Schüler erinnern an jüdische NS-Opfer
Ministerin Gebauer besuchte Projekt

Bei einer Führung durch das NS-Dokumentationszentrum erklärte der Direktor Dr. Werner Jung den Schülern und Lehrern des Gymnasiums Kreuzgasse und der Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer, die unterschiedlichen Räume. | Foto: Wesselmann
  • Bei einer Führung durch das NS-Dokumentationszentrum erklärte der Direktor Dr. Werner Jung den Schülern und Lehrern des Gymnasiums Kreuzgasse und der Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer, die unterschiedlichen Räume.
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INNENSTADT - (sw). Die Oberstufenschüler des Gymnasiums Kreuzgasse ignorieren
nicht die Vergangenheit ihrer Schule und die Repression, die einst
jüdische Schüler des Gymnasiums erleiden mussten. Jedes Jahr werden
vor der Schule mehrere Stolpersteine verlegt, die jeweils an einen
jüdischen Schüler erinnern, die unter dem NS-Regime gelitten haben
und in 32 Fällen sogar ermordet oder in den Tod getrieben wurden. 

Die Geschichten dieser ehemaligen Mitschüler arbeiten die Schüler
dann im Unterricht auf. Einige von ihnen nehmen sogar freiwillig an
der AG Erinnerungskonzepte teil, in der sie sich noch intensiver mit
den Geschichten befassen und diese dann zu Vorträgen erarbeiten.
Einen dieser Vorträge präsentierten sie kürzlich exemplarisch im
NS-Dokumentationszentrum (Appellhofplatz 23-25) vor Lehrern, dem
Direktor des Zentrums Dr. Werner Jung uns der Ministerin für Schule
und Bildung NRW, Yvonne Gebauer.
Erzählt wurde die Lebensgeschichte von Richard Rosendahl, dessen
Stolperstein 2014 verlegt wurde. Er legte im Jahr 1933 das Abitur am
Real-Gymnasium Kreuzgasse ab, durfte jedoch das angestrebte Studium
aufgrund seiner Herkunft nicht aufnehmen. 1934 wurde er von der
Gestapo verhaftet und wegen Hochverrats zu zehn Jahren Zuchthaft
verurteilt. 1943 wurde er nach Auschwitz überstellt, wo er im Mai
1945 befreit wurde.
In ihrem Vortrag setzten sich die Schüler mit der Tatsache
auseinander, dass verurteilte Menschen wie Rosendahl die Beweise für
ihre Straftilgung und eine miteinhergehende Entschädigung selbst
vorbringen mussten, was aufgrund mangelnder Unterlagen oft zu langen
bürokratischen Verzögerungen führte. Bei Rosendahl dauerte dies
über vier Jahre. Im Jahr 1962 stellte Rosendahl einen Antrag auf
Erwerbsminderungsrente, da er während seiner zwölf Jahre in
Kerkerhaft körperlich sehr beeinträchtigt war. Anschließend an den
Vortrag diskutierten alle Anwesenden in kleinen Gruppen den Bericht
des Facharztes, der Rosendahl hinsichtlich seines Antrages untersucht
hat und tauschten sich dann in der großen Gruppe über die Ergebnisse
aus. Die Geschichtslehrerin Silke David zeigte sich begeistert von
ihren Schülern: „Ich finde die machen das immer wieder so toll. Man
muss vor allem bedenken, dass sie das alles freiwillig neben ihren
sonstigen Pflichten machen. Teilweise treffen wir uns sogar schon vor
Beginn des Unterrichts.“
Nach einer anschließenden Führung durch das NS-Dokumentationszentrum
bedankte sich Ministerin Gebauer bei den Schülern und Dr. Werner Jung
und betonte: „Da ja die Zeitzeugen so langsam aussterben, ist es
besonders wichtig, dass sich die jungen Menschen mit diesem dunklen
Kapitel unserer Geschichte beschäftigen und es weitertragen. In
Israel gibt es den Spruch: Verzeihen ja, vergessen nie.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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