinder habe, Hauptsache man habe den Wunsch,
Kindern und Familien Zeit zu schenken, sagt Wedding. Auch die
monatlichen Treffen seien immer wieder eine Bereicherung, berichten
die Patinnen Anna Montada, Andrea Schlömer, Dagmar Arens, Elke Marion
Kaufmann und Barbara Schüchter. „Die Arbeit in den Familien macht
viel Freude und ist auch eine Bestätigung für unser Engagement“,
sagen sie geschlossen. Und aufgrund unterschiedlicher
Lebenserfahrungen und Alter bringen sie viele verschiedene Talente
mit, die sie sehr vielseitig bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit einsetzen
können.

Die 29-jährige Anna Montada arbeitet hauptberuflich in einem Labor
und hatte schon länger den Wunsch, als Ausgleich ein Ehrenamt zu
übernehmen, bei dem sie mit Menschen arbeiten kann. Bei den
Familienpaten ist sie mit ihrem Wunsch angekommen und kann nur Gutes
von dem Projekt berichten. Elke Marion Kaufmann ist bereits beim
Neugeborenenbesuchsdienst der Stadt Hennef und des Malteser
Hilfsdienstes aktiv. Die eigenen Kinder seien bereits groß, da bleibe
Zeit für mehrere Ehrenämter, berichtet sie. Neun Monate war sie die
helfende Hand in einer Familie und „das war toll“, sagt sie. Die
Begleitung ist beendet, nun habe sie wieder Zeit und Lust für neue
Aufgaben bei einer Familie. Projektkoordinatorin Lissy Wedding lernt
ebenfalls über den Neugeborenenbesuchsdienst sowie ihrer Arbeit beim
Kinderschutzbund Familien kennen und macht auf das Angebot aufmerksam.

So war es auch bei Familie Wegner, die sich sehr offen für die Idee
zeigte. Heute kann Katharina Wegner den Kontakt zu den Familienpaten
nur wärmstens empfehlen. Familien sollen sich trauen und den Kontakt
suchen, denn sie werden später sehr dankbar für das Angebot sein,
betont sie.

Alle Informationen über das Projekt Familienpaten gibt es bei Lissi
Wedding telefonisch unter 02242-5483 oder per E-Mail unter
familenpaten@dksb-hennef.de.

- Aysegül Yasari

Lissy Wedding und ihre Familienpatinnen Anna Montada, Andrea Schlömer, Dagmar Arens, Elke Marion Kaufmann, Barbara Schüchter und Christina Pröhl (v.li.) rufen Familien und Ehrenamtler dazu auf, am Projekt teilzunehmen. | Foto: Yasari
Christina Pröhl (68) und ihre Kollegin Anna Montada (29) teilen ihre Freude an der ehrenamtlichen Arbeit mit Familien und Kindern. | Foto: Yasari
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