Die Stadt benötigt einen prospektiven Plan
Drogen bekämpfen

Dr. Thomas Hambüchen, Geschäftsführer der Drogenhilfe Köln e.V., sprach über die Kriminalität an großen öffentlichen Plätzen. | Foto: Dr. Thomas Hambüchen
  • Dr. Thomas Hambüchen, Geschäftsführer der Drogenhilfe Köln e.V., sprach über die Kriminalität an großen öffentlichen Plätzen.
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Innenstadt - (ans). Köln und seine großen öffentlichen Plätze: Seit Jahren
stehen sie in der Kritik, ein Treffpunkt für Kleinkriminelle,
Drogendealer und Drogenabhängige zu sein, die im Gewirr des Alltages
untergehen und unbemerkt ihren Geschäften nachgehen. Nach der
jüngsten Eskalation der Kriminalität am Ebertplatz mit dem Mord an
einem jungen Drogendealer sah sich die Stadt in der Pflicht zügig zu
handeln.

Die ersten Sicherheitsmaßnahmen wurden durchgeführt: Lampen erhellen
den Platz und die patrouillierenden Teams des Ordnungsamtes und der
Polizei sollen die Kriminellen vertreiben. Vertreiben - aber wohin? Wo
werden die Dealer und Drogenabhängigen sein, wenn sie nicht mehr am
Ebertplatz sind?

„Die Dealer melden sich garantiert nicht beim Jobcenter zur
Umschulung, sondern sie werden ihr Geschäftsmodell beibehalten und
die Drogen woanders verkaufen“, sagt Dr. Thomas Hambüchen, seit
2005 Geschäftsführer der Drogenhilfe Köln e.V. Und in Köln gibt es
einige große Plätze, die für die Kriminellen Raum bieten wie zum
Beispiel Neumarkt, Wiener Platz, Breslauer Platz oder Rudolfplatz.
„Große Plätze sind für Dealer gut, wenn sie sich im Getümmel
verstecken können, wenn sie verwinkelt sind und tote Ecken haben“,
erklärt Dr. Hambüchen. „Deswegen muss man überlegen, ob man
infrastrukturell etwas tut. Die Dealer kommen nicht, weil sie den
Neumarkt so schön finden, sondern weil da Nachfrage besteht nach
ihrem Produkt, und sie mit diesem Verkauf ihren eigenen Konsum und ihr
Leben finanzieren können.“

Die Dealer könne man nur langfristig vertreiben, wenn sie keine
„Nachfrager“ mehr haben. Dafür müsse man bei Jugendlichen
Drogenprävention machen, damit sie gar nicht erst einsteigen, rät
der Fachmann. Die Stadt müsse einen prospektiven Plan entwickeln und
die verschiedenen sozialen Dienste, wie die Drogenhilfe Köln e.V.
oder SKM mit einbinden. „Man muss präventiver arbeiten, und nicht
erst, wenn es brennt“, kritisiert Dr. Hambüchen. „Wie sieht es in
Köln in fünf Jahren aus? Keine Ahnung, mit uns hat keiner
gesprochen. Und die Idee, dass Hilfesysteme helfen können, ist im
Moment nicht Mainstream“.

So ein Hilfesystem wäre zum Beispiel ein Drogenkonsumraum. Neben
Räumen zum kontrollierten Drogenkonsum gibt es dort, wenn es nach dem
Konzept der Drogenhilfe Köln ginge, ein Café oder einen
Aufenthaltsraum sowie Beratungsräume, in denen Sozialarbeiter die
Suchtkranken durch gezieltes Ansprechen zum kontrollierten Entzug und
Wiedereingliederung in die Gesellschaft bewegen könnten.

Die Polizei müsse ebenfalls härter durchgreifen und die Dealer
vergrämen. „Indem man ein bisschen böser ist. Indem man ihnen
Schwierigkeiten macht. Indem man sie beobachtet. Indem man mit ihnen
redet. Indem man Streetworker dahin schickt. Indem die Polizei ein
bisschen stärker präsent ist und indem die Bürger sich mit
einmischen und beim Ordnungsamt anrufen, wenn sie einen Dealer bei der
Arbeit beobachtet haben und dass das Ordnungsamt dann auch kommt. Wir
müssen schauen, dass wir die dunklen Ecken wegkriegen und dass die
Stadt dort nicht an Strom spart. Wir müssen an allen
Aktivitäts-Schrauben drehen, damit es besser funktioniert. Und da ist
die Idee eines runden Tisches gut. All die, die in den verschiedenen
Instanzen sitzen, müssen mitmachen“.   

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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