„Ich stehe immer noch unter Schock!“
Hupke über Karneval im Kwartier Latäng
INNENSTADT - (ha). Herr Hupke, Sie hatten vor einigen Wochen zu einem
öffentlichen Diskussionsabend über die Auswüchse des Karnevals im
Kwartier Latäng geladen und die Entwicklungen vehement kritisiert.
Hat sich infolge der Resonanz Ihr Gemütszustand verändert?
Andreas Hupke: Die Veranstaltung hat mir Mut gemacht. Es waren im
Vorfeld viele Menschen aus dem Veedel an mich herangetreten, die
gesagt haben, „Andreas, wir müssen was unternehmen. So geht es
nicht weiter“. Das sehe ich genau so. Ich stehe immer noch unter
Schock vom 11. November letzten Jahres, bin aber ein wenig gefasster.
Was da abgegangen ist, hätte mein Vater als Sodom und Gomorra
bezeichnet – einen totalen Verfall aller Werte.
Können Sie das konkretisieren?
Andreas Hupke: Die Polizei sprach in dem Zusammenhang von cirka 25.000
Besuchern des Veedels. Ich bin mir sicher, dass es wesentlich mehr
waren, wohl um die 35.000 Menschen. Dass sind Massen wie bei einem
großen Rockkonzert, nur, dass es dafür strenge Sicherheitsauflagen
gibt, die bei uns fehlen. Ich habe von morgens bis abends an unserem
Hauseingang als Security gestanden, um fremde Menschen, die mit
größter Selbstverständlichkeit im Hof ihre Notdurft verrichten
wollten, am Eingang zu hindern. Viele Touristen kommen mit der
Einstellung, „Es ist Karneval. Wir dürfen alles machen, was wir
wollen“, nach Köln. Die Stadt hat in diesem Zeitraum längst das
Image eines Ballermanns und ist mitunter ein rechtsfreier Raum
geworden. Eine Zeitung hatte in diesem Zusammenhang von einer
„Invasion der Sauftouristen“ gesprochen, was die Sache auf den
Punkt bringt. Die Stadt darf nicht so mit Füßen getreten werden. Die
vielen Kioske erweisen sich dabei als verheerend. Die mit dem
Alkoholkonsum verbundenen Aggressionen und die Verschmutzungen sind
nicht tolerierbar. Wenn dann nicht einmal Einsatzfahrzeuge durch die
Menschenmassen kommen, um in Notsituationen zu helfen, muss jedem klar
sein, dass gehandelt werden muss.
Sie beziehen sich ausschließlich auf den 11.11.?
Andreas Hupke: Überwiegend ja. An Weiberfastnacht war es nicht ganz
so schlimm. Der diesjährige Rosenmontagszug war dagegen absolut
vorbildlich. Hier zeigt es sich, wie wichtig eine gute, professionelle
Planung ist. Ich bin selbst ein glühender Freund des ursprünglichen
Karnevals, bei dem friedlich miteinander gefeiert wird. Dass dies noch
möglich ist, sieht man neben dem Rosenmontagszug auch bei den Schull-
und Veedelszöch oder beim Geisterzug.
Was schlagen Sie vor, um das Problem der karnevalistischen Auswüchse
im Veedel anzugehen?
Andreas Hupke: Wir brauchen Reglementierungen und eine
Zusammenführung von unterschiedlichsten Kräften. Neben der Polizei,
der Feuerwehr und Mitarbeitern des Ordnungsamts müssen sich auch die
Bürger verstärkter engagieren und Zusammenhalt demonstrieren. Es
gilt grundsätzlich, mehr Verantwortung für das Veedel und den darin
lebenden Menschen zu übernehmen. Das ist nur möglich, wenn solche
„Feiertage“ besser durchdacht werden, ohne jetzt den Anspruch zu
haben, den Stein der Weisen zu finden.
Wie könnten diese Reglementierungen in der Praxis aussehen?
Andreas Hupke: Das müssen die Fachleute von Polizei, Feuerwehr oder
der Stadtverwaltung entscheiden. Ob es 10.000 oder 8.000 feiernde
Leute sind, die das Kwartier verkraftet, kann ich nicht beurteilen.
Wie wird in der Sache weiter verfahren?
Andreas Hupke: Ich plane für die Zeit nach den Osterferien eine
weitere Bürgerdiskussion, bei der Vertreter aller relevanten
Institutionen anwesend sein sollen. Vielleicht ergeben sich dadurch
bereits wertvolle Vorschläge, die umgesetzt werden können.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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