Provisorien verworfen
Technisch und wirtschaftlich nicht empfehlenswert
Hennef - Nach eingehender Prüfung haben die Techniker der Stadtverwaltung
sowie ein beauftragtes Fachbüro die provisorische Sicherung des
Horstmannstegs verworfen. Ein Eilantrag der FDP-Fraktion hatte zu
einer eingehenden Prüfung der Möglichkeit geführt, senkrechte Anker
von der Fahrbahn der Brücke in die Pfeiler zu setzen und dadurch eine
vorläufige Freigabe zu ermöglichen. Zum Einbau der vorgeschlagenen
Verankerungsteile müssten die vorhandenen maroden Stützen angebohrt
werden. Das aber würde zu einer zusätzlichen Schwächung der bereits
einsturzgefährdeten Brücke führen, das erhebliche Risiko eines
Einsturzes bliebe bestehen. Die Stadt kann dies nicht verantworten.
Bereits zuvor hatte die Stadt die Möglichkeit geprüft, die Brücke
durch zusätzliche Stützen provisorisch zu sichern, und über die
Prüfung im letzten Bauausschuss berichtet: Diese Sicherung sei zwar
theoretisch möglich ist, so die Techniker, erfordere aber
umfangreiche Planungen, die Abstimmung und Genehmigung mit Verbänden
und Behörden, koste bis zu 150.000 Euro und dauere mindestens ein
halbes Jahr – dafür dass man die Brücke dann kurz darauf doch
abreiße. Angesichts dessen und vor dem Hintergrund der sonstigen
Bauwerksdefizite wie marodem Beton und versetzten Betonteilen sei eine
solche provisorische Maßnahme technisch und wirtschaftlich nicht
empfehlenswert.
FDP Hennef fordert die Öffnung des Horstmannstegs
In der Sitzung des Bauausschusses am 26.04.2018 hat Dipl. Ing.
Alexander Hildebrandt (Sachkundiger Bürger der FDP) dem anwesenden
Brückenplaner des Büros Verheyen einen Vorschlag zur Sanierung
unterbreitet, der auf positive Resonanz stieß. Es wird ein sehr
kurzfristiger Ortstermin mit einem Hersteller für nachträgliche
Bewehrungsanschlüsse beantragt, die binnen kürzester Zeit zu
verhältnismäßig geringen Kosten die Brücke provisorisch zur
weiteren Nutzung sanieren können. Dipl. Ing. Hildebrandt ist selbst
im Beton- und Brückensanierungsgeschäft tätig und bringt somit
neben der Expertise auch die notwendigen Kontakte zu Herstellern wie
den Firmen Hilti oder Würth mit und bietet selbstverständlich seine
Unterstützung an. Ziel ist es, die Bürger von Hennef, insbesondere
die Allner-Ortsgemeinschaft, kurzfristig und unkompliziert wieder mit
dem Hennefer Stadtzentrum zu verbinden. Eine Sperrung der Brücke für
einen so langen Zeitraum bis zur Fertigstellung eines Neubaus muss
verhindert werden, daher drängt die FDP auf eine kurzfristige
Sanierung.
Keine „Notinstandsetzung“
Auf die Forderung der FDP-Fraktion im Stadtrat nach einer
„Notinstandsetzung“ des Horstmannstegs hat die Stadtverwaltung
unmittelbar geantwortet: „Wie im Schreiben vom 27.04.2018 bereits
geantwortet, wurde die von Ihnen vorgeschlagene Lösung über die
nachträgliche Herstellung von Bewährungsanschlüsse als konstruktive
Verstärkungsmaßnahmen im Auflagerbereich von unserem Ingenieurbüro
strikt abgelehnt, da durch Bohrungen für die Sondierungs- und
Verstärkungsmaßnahmen eine Gefährdung der bereits stark
geschwächten Zugglieder nicht auszuschließen ist. Bereits in den
Sitzungen des Bauausschusses in 2014 und 2015 wurden die seinerzeit
bekannten Defizite, unter anderem hinsichtlich der
Querkraftbewährungen und der Zugstangen sowie anderer konstruktiven
Mängel ausführlich erläutert. Aufgrund dessen, dass sich nach
Betonsanierungsmaßnahmen im Auflager- und Stützenbereich wiederum
Spannungsrisse zeigten, wurde im Jahr 2016 die Zugbewehrung im
Auflagerbereich freigelegt. Durch die neu gewonnenen Erkenntnisse
erfolgte durch das Ingenieurbüro Verheyen eine statische Nachrechnung
der relevanten Brückenbauteile. Die Nachrechnung zeigt auf, dass,
auch unter Inanspruchnahme der für Bestandsbauwerke zulässigen
Nachweiserleichterungen, nach heutigen Vorschriften Defizite im
Bereich der Querkraftbewehrung vorhanden sind. Nach Aussage des Büros
Verheyen kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, dass weitere
Defizite am Bauwerk vorhanden sind. Aufgrund deren schriftlichen
Stellungnahme wurde die Brücke ab 2017 für größere
Menschenansammlungen und Veranstaltungen gesperrt. Es wurden zudem
zeitlich verkürzte Prüfungsintervalle durchgeführte, um evtl.
weitere Querschnittsreduzierungen der Zugstangen zu erkennen. Da im
Zuge dieser Prüfungen weitere Querschnittsreduzierung der Zugstangen
an vorhandenen Öffnungen eingetreten sind, empfahl das Ingenieurbüro
zusätzliche Kontrollöffnungen an Auflagerbereichen durchzuführen.
Diese ergaben, dass Teile der Zugstangen gerissen/stark eingeschnürt
und nicht vorhanden sind. Nach Aussage des Ingenieurbüros war die
Resttragfähigkeit der Bauteile so gering, dass eine Sperrung der
Brücke zu veranlassen war. Im Ergebnis kann eine uneingeschränkte
Nutzung der Brücke lediglich mit den von Ihnen vorgeschlagen
konstruktiven Verstärkungsmaßnahmen im Auflagerbereich nicht
erreicht werden.“
Bürgermeister Klaus Pipke betonte anlässlich des neuerlichen
Vorstoßes der FDP: „Ideen für provisorische Lösungen sind nur
dann sinnvoll, wenn der Ideengeber anschließend auch die volle
Verantwortung für die Tragfähigkeit der Brücke übernimmt. Nach
unseren Erkenntnissen können wir als Stadt dieses Risiko nicht mehr
tragen und konzentrieren uns jetzt auf einen möglichst zügigen
Neubau und die dafür nötigen Gespräche und Abstimmungen, aber nicht
mehr auf nur theoretisch mögliche, provisorische und
unwirtschaftliche Lösungen mit Restrisiko.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.