Kein Konsens über Drogenkonsumraum
Reker traf auf besorgte Bürger
INNENSTADT - (ha). Oberbürgermeisterin Henriette Reker traf im Rahmen ihres
Besuches in der Bezirksvertretung nicht auf die Kritik der
Parlamentarier, sondern zahlreicher Anwohner aus dem Umfeld des
Neumarkts. Die Agenda hatte als ersten Tagespunkt die Diskussion über
den vom Rat beschlossenen Drogenkonsumraum in Neumarktnähe
festgelegt. Mit dem angekündigten Besuch der OB sahen die
Bürgerinitiativen eine Chance, die oberste Stadtrepräsentantin mit
ihrem Unmut in der Sache zu konfrontieren.
Neben moderaten, sachlichen Stimmen, die vor allem eine Schaffung von
Fakten bemängelten und eine Beteiligung im Entscheidungsprozess
forderten, nutzten einzelne Bürger ihr Kommen auch für die
Verlautbarung vehementer Ansichten. So warf ein
Grundstückseigentümer Rat und Stadtverwaltung vor, „ohne
Rücksicht auf die Bewohner Feldversuche zu starten.“ Diese
Unterstellung wies Reker entschieden zurück und bat um eine
konstruktive Mitarbeit. Argumente betreffend eines gescheiterten
Drogenkonsumraum-Modells in Düsseldorf bezeichnete Experte Marco
Jesse von Vision e.V. als unseriös. „Das Programm wirkt entlastend
für den öffentlichen Raum. In Köln steigen die Todesraten von
Drogenabhängigen wieder. Wir brauchen daher ein adäquates Angebot.
Dass Drogenkonsumräume wirken, ist erwiesen. Wir machen keine
Experimente“, so der Fachmann.
Bezirksbürgermeister Andreas Hupke warnte im Verlauf der Diskussion
davor, die Einrichtung der Stätte ohne Alternativvorschläge
abzulehnen.
Unterstützung erhielten die Anwohner von CDU-Bezirksvertreter Günter
Leitner: „Wir möchten nicht, dass der Konsumraum in der
Thieboldsgasse 44 eingerichtet wird, sondern an anderer Stelle in
Neumarktnähe. Uns ist dieser Raum einfach vorgesetzt worden. Wir sind
nicht gefragt worden. Wir wollen die Bürger an der Entscheidung über
den Drogenkonsumraum beteiligt wissen“, sagte der Politiker unter
dem Applaus der Bürgerinitiativen. Dabei wurde Leitner von der
Oberbürgermeisterin hinsichtlich des Standortes korrigiert. Demnach
gäbe es noch keine offizielle Adresse.
In ihrem Schlusswort wandte sich Henriette Reker an die Konzeptgegner:
„Ich nehme für mich mit, dass Sie den Drogenkonsumraum ablehnen und
die Situation, so, wie sie ist, richtig finden. Ich nehme mit, dass
Sie glauben, es wird schlimmer. Aber wir machen das doch nicht, um
Ihre Existenzen zu gefährden. Troisdorf hat mehr Drogenkonsumplätze
als Köln. Köln ist absolutes Schlusslicht mit bisher drei Plätzen.
Ich bitte Sie, uns die Chance zu geben, das zu lösen.“ Darüber
hinaus äußerte sich die Oberbürgermeisterin zum Thema
„Bürgerbeteiligung“: „Was mich zum Nachdenken bringt, ist der
Hinweis, die Nachbarn seien nicht mitgenommen worden. Beteiligung
heißt nicht, dass Einzelinteressen wahrgenommen werden. Es heißt,
Hinweise ernstzunehmen, zu prüfen und mitunter auch zu sagen, dass
diese nicht weiter entwickelt und umgesetzt werden können“, so
Reker.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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