„Ich sehne mich nach Ruhe“
Kurt Janda feierte seinen 104 Geburtstag
Innenstadt - (ha). Kurt Janda spricht aus, was sich vermutlich nicht wenige
Menschen im hohen Alter wünschen, jedoch seltenst in der
Öffentlichkeit äußern: Der Rentner findet Trost im Gedanken an den
Tod. „Ich möchte gerne sterben. Ich finde nichts Schlimmes dabei,
das zu sagen. Nach so einem langen Leben ist man im Alter zunehmend
eingeschränkt. So viel Lebensqualität geht verloren. Ich finde, dass
es irgendwann kaum noch zu ertragen ist und Schluss sein sollte. Ich
sehne mich nach Ruhe“, sagt Kurt Janda mit gefasster Stimme.
„Ich war immer sehr aktiv, habe in der Freizeit Extrembergsteigen
gemacht, Skilanglauf betrieben und im Beruf als Ingenieur in Equador
Dämme gebaut, die immer noch stehen. Und nun kann ich nicht mal mehr
laufen. Es ist nicht einfach, damit klar zu kommen, auch wenn sich
meine Tochter so aufopfernd um mich kümmert“, so der Zeitzeuge, der
am 19. November seinen 104. Geburtstag beging.
Der Sohn eines Forstbeamten und einer Hausfrau wurde 1913 im heutigen
Tschechien geboren und wuchs mit zwei Geschwistern auf. Nach dem
Abitur und einem Bauingenieurstudium in Brünn stieg Janda zu einem
gefragten Experten in Sachen Staudamm-Errichtung auf. Mit seiner 1941
geheirateten Frau Lieselotte und zwei Kindern zog es den Ingenieur
nach Afrika und Südamerika, bevor die Familie sich Mitte der
1960er-Jahre in Deutschland niederließ. Zunächst in Duisburg
ansässig, fanden die Jandas in Köln-Poll ihren Lebensmittelpunkt.
Nach 51 gemeinsamen Ehejahren verstarb Gattin Lieselotte 1992. Neben
seiner Passion für den Beruf und den Sport genoß Kurt Janda vor
allem die Musik. Als ältestem Abonnenten der Kölner Philharmonie
wird dem zweifachen Urgroßvater am 13. Dezember eine besondere Ehre
zuteil: Ensemble-Mitglieder des Gürzenichorchesters werden dem neuen
Wohnsitz des Rentners im St. Vincenz-Haus einen Besuch abstatten und
im Festsaal der Stätte Kostproben ihres Könnens darbieten. „Darauf
freue ich mich sehr. Eine wirklich schöne Geste“, so der
104-Jährige. Dem entgegengesetzt steht jedoch die Wahrnehmung des
politischen Zeitgeschehens: „Ich schaue mir nur noch selten die
Nachrichten an. Überall Krieg und Krisen. Ich kann das ganze Töten
nicht mehr ertragen. Es wäre doch furchtbar, wenn wir aus unserer
Vergangenheit nichts gelernt hätten“, resümmiert der Rentner eine
Zivilisationsgeschichte, in der das Leid seine steten Runden zieht.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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