Neue Ausstellungen im EL-DE-Haus
„Diversity“ und „Objektgeschichten aus Gedenkstätten in NRW“
Vom 31. August bis 22. Oktober 2023 zeigt das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln gleich zwei Gastausstellungen, die von unterschiedlichen Einrichtungen entwickelt wurden:
- Die Ausstellung „Diversity“ haben Absolvent*innen der Fachhochschule Dortmund entwickelt.
- Bei der Schau „Mehr als man kennt – näher als man denkt. Objektgeschichten aus Gedenkstätten in NRW“ handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Landeszentrale für politische Bildung und dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW, dem auch das NS-DOK angehört.
Die beiden Ausstellungen stehen für unterschiedliche Schwerpunkte in der Arbeit des NS-DOK: Als zeitgeschichtliches Museum und Gedenkstätte sammelt und bewahrt das NS-DOK Zeugnisse und Lebensgeschichten zur Zeit des Nationalsozialismus. Gleichzeitig richtet das Haus mit Bildungs-, Beratungs- und Veranstaltungsangeboten den Blick auch auf Diskriminierungsformen in der heutigen Gesellschaft und hat das Ziel, zu informieren und zu sensibilisieren.
Gesellschaftliche Diversität ist ein Thema, das viele bewegt, manche ermüdet, für hitzige Diskussionen sorgt und polarisiert. Die Wanderausstellung „Diversity“ möchte über verschiedene Dimensionen von Vielfalt informieren und lädt dazu ein, miteinander statt übereinander zu sprechen.
Die Liste der Aspekte, die Menschen einen oder unterscheiden, ist unendlich lang. Einige Unterscheidungsmerkmale jedoch tauchen in Debatten immer wieder auf: sexuelle Orientierung, Geschlecht, Behinderung, Herkunft, Religion und Generation. Diese Merkmale stehen in Kontexten von Diskriminierung, Marginalisierung und ungleichen gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Wie ist es möglich, Diskussionen um Vielfalt angemessen zu führen? Welche Perspektiven und welche Sprache braucht es, um ihrer Komplexität und Relevanz Rechnung zu tragen?
Diese Fragen adressiert die Ausstellung in mehreren Interviews zu Lebensrealitäten – häufig werden Diskussionen über Vielfalt ohne die Betroffenen geführt. Besucher*innen der Ausstellung können sich über eine Interviewserie an sechs Stationen den Dimensionen von Diversität annähern und sich anhand von Erklär-Karten mit Definitionen zu verschiedenen Begriffen auseinandersetzen und für künftige Gespräche wappnen.
In der Ausstellung „Mehr als man kennt – näher als man denkt“ stehen Objekte und ihre Geschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus im Zentrum: Die Gegenstände gehörten Menschen, denen sie geraubt wurden oder die sie für die Gegenwart retteten. Im Lauf der Zeit veränderten sie ihre Bedeutung. Die einen waren einst wichtiger Bestandteil religiöser Feiern, die anderen halfen ganz praktisch im Alltag. Manches Ding war Spielzeug, manches war Schmuck. Heute besitzen sie alle dieselbe Funktion: Die Erinnerung wachzuhalten, entweder an Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden, oder aber um den einstigen Täter*innen ein Gesicht zu geben, sodass aus einer belasteten Vergangenheit Lehren gezogen werden können.
Hinter jedem Objekt steht eine Gedenkstätte: Ein Desinfektionsapparat, der während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Gestapo-Untersuchungsgefängnis am Appellhofplatz genutzt wurde, verweist auf das EL-DE-Haus. Er sollte die von den Häftlingen ausgehende Seuchengefahr bannen, ohne dass die Gestapo die massive Überbelegung der Zellen stoppen oder die miserablen hygienischen Haftbedingungen verbessern musste.
Wie das NS-DOK in Köln, die größte Einrichtung unter den Gedenkstätten, Dokumentationszentren und Erinnerungsorten in NRW, sind es diese Orte, die die Objekte und ihre Geschichten für die Zukunft bewahren. Sie stehen stellvertretend für den Auftrag ihrer Aufbewahrungsorte: Sich immer wieder der Vergangenheit zu stellen und nach ihrer Bedeutung für die Gegenwart zu fragen.
Die Gegenstände repräsentieren die Vielfalt der Gedenkstättenlandschaft in NRW: 29 Einrichtungen haben es sich zum Auftrag gemacht, die Vergangenheit zu erforschen, an die Ereignisse zu erinnern und historische Zeugnisse für die Zukunft zu bewahren. Ausgehend vom authentischen Ort nehmen sie verschiedene Perspektiven auf die NS-Geschichte ein und setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Von gesellschaftlichen Initiativen und Ehrenamtlichen gegründet, leben diese Einrichtungen bis heute vor allem vom lokalen Engagement.
Ausstellungsdaten:
„Diversity“ und „Mehr als man kennt – näher als man denkt. Objektgeschichten aus Gedenkstätten in NRW“
31. August bis 22. Oktober 2023
Di–Fr: 10–18 Uhr
Sa–So: 11–18 Uhr
Eintritt: 4,50 Euro / ermäßigt 2,- Euro (kostenfrei am 1. Donnerstag im Monat)
Begleitveranstaltungen zur Ausstellung „Diversity“:
31. August 2023, 19 Uhr
Vortrag von Linda Fisahn und Christoph Rodatz: „I can be your translator. Wir performen auf demselben Tisch – kreative Prozesse in heterogenen Gruppen“, anschließend führen die Gestalterinnen Anica Jacobsen und Friederike Emming in die Ausstellung „Diversity“ ein.
19. Oktober 2023, 19 Uhr
Podiumsdiskussion: Diversity – Zwischen Teilhabe-, Antidiskriminierungs- und Privilegienarbeit mit Fabian Ceska (detox identity), Jinan Dib (Politische Bildungsreferentin), Mischa Regenbrecht (rubicon e.V.), Stella Shcherbatova (NS-DOK) und Joanna Peprah (Moderatorin, Aktivistin, Therapeutin).
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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