Zeit heilt keine Wunden
Lesung im NS-Dokumentationszentrum

Anita Lasker-Wallfisch gehörte dem sogenannten „Mädchenorchester“ in Auschwitz an. | Foto: ha
  • Anita Lasker-Wallfisch gehörte dem sogenannten „Mädchenorchester“ in Auschwitz an.
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Innenstadt - (ha) Anita Lasker-Wallfisch las im vollbesetzten Saal des
NS-Dokumentationszentrums aus ihren Lebenserinnerungen „Ihr sollt
die Wahrheit erben“ und stellte in Zusammenarbeit mit dem
Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln ein Manifest gegen
Antisemitismus und für Menschenfreundlichkeit vor. Die
Holocaust-Überlebende aus dem sogenannten „Mädchenorchester von
Auschwitz“ besuchte im Rahmen eines mehrtätigen Aufenthaltes den
ehemaligen Sitz der Kölner Gestapo. Nach ihrer Befreiung durch die
Alliierten im Frühjahr 1945 hatte die Autorin als Cellistin unter
anderem im Londoner Chamber Orchestra gespielt. In der Autobiographie
schildert die Zeitzeugin das Schicksal ihrer jüdischen Familie und
den gemeinsamen Überlebenskampf mit ihrer Schwester Renate in
Auschwitz und Bergen-Belsen.

„Alles bei mir war ein Wunder. Ich bin nach Auschwitz gekommen und
habe mich darauf vorbereitet, in die Gaskammer zu gehen. Stattdessen
habe ich Cello gespielt“, sagte die Künstlerin im Rahmen eines
Pressegesprächs unmittelbar vor der Lesung. In Bezug auf ihren
Auftrag, an das Geschehene zu erinnern, sprach sich Lasker-Wallfisch
für eine humane Vermittlung an die Jugend aus: „Ich finde es gar
nicht wichtig, den jungen Menschen das Grauen beizubringen. Sie sollen
sich jetzt anständig verhalten und nicht so blöd sein“, verwies
die in England lebende Musikerin und Schriftstellerin auf die
Leichtgläubigkeit der Gesellschaft unter der Herrschaft der
Nationalsozialisten.

Im Manifest des Diözesanrates und ihrer Botschafterin appellieren die
Verfasser an die Zivilisationen, gegen Völkermord, ethnische
Säuberungen, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit
anzukämpfen. „Gemeinsam müssen wir die schreckliche Wahrheit des
Holocausts gegen diejenigen verteidigen, die ihn leugnen. Wir müssen
die moralische Verpflichtung unserer Völker und die Verpflichtung
unserer Regierungen stärken, um sicherzustellen, dass künftige
Generationen die Ursachen des Holocausts verstehen und über seine
Folgen nachdenken können. [...] Weder die Zeit noch das Vergessen
heilt unsere Wunden[...]“, heißt es in dem Papier.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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