Glücksfund
Bauarbeiten an Kartäuserkirche legten Kapellen-Fundamente frei
INNENSTADT - (ha). Als „archäologischen Glücksfund“ bezeichnete der
Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Dr. Marcus Trier, die
Freilegung dreier Kapellen-Fundamente aus dem 17. Jahrhundert auf dem
Gelände der Kartäuserkirche.
Die auf 1670 datierten Gemäuer waren während Routinearbeiten zur
Wasserversorgung und Entwässerung auf dem südlichen Terrain der
Anlage entdeckt worden.
Neben den Fundamenten der Stifterkapellen zu Ehren der Heiligen Bruno,
Barbara und Hugo von Lincoln, fand das Ausgrabungsteam um Architekt
Markus Lenzen Reste historischer Kacheln und Porzellanstücke,
darunter auch Pfeifenstücke. Historisch besonders wertvoll sind
geborgene Ziegel, die aus dem späten 14. Jahrhundert datieren und
nach Einschätzungen der Experten zu den ältesten derartigen
städtischen Objekten nach den im Kölner Dom verbauten Materialien
gehören. Die Existenz der jeweils wenige Quadratmeter umfassenden
Kapellen war historisch belegt. Erstmals wurden nun Überreste
freigelegt. Laut Einschätzung der Wissenschaftler sind die Chöre der
Stätten in ihrem Fundament fast vollständig erhalten. Mit weiteren
Funden im Zuge der Ausgrabungen sei zu rechnen, so Kunsthistoriker
Manfred Loevenich.
„Die Entdeckungen sind deshalb so wichtig, weil sie Mosaiksteine der
Kölner Stadt-, Kloster- und Kirchengeschichte darstellen. Die
Lückenhaftigkeit der schriftlichen Überlieferungen aus der
Zeitperiode lässt sich oftmals nur durch die Architektur ausgleichen.
So erhalten wir Anhaltspunkte, wie die Menschen seinerzeit lebten“,
unterstreicht Marcus Trier den Wert der Ausgrabungen.
Nach einer Säuberung und Archivierung im Römisch-Germanischen Museum
sollen einige der Objekte in der Klosteranlage ausgestellt werden. Das
Kapellen-Areal wird nach einer schonenden Bestandsaufnahme mit
ausführlicher Dokumentation wieder verfüllt.
„Natürlich wird es durch die aktuellen Geschehnisse zu
Verzögerungen bei den Wasserversorgungs- und Entwässerungsarbeiten
kommen. Doch wann wir hier fertig werden, ist aufgrund der Funde
völlig unerheblich. Da stehen wir unter keinem Zeitdruck“,
erklärte Pfarrer Mathias Bonhoeffer. Momentan gehe man von vier bis
sechs zusätzlichen Wochen für die Tätigkeiten aus. Die Kosten der
Gesamtmaßnahmen bezifferte Bonhoeffer auf rund 140.000 Euro.
Zuwendungen erhält die Klosteranlage im Rahmen des
Denkmalförderungsprogramm NRW. Weitere Mittel stellt die Evangelische
Kirche zur Verfügung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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