Ausbruch und Sinnlichkeit
Friedrich Schillers Ballade „Der Alpenjäger“
Innenstadt - (ha) Mit einer turbulenten Inszenierung von Friedrich Schillers
Ballade „Der Alpenjäger“ beging das Berufskolleg an der
Lindenstraße (BKAL) die bereits dritte Kooperation mit dem Theater am
Bauturm. Nach einer nur viertägigen Probenzeit gelang dem
43-köpfigen Ensemble zweier Klassen der Höheren Handelsschule unter
der Regie von Laurenz Leky eine sehens- wie hörenswerte Collage, die
zwischen Schillers Zeilen und persönlichen Lebensreflektionen der
Schüler changierte. Für die Organisation und pädagogische
Unterstützung zeichneten wiederum Lehrkräfte des Literaturzweigs der
Stätte verantwortlich. Trotz der mehr als zwei Jahrhunderte
umspannenden Distanz zwischen Autor und Darstellern gelang den
Teenagern die Transformation des Stücks über Freiheitsdrang,
Ausbruch und Besinnung in die Gegenwart. So gewährte die Schilderung
persönlicher Geschichten Einblicke in den Alltag der Jugendlichen und
jungen Erwachsenen. Frust, Spaß, Hoffnungen oder Ängste prägten die
Szenen. Dem Schillerschen Sturm und Drang gemäß hatte Bauturm-Leiter
Leky auch ein Scheitern des Projekts in die Performance eingewoben.
Scheinbare Unstimmigkeiten unter den Schauspielern sorgten dabei zur
Überraschung der Zuschauer für einen Bühnentumult in der
vollbesetzten Aula. Das Publikum feierte die unkonventionelle
Aufführung schließlich nach rund 30 Minuten mit langanhaltendem
Applaus.
„Mir hat das alles unheimlich viel Spaß gemacht. Wir haben uns
untereinander viel besser kennen gelernt, obwohl wir ja schon seit
einem Jahr in dieser Klasse sind. Ich habe gelernt, dass meine
Mitschüler sehr offen und nett sind. Es war das erste Mal, dass wir
nicht nur kleine Gruppen waren, sondern eine Einheit“, erklärte
Darsteller Mohamed (19) unmittelbar vor der Aufführung. „Natürlich
kannte ich den Namen Friedrich Schiller. Ich habe mich mit ihm und
seinen Texen aber vorher nie auseinandergesetzt. Es war eine starke
Erfahrung, mit den anderen zusammen zu arbeiten. Ich hätte nicht
gedacht, dass wir sowas wirklich durchziehen“, zeigte sich auch
Teilnehmerin Lara (18) von der Produktion, deren pädagogischer
Mehrwert die Stärkung von Softskills wie Selbstbewusstsein, Teamwork
und Durchhaltevermögen beinhaltete, angetan.
„Ich nehme die Arbeit mit den Schülern so ernst wie Aufführungen
vor Fachpublikum. Gerade an einem Wirtschaftsgymnasium, wo Theater
vielleicht nicht so selbstverständlich verankert ist wie an einer
Schule mit Kunstschwerpunkt, macht dieses Engagement Sinn“, sagte
Regisseur Laurenz Leky im Gespräch mit dem Kölner Wochenspiegel. Im
Vorfeld der Arbeiten hatten die Schüler eine Aufführung des
Bauturm-Stücks „Der 7. Kontinent“ besucht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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