Hundehalter und Tierschutz kritisieren Hundewiese
„Gute Chance, überfahren zu werden"
(sb). „Prima, endlich eine Fläche, wo ich Toni laufen lassen
kann“, freute sich Eva Erb, als sie die umzäunte Hundewiese im
Volksgarten entdeckte. Sie ließ ihre elf Monate alte Hündin von der
Leine, die drehte begeistert ihre Runden. Die Freude währte kurz,
denn plötzlich verschwand Toni im Gebüsch – und kam nicht wieder.
Denn die Fläche ist nur teilweise umzäunt. Der Zaun läuft entlang
des Fuß- und Radweges zum Park hin und längs der Seiten. Dort aber
nur ein Stück weit und auch nach hinten an der Böschung zum Bahndamm
gibt es keinen Zaun. Das ist durch das Gebüsch zunächst nicht zu
erkennen – eine gefährliche Täuschung.
„Ich dachte, die Wiese sei komplett umzäunt. So wirkt es, wenn man
davor steht“, berichtet Eva Erb. Toni konnte sie nach einer Jagd
durchs Gebüsch glücklicherweise wieder einfangen - jenseits der
Hundewiese, auf dem Rad- und Fußweg. Toni kommt aus dem Tierschutz
aus Spanien und lebt gerade drei Monate bei ihrem neuen Frauchen.
Rückruf muss sie erst noch lernen. „Gerade den, dachte ich, könnte
ich hier üben, in einer sicheren Umgebung“, bedauert Erb. Ähnlich
erging es Nina Uscátegui mit Wanda, ebenfalls elf Monate und aus dem
Tierschutz. Die Hündin lebt seit drei Monaten bei der 20-Jährigen in
Zollstock. „Ich kann Wanda noch nicht freilassen und dachte, auf der
umzäunten Wiese geht das, hier kann ich sie laufen lassen und mit ihr
üben“, erzählt Nina. Nach kurzem Spiel auf der Wiese lief Wanda
aber die Böschung hoch Richtung Bahngleise. „Ich habe einen
Riesenschreck bekommen, bin hinterher, aber es hat gedauert, bis ich
sie hatte“, so die frischgebackene Hundehalterin.
Weder sie noch Eva Erb werden die Freilauffläche wieder als solche
nutzen. „Es müsste zumindest einen Hinweis an der Wiese geben, dass
der Zaun nicht rundherum läuft“, ärgert sich Erb. Außerdem,
finden sie und Nina, sollte es eingezäunte Hundewiesen in Köln
geben. Das meint auch Carina Neubohn, deren Hund Harry, den sie erst
seit einem Monat hat, ebenfalls auf der Fläche im Volksgarten
Richtung Bahndamm weggelaufen war. „Es wirkt, als sei alles
eingezäunt und ich finde, es wäre nicht zu viel verlangt, wenn diese
und andere Hundewiesen in Köln komplett eingezäunt wären. Es gibt
so viele Tierschutzhunde hier, die Angst haben, wo man nicht weiß,
wie sie reagieren“, sagt sie.
Kritik kommt auch vom Kölner Tierschutzverein e.V. „Der
Hundeauslauf im Volksgarten ist meines Erachtens als solcher
überhaupt nicht brauchbar, vielmehr halte ich ihn für ausgesprochen
gefährlich. Der Auslauf befindet sich in unmittelbarer Nähe zur
Vorgebirgstraße und direkt am Bahndamm. Das verschlimmert die
Situation, denn ein ausgebüchster, eventuell panischer, Hund hat gute
Chancen entweder vom Zug oder einem Auto überfahren zu werden“,
warnt die Vorsitzende Anne-Katrin Kolditz. Hundefreilaufflächen in
der Stadt seien sinnvoll, sollten aber grundsätzlich rundum und
vollkommen eingezäunt sein und zwar so hoch, dass kein Hund über den
Zaun springen könne, erklärt sie. „Auch ein souveräner und gut
hörender Hund kann sich mal erschrecken und weglaufen“, so Kolditz.
Generell würden Hundefreilaufflächen in Köln nicht eingezäunt,
erläuterte das städtische Grünflächenamt. „Dies ist nicht
gewollt und wäre auch finanziell sehr aufwendig. In Köln gibt es 85
Hundefreilaufflächen, die dann ständig gewartet und gegebenenfalls
repariert werden müssten“, teilte es mit. Bei zumindest einigen
Wiesen sollte das drin sein, bei so vielen Hundehaltern in Köln und
156 Euro Hundesteuer im Jahr, meinen Eva Erb, Nina Uscátegui und
Carina Neubohn. Das wäre auch für Radfahrer und Spaziergänger
sicherer, finden sie.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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