BI will Auswirkungen der Drogenszene dokumentieren
„Die Stadt soll hinschauen!"

Der Neumarkt ist seit Jahren ein Hotspot der Drogenszene. | Foto: Broch
  • Der Neumarkt ist seit Jahren ein Hotspot der Drogenszene.
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Innenstadt - (sb). „Drogenkonsum, Drogenhandel, Beschaffungskriminalität,
unangenehme und bedrohliche Situationen, Müll,
Drogenhinterlassenschaften und Sachbeschädigungen prägen unser
Umfeld.

Wir möchten dies gern gemeinsam mit Ihnen festhalten, um transparent
zu machen, was hier am Neumarkt und in den angrenzenden Wohnvierteln
tagtäglich passiert“, erklärt die Bürgerinitiative Zukunft
Neumarkt e.V. (BI). Dazu wendet sie sich an die Bürger: Diese sollen
ihre Erlebnisse mit der Drogenszene im Bereich Neumarkt schildern und,
wenn sie wollen, mit Fotos belegen. Die Schilderungen stellt die
Initiative anonymisiert in einer virtuellen Karte auf ihre Website.

Schon seit drei Jahren stünde die BI in Kontakt mit Politik und
Verwaltung, um eine Lösung zu finden – bisher ohne Erfolg,
erläutert Walter Schuch vom Vorstand. „Die Stadt versucht immer das
Gleiche und nichts wird besser“, kritisiert er. Für den 2016 vom
Rat beschlossenen Drogenkonsumraum habe sie immer noch keine
Räumlichkeiten gefunden, weil ein entsprechendes Sicherheitskonzept
fehle.

Das sei aber vonnöten, weil für das Umfeld eines solchen Raumes
nicht nur der Betreiber, sondern auch der Vermieter in der
Verantwortung stehe, meint Schuch. Die Zustände am Neumarkt seien
unhaltbar, beschreibt er. Drogenmüll, Essensreste, Exkremente,
Passanten, die belästigt werden, seien an der Tagesordnung. Ein
großes Problem für die Anwohner und die Gewerbetreibenden, berichtet
er. „Einige, wie im Haubrichforum, haben einen privaten
Sicherheitsdienst. Das kostet sie 60.000 Euro im Jahr. Kunden fühlen
sich unwohl. Wir vom Sanitätshaus müssen 2.000 Euro für die
Extra-Reinigungen der Bürgersteige zahlen. Mitarbeiter haben schon
gekündigt wegen der Situation“, erzählt Schuch. Mit den
Schilderungen und Fotos will die BI erreichen, dass die Stadt endlich
hinschaue, wie es am Neumarkt und in der Umgebung wirklich aussehe,
sagt er.

Drei Monate testete die BI die neue Dokumentationsfunktion unter ihren
Mitgliedern. In dieser Zeit seien über tausend Meldungen eingegangen.
Seit Anfang August ist die Funktion öffentlich zugänglich. Bereits
in den ersten zwei Tagen seien über hundert Vorfälle gemeldet
worden, so Schuch. Die BI sichtet zunächst alle Meldungen, das macht
viel Arbeit. „Wir wollen keine Hasskommentare und keine Polemik, wir
wollen sachlich die Zustände dokumentieren“, betont Schuch. Man
habe die Daten der Melder und werde, wenn möglich, auch die
Schilderungen prüfen, ganz ausschließen könne man Manipulationen
der Meldungen dennoch nicht, so Schuch.

Die Drogenhilfe Köln e.V. begrüßt das Projekt ,„wenn die
Beschaffung der Fakten dazu dient, die Kenntnis der Stadtverwaltung
durch konkrete Hinweise zu verbessern und damit bei den
verantwortlichen Fachämtern die Voraussetzungen schafft, die
richtigen Entscheidungen für alle Beteiligte zu treffen“, erklärte
Leiter Thomas Hambüchen auf Nachfrage des Kölner Wochenspiegels. Das
Sozialdezernat wollte sich nicht äußern, da die Stadt die Arbeit von
Bürgerinitiativen nicht bewerte, so das Presseamt der Stadt.
www.zukunft-neumarkt.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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