Andreas Hupke im Interview
„Köln braucht keinen Karneval mit Ballermann-Charakter“
Das Jahr 2024 hat gerade begonnen. Doch was sind die bedeutendsten Fragen im Veedel? Und wie schreiten wichtige Projekte voran? Express – Die Woche hat Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) zum Kurzinterview gebeten:
Welches Problem beschäftigt die Menschen in der Innenstadt aus Ihrer Sicht am meisten und wie wollen Sie dieses angehen?
Immer mehr Wegzug von - jungen - Familien, wegen einer fortschreitenden nicht mehr lebenswerten und teuren Innenstadt. Hohe Mieten, immer noch zu wenig Rad- und Fußgänger*rinnen-Struktur, Umweltbelastung – unter anderem wegen extremen Durchgangsverkehr – und aufgrund von verstärktem Homeoffice ist es auf dem Land attraktiver geworden. Als ehrenamtlicher Politiker gilt es unter anderem die Stadtgesellschaft, den Rat, die Landes- und Bundespolitik auf diese schleichende Katastrophe lautstark aufmerksam zu machen. Diese komplexe und komplizierte Aufgabe muss gemeinsam und am besten parteiübergreifend angegangen werden.
Wie kann es zu einem schöneren Erscheinungsbild der Stadt mit weniger Bauzäunen und Müll kommen?
Diese Aufgaben müssen unbedingt dezentralisiert und den Bürgerämtern zugeordnet werden. Mit einer personellen Aufstockung wären verwaiste Baustellen schnell geräumt und die Bußgelder – welche erheblich erhöht werden müssten – könnten viel häufiger ausgesprochen werden. Zudem gibt es in anderen Städten schon viel pragmatischere Lösungen, wie in Minden oder Tübingen, wo es einen eigenen To-go-Becher gibt. Es sind „kleine“ Lösungen, die Großes bewirken: In Deutschland werden laut dem Bundesministerium für Umwelt stündlich rund 320 000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht, hiervon sind bis zu 140 000 Becher „To-go“. Pro Jahr sind das fast drei Milliarden Einwegbecher.
Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Grünflächen zur Karnevalszeit besser zu schützen?
Eine völlig andere Werbestrategie: „Weniger ist mehr“! Weg von den „Groß-Events“ mit Ballermann-Charakter, wie zum Beispiel im „Kwartier-Latäng“ am 11.11. oder auch mittlerweile im Belgischen Viertel! Kein Festival-Gelände als sogenannte Ausweichfläche an den Karnevalstagen im Inneren Grüngürtel. Kleine Grünflächen konsequent einzäunen. Zurück zu den kulturellen Wurzeln des Karnevals und Alternativangebote zur Zülpicher Straße und Belgisches Viertel. Da gibt es genug von, es muss nur gewünscht und gewollt sein.
Wie wollen Sie dafür sorgen, dass die Drogen-Hot-Spots in der Innenstadt verschwinden?
Mit einem schon beim Rat eingeforderten konsequenten und gut ausgestattetem dezentralen Drogenkonzept für die ganze Stadt, welches durch allerbeste Fachleute Tag für Tag umgesetzt und damit eingehalten wird.
Inwiefern kann eine City-Maut für den motorisierten Verkehr in der Innenstadt sinnvoll sein und sprechen Sie sich dafür aus?
Ich war und bin kein Freund von einer City-Maut, weil diese die Verkehrsprobleme in den Innenstädten nicht lösen kann und sie dafür sorgt, dass nur noch Reiche in die Citys fahren können. Das würde auch für Köln gelten.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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