Immer unangepasst, frech und kreativ
„Edelweißpiratenfestival“ feiert 20. Geburtstag

In den vergangenen Jahren hatte das Festival annähernd 5000 Besucher. | Foto: Krauthäuser

Gesellschaftlich unangepasst, lebensbejahend und kreativ: Die „Edelweißpiraten“ waren Jugendgruppen, die in Köln während der Nazi-Zeit unterschiedliche Formen des Widerstandes praktizierten. Einige haben für diese Haltung mit dem Leben bezahlt. Ihnen zu Ehren findet jährlich das Edelweißpiraten-Festival statt. Das Event feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag.

von Holger Bienert

Köln
. Es gibt Begegnungen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Inspiriert durch die Ausstellung „Von Navajos und Edelweißpiraten“ im NS-Dokumentationszentrum 2004 feierte das Festival 2005 seine Premiere. 20 Jahre später treten unter dem diesjährigen Leitmotto „Singen hilft“ 25 Bands auf fünf verschiedenen Bühnen am 30. Juni (ab 14.30 Uhr) im Friedenspark auf.
Musikalisch lässt sich für jeden etwas finden. Die Breite reicht vom Punk, Rock und Reggae über Laien-Orchester zu Schülerbands und Klaus, dem Geiger. Der Stil-Mix, so Festival-Leiter Jan Krauthäuser, kommt an. Allein in diesem Jahr haben sich über 100 Bands um eine Teilnahme beworben. Einzige Auflage: Jede Band, die mitmacht, muss einen Song aus der Zeit der „Edelweißpiraten“ performen. Beliebt sind dabei Songs wie „Edelweißpiraten sind treu“, „Wir sind eine kleine verlorene Schar“, die „Rheinische Vandalen“ oder das Lieblingslied von Sophie Scholl „Schließ Aug und Ohr“. „Mit den modernen Interpretationen haben die Zeitzeugen, die noch auf den ersten Festivals selber auftraten und ihre Lieder sangen, immer ein wenig gefremdelt. Aber der Humor und das Freche in den Liedern funktioniert heute noch“, so Krauthäuser.
Auch mit dem Sammelbegriff „Edelweißpiraten“ mochten sich nicht alle anfreunden. „Das war eine sehr breite Bewegung in Köln und sehr heterogen. Die Jugendlichen damals haben sich in der Tradition der Wandervogel-Bewegung gesehen.“ Von den Zeitzeugen lebt mittlerweile niemand mehr. Waren sie auf der Bühne so lang es ging noch selber musikalisch präsent, erinnern nun Banner mit Zitaten der „Piraten“ an den Widerstand. Auch der diesjährige Leitspruch „Singen hilft“ stammt von Gertrud „Mucki“ Koch, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Zusätzlich erinnert eine Ausstellung zum Edelweißpiratenfestival an die Zeitzeugen, die das Event entscheidend geprägt haben.
Das Festival beginnt bereits am 29. Juni mit einem Lagerfeuersingen. Mehr Infos zum Festival gibt es online unter edelweisspiratenfestival.de

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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