Innenstadt
Der Kampf um die vergessenen Frauen
INNENSTADT - (nk). Das Bürgerkomitee „Alternative Ehrenbürgerschaft
Kölner“ hat sich zum vierten Mal für eine Persönlichkeit
entschieden, der 2017 diese Ehrung zuteil wird. Die Auszeichnung
„Alternativer Bürger“ wird am 8. Januar 2017 im Isabellensaal des
Gürzenich an Irene Franken überreicht.
Irene Franken wurde im Oktober 1952 geboren, sie studierte an der
Universität zu Köln und machte ein Referendariat als
Realschullehrerin, für die Fächer Deutsch und Geschichte. Mit der
Veröffentlichung von ersten Artikeln zur Kölner Frauengeschichte in
der New-Wave-Zeitschrift KOBRA und der Konzeption und Durchführung
der Kunstausstellung zum Thema „Die Frau in der Geschichte Kölns“
hat sie spätestens seit 1985 ihr Thema gefunden. „Mein
Geschichtslehrer hat mich belogen. Frauen entdecken ihre Historie.“,
das ist der Titel des ersten Aufsatzes von Irene Franken aus dem Jahre
1986. Im selben Jahr gründete sie mit anderen Frauen den Kölner
Frauengeschichtsverein e.V., dem sie bis heute Stimme und Gesicht
verleiht.
1986 sorgte Irene Franken mit dafür, dass das
„Seidenmachergässchen“ in „Seidenmacherinnengässchen“
umbenannt wurde, nachdem sie anhand von Literaturbeispielen nachwies,
dass dieses Handwerk im spätmittelalterlichen Köln ausschließlich
von Frauen ausgeübt wurde. Als im darauffolgenden Jahr der Ratsturm
mit einem neuen Figurenprogramm konzipiert wurde, trat sie entschieden
für mehr weibliche Persönlichkeiten unter den 124 Skulpturen ein.
Statt fünf wurden es nach langen und heftigen Debatten 18 Frauen aus
Kölns Stadtgeschichte, die einen Platz am Ratsturm erhielten.
Irene Franken geht es dabei um mehr Anerkennung und Gleichbehandlung
von Frauen in der kulturellen Repräsentation.
Mit der Anregung und Begleitung der historischen Ausstellung „Zehn
Uhr pünktlich Gürzenich. Hundert Jahre bewegter Frauen in
Köln.“ tat sie einen weiteren Schritt zur Sichtbarmachung und
Ermutigung weiblicher Einflussnahme, unter anderem durch das
Frauenwahlrecht. 1995 erschien „Frauen in Köln: Der historische
Stadtführer“.
Irene Franken hat zahlreiche Kölnerinnen und Rheinländerinnen der
Vergessenheit entrissen und ihre Bedeutung für die Stadt und
Geschichte dokumentiert. „Ich arbeite in Kollektiven, aus eigener
Kraft hätte ich das gar nicht alles schaffen können“, betonte
Irene Franken. „Es gibt noch viel zu tun“, ist sie sich sicher,
„viel Forschungsarbeit wartet auf uns, uns fehlen die Quellen, auch
wir leiden unter dem Einsturz des Stadtarchivs. Wir arbeiten an einer
Digitalisierung unserer Arbeiten, denn auch hier wurden Frauen
vergessen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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