Plüsch, Pralinen und Party
Das Gloria Theater feiert 60-jähriges Bestehen

Zeitzeugen und Begleiter der Geschichte des Gloria teilten Erinnerungen und Anekdoten aus 60 Jahren Gloria an der Apostelnstraße. | Foto: Foto: Wesselmann
  • Zeitzeugen und Begleiter der Geschichte des Gloria teilten Erinnerungen und Anekdoten aus 60 Jahren Gloria an der Apostelnstraße.
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Innenstadt - (sw). Hinter dem Theater Gloria (Apostelnstraße 11) liegt eine wilde
und ereignisreiche 60-jährige Geschichte. Was heute als gemütliche
Eventlocation bekannt ist, in der nationale und internationale
Musikgrößen wie Placebo, Coldplay oder Muse intime Konzerte spielen
und regelmäßig die WDR Ladies Night aufgezeichnet wird, startete am
30. November 1956 als das damals 81. Kino in Köln.

Neben deutschen, französischen und italienischen Filmen strömten die
Zuschauer in amerikanische Blockbuster wie „Manche mögen’s
heiß“ mit Marilyn Monroe oder „Frühstück bei Tiffany“ mit
Audrey Hepburn. Ende der 60er Jahre wandelte sich das Programm. Es
wurden Aufklärungsfilme wie Oswalt Kolles „Die Frau, das unbekannte
Wesen“ gezeigt. In der Mitte der 70er Jahre wurde das Programm, mit
der Entscheidung des Bundestages, die bislang verbotene Filme
erlaubte, dann zunehmend pornografisch. Der frühere
Pornofilm-Produzent Mike Hunter erinnert sich: „Die Sex-Filme von
heute sind mit denen von damals gar nicht zu vergleichen. Früher
hatten die Filme noch eine richtige Handlung. Die Dreharbeiten haben
manchmal über sechs Wochen gedauert. Das war noch richtige
Pornografie.“ Jedoch hatte das neue Filmangebot auch einen Haken,
den Zuschauer wie Kinobetreiber jedoch zu umgehen wussten. Da die
Kinos kein Geld für die Vorführung von Pornofilmen nehmen durften,
kauften die Besucher am Kassenhäuschen des Glorias eine Schachtel
Pralinen und schauten den Film umsonst an.

Mit dem Einzug der Fernseher in die Kölner Wohnzimmer nahmen die
Besucherzahlen in den Kinos so stark ab, dass es zu einem großen
Kino-Sterben kam. Auch dem Gloria ging es viele Jahre wirtschaftlich
nicht gut, bis es in den 90er Jahren von Rainer Büchel und Stephan
Dick übernommen und zu einem beliebten Partyort für die
schwul-lesbische Gemeinschaft wurde. Auch das kulturelle
Unterhaltungsprogramm nahm in dieser Zeit zu. Hella von Sinnen trat
mit ihrem Programm „Ich bremse auch für Männer“ auf und prägte
damit die bis heute andauernde Comedy-Geschichte des Gloria.
Natürlich ist das Theater auch eng mit dem Karneval verbunden. 1995
initiierten dort Prominente wie Hella von Sinnen, Ralf Morgenstern und
Georg Uecker die Rosa Sitzung. Statt „Kölle Alaaf“ wird auf der
Apostelnstraße nur „Kölle Aloha“ gerufen.

Nach einem Betreiberwechsel in 2001, übernahmen Claudia Wedell und
Michael Zscharnack 2004 die Leitung des Gloria und machten es zu einem
angesagten Club, in dem sich nationale wie internationale Größen die
Klinke in die Hand geben.

Schon lange ist das Gloria nicht mehr für nur eine „Schublade“
bekannt oder wird nur von einer Besuchergruppe frequentiert. Hier
kommen alle zusammen, um eine gute Zeit miteinander zu verbringen.
„Ich bin stolz, ein Begleiter dieses Hauses sein zu dürfen. Unser
Ziel ist es immer wieder aufs Neue unseren Künstlern und Gästen ein
Wohnzimmer für einen Tag zu sein“, erklärt Zscharnack.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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